Das Voynich-Manuskript
18.11.2013 um 20:52
Habe mir jetzt mal alle Bilder des Manusskript hinter einander angesehen, und mir fällt auf, dass zB die botanischen Bilder unterschiedlich gut sind, bzw unterschiedliche Reifegrade des Zeichners erkennen lassen.
Entweder arbeiteten hier verschiedene Zeichner oder einer, der dabei älter wurde.
Im Gegensatz zu einigen Aussagen hier entdecke ich sehr wohl Blumen, die mir bekannt vorkommen, allen voran eine blaue Kornblume, die im Manuskript des öfteren in unterschiedlicher Darstellungsqualität vorkommt.
Auch wenn einige über den Vorschlag, es wären Kinderzeichnungen lästern, so wage ich zu behaupten, sie sind es dennoch. Der vermuteten Altersspanne von 10/12 - 16 stimme ich zu, vor allem bei den botanischen Bildern.
Malen und Zeichnen war in Zeiten ohne Computerspiele und Facebook eine gern gewählte Freizeitgestaltung von Kindern aus besserem Hause, die nicht auf dem Feld oder in einer elterlichen Werkstatt arbeiten mussten, und deren Eltern sich eben Papier und Farben leisten konnten.
Blumenpflücken und gepresst Sammeln war ebenfalls ein Hobby, und danach sehen etliche der Zeichnungen auch aus: hier wurde gezeichnet, was zuvor gesammelt und konserviert worden war. Dafür spricht auch, dass die meisten Blätter aussehen, als hätte man sie erst fast vollständig mit der Zeichnung ausgefüllt und erst später beschriftet, wobei das Einteilen des Blattes für das Bild (gemeinsam mit der Schrift) durchaus einen künsterlischen Reifungsprozess erkennen lässt. Je besser und feiner die Darstellungen, umso optimaler wird auch der vorhandene Raum genutzt, was im Prinzip ein Zeichen für den besser werdenden Umgang mit der Kunst ist.
Auch dürften die Zeichnungen zeitlich nicht so entstanden sein wie sie thematisch geordnet sind, denn innerhalb der Blumenbilder lassen sich Entwicklungen erkennen. Ich sehe auch keinen Grund zur Annahme, dass damals ein größeres Kind oder ein Teenager nicht in der Lage gewesen sein sollte, ordentlich zu zeichnen oder Tierkreiszeichen darzustellen. Die hatten viel Zeit zu üben, und waren daher in jedem Alter heutigen Kindern rein zeichentechnisch überlegen.
Dem Zeichner lagen einige Motive besser, andere weniger, einige sind offenbar der Natur abgeguckt, andere eher nur schematisch und fast immer gleich - zB die Frauen sehen nahezu alle gleich aus und sind auch (bis auf eine Ausnahme) fast immer gleich dargestellt. Ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass jemand für sich eine Darstellungsweise/einen Stil gefunden hat, die/den er (oder auch sie) stets wiederholt, ohne sich nicht um eine individuelle naturgetreue Abbildung zu bemühen (im Gegensatz zu den botanischen Darstellungen).
Es handelt sich möglicherweise um Arbeiten einer einzigen Person, und die fertigte sie im Laufe ihres Lebens, oder eines Abschnittes davon, an. Mit dem Älterwerden änderten sich die Themen, bis das Werk eben mit Rezepten endete, die man als Erwachsener brauchte.
Gerade weil Papier und Farben kostbar waren, schmiss man ein einmal entstandenes Bild nicht einfach weg. Irgendwann einmal hat der/ein BesitzerIn seine/ihre gesammelten Werke eben gebunden, eventuell auch, weil sie als Geschenk für ein eigenes Kind gedacht waren oder eben nur zur Erinnerung.
Vielleicht auch als Erinnerung an eine verstorbene Person, deren Werke man sich gerne behalten wollte.
Kinder und Jugendliche sind sehr wohl in der Lage, lange und schön zu schreiben, soferne sie nichts anderes zu tun haben, und ihre Zeit zum Üben verwenden. Nicht vergessen, die Kinder damals ließen ihre Feinmotorik nicht bei stundenlangen Fernsehen verkümmern. Auch das Erfinden von Geheimschriften ist nicht untypisch für Kinder. Ich selbst hatte eine, nur für mich und ein paar Freunde, wir waren da so 12 oder 13 Jahre alt.
Auch sieht die Schrift auf den ersten Seiten blasser und nicht so schön exakt gestaltet aus wie auf den späteren, durchaus ein Zeichen von Entwicklung oder einer späteren Verwendung einer Schablone.
Die Seitenzahlen sehen übrigens so aus, als hätte man sie erst nachträglich, nachdem man sich für die Reihenfolge der Blätter entschieden hatte, eingefügt - die wirken wie aus einem Guß und weisen einen durchaus erwachseneren Diktus auf.
Diese Seitenzahlen sehen auch ausgesprochen "modern" aus, vielleicht weiß wer genauer Bescheid über die Formen von Zahlen und deren Verwandlungen im Laufe der Zeit.
Meine momentante favorisierte Meinung: eine Art persönliches Journal, gesammelte Werke für die familiäre Nachwelt, etc. Fotoalbum ohne Fotos, sozusagen.