@allZunächst einmal bitte ich um Entschuldigung, wenn ich mich hier ungefragt in eine Diskussion einmische, zu der ich mich, mangels Ortskenntnis und Kenntnis der Regionalgeschichte, eigentlich gar nicht äußern kann.
Ich tue das aber jetzt trotzdem mal, weil ich mich mit der Geschichte der Hexenverfolgung hier in meiner Heimat (Siegen - Freudenberg - Friesenhagen) etwas näher beschäftigt habe und da durchaus Parallelen sehe.
"Hexentanzplätze" dürfen keinesfalls mit Hinrichtungsstätten verwechselt werden!
Denn letztere waren sehr real - erstere reine Phantasiegebilde!
Mir ist kein Fall bekannt, in dem der Hinrichtungsort von "Hexen" mit den vermeintlichen Tanzplätzen identisch wäre!
Frauen und Männer, die, meist auf Grund falscher Verdächtigungen, im Zusammenhang mit Zauberei und/oder Hexerei beschuldigt waren, wurden, da nach damaliger Rechtsprechung ein Urteil ohne "Geständnis" nicht möglich war, in der Regel zum Zwecke der "Wahrheitsfindung" einer "peinlichen Befragung" unterzogen.
Ein Euphemismus für Folter.
In den "Geständnissen" tauchen immer wieder Hinweise auf "konspirative" Treffen mit Satan auf, die auf sogenannten "Tanzplätzen"
vollzogen wurden.
Auffallend oft sind diese Treffen erotisch konnotiert ("Buhlschaft" mit dem Teufel bzw. seinen Abgesandten).
Natürlich bekamen die "Hexenrichter" und deren Schergen von den Folteropfern zu hören, was sie wollten - je "spannender" die Opfer die Geschichte erzählten, desto besser.
Und je mehr weitere Menschen, die durch die "Geständnisse" in den Strudel hereingezogen und beschuldigt wurden, desto erfolgreicher die Richter.
Und trotzdem:
Da sich in den Verhörprotokollen immer wieder, unabhängig von den Angaben der "befragten" Personen, Hinweise auf die gleichen "Tanzplätze" ergeben, liegt der Schluss nahe, das zwar die angeblich dort stattgefundenen "Hexentänze" und "Buhlschaften" Fiktion sind, nicht aber die Bedeutung der genannten Orte selber.
Diese Orte, in unserer Region sind das z.B. der "Hollenstein" oder die "Kanzel", haben mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Bedeutung im Bezug auf vorchristliche Kulte, deren eigentlicher Ursprung zur Zeit der Hexenverfolgung im Bewusstsein der Bevölkerung nicht mehr genau bekannt war, wiewohl sich die Bedeutung des Ortes als eines "mythischen" Platzes sehr wohl im Gedächtnis bewahrt hatte.
In unserer Region, einem alten Grenzgebiet zwischen Siegerland, Sauerland und Bergischem Land, dürften es Kulte keltischen / germanischen Ursprungs gewesen sein (im Zusammenhang z.B. mit der frühzeitlichen Eisengewinnung und Verarbeitung), auf die die "Tanzplätze" zurück zu führen sind.
Ich weiß nicht, ob das auf die Region um Treuchtlingen auch zutreffend ist.
Hinrichtungsstätten haben jedenfalls mit "Tanzplätzen" nichts zu tun.
Das ergibt sich auch schon aus den Flurnahmen (z.B. "Galgenberg", "Rabenstein", "Schindanger" usw.).
pharmi schrieb am 20.11.2019:könntest du stillhalten während du verbrennst?Sehr wahrscheinlich nicht. Und genauso werden die angeblichen Hexen im Feuer gezappelt haben was man auch als tanzen bezeichnen könnte.Daher dann wohl Hexentanzplatz.
Nein:
Die Verurteilten haben bei der Vollstreckung des Urteils nicht "im Feuer gezappelt".
Denn:
1. Viele Verurteilte wurden vor der Verbrennung mit dem Schwert (Enthauptung) hingerichtet.
2. Die lebendig zu verbrennenden Opfer wurden mit Stricken und / oder Ketten an einem Pfahl fixiert, so dass ein "Zappeln" nicht möglich war.
3. Vielen Delinquenten wurde vor bzw. während der Hinrichtung vom Scharfrichter der "Gnadentod" (sog. Retentum) gewährt, z.B. durch Erdrosseln.
4. Die Opfer, denen diese "Gnade" nicht zu Teil wurde, wurden bereits nach kurzer Zeit auf Grund des Sauerstoffmangels und der Rauchgase bewusstlos - und konnten nicht mehr "zappeln"...
Das soll die Grausamkeit dieser Hinrichtungsart nicht relativieren!
Der Hinweis dient nur zur Erklärung.
Claudia