Sagen aus Eurer Heimat...
20.07.2008 um 22:27Österreich:
Der Basilisk von Wien:
Große Aufruhr herrscht gegen Ende der Nacht im Juni des Jahres 1212 im Haus des habgierigen, jähzornigen Bäckermeisters Garhibl in der Schönlaterngasse 7. Kathrin sollte Wasser aus dem Brunnen holen. Nun steht sie da und stammelt etwas von einem Untier, das sie am Grund des Brunnens gesehen haben will, von bestialischem Gestank, der von unten heraufsteigt, und von seltsamen Geräuschen, die sie gehört haben will.
Meister Garhibl ist wütend über die vermeintlichen Phantasien des Mädchens. Doch auch er kann nicht leugnen, daß ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase steigt.
"Ich schau nach", meint Geselle Heinrich, greift sich eine Pechfackel, läßt sich an ein Seil binden - das der Garhibl und der andere Geselle, der Hans, halten - und steigt in den Brunnen hinab.
Plötzlich schreit er, daß es einem durch Mark und Bein geht. Das Licht im Brunnen verlöscht. Schnell zieht man ihn herauf. Er ist ohnmächtig. Sie öffnen ihm das Hemd und fächeln ihm Luft zu. Endlich erwacht er.
"Ein Untier", stammelt er. "Scheußlich! ... den Kopf vom Hahn ... den Leib von der Kröte ... den Schwanz soooo lang und schuppig ... und es trägt eine Krone mit leuchtend roten Edelsteinen ... und stinkt!!!"
Sie glauben ihm - der Garhibl, die Garhiblerin, die Kathi und der Hans.
"Ja was tun wir denn da?" fragt die Kathrin schaudernd.
Der Meister weiß Rat und schickt sie los, um den Stadtrichter zu holen.
Es dauert wohl eine Stunde, bis er, der ehrenwerte Herr Jakob von der Hülben, eskortiert von der Scharwache und von zahllosen Schaulustigen beim Bäckermeister eintrifft. Dankbar und erleichtert berichtet ihm der Meister, was geschehen ist.
Der Stadtrichter überlegt ratlos. Da tritt ein Mann aus der Menge hervor - ein Studierter, ein Doktor und in allen Naturerscheinungen bestens bewandert.
"Da unten sitzt ein Basilisk", erklärt er.
"Ein Basilisk?" fragt die Kathi. "Wos is'n des?"
"Wenn ein Hahn ein Ei legt", spricht der Mann weiter, "und das Ei von einer Kröte ausgebrütet und das Junge dann von einer Schlange aufgezogen wird, dann entsteht dieses Untier. Sein Atem stinkt nach Verwesung und sein Anblick ist abgrundtief häßlich. Wer es ansieht, ist dem Tod geweiht. Kein Speer, kein Schwert, keine Lanze, ja nicht einmal Feuer können dem Basilisken etwas anhaben."
"Ah wui!" sagt die Kathi leise.
Der Stadtrichter, die Bäckersleute und das staunende Volk sind entsetzt.
"Gibt's nicht irgendwas, was das Untier vernichtet?" fragt Meister Garhibl, der sich bereits gezwungen sieht, Haus, Hof und Backstube wegen diesem Basilisken aufzugeben.
"Doch, doch", antwortet der Gelehrte. "Einer muß sich hinunter wagen und dem Tier einen Spiegel vorhalten, auf daß es bei seinem eigenen Anblick zerplatzt."
Totenstille herrscht. Verlegen blicken die Männer der Scharwache zu Boden. Die Menge weicht unmerklich zurück.
"Ich probier's!" ruft der Geselle Hans. Und zum Bäckermeister gewandt sagt er: "Und wenn ich's schaff', dann krieg ich die Agathe zur Frau."
Garhibl stimmt zu - lieber seine Tochter mit dem Gesellen verheiraten, als Haus und Hof verlassen müssen.
Schnell wird der Wandspiegel des Bäckermeisters aus der Stube geholt. Dem Hans wird noch ein bißchen Wachs in die Ohren gestopft, dann wird er an das Seil gebunden und in den unheimlichen Brunnen gelassen. Den Spiegel hält er vor sich wie ein Schild.
Plötzlich ein grauenvoller, herzzereißender Schrei - ausgestoßen vom Basilisken, der sich zum erstenmal selbst sieht. Dann ein ohrenbetäubender Knall!
"Tot ist er!" schreit Hans überglücklich von unten herauf.
Wohlbehalten, aber trotz der Ohrpfropfen vorerst ein bißchen schwerhörig, verläßt Hans unter dem Jubel der Menge den Brunnen. Heinrich stirbt noch am selben Tag. Der Brunnenschacht wird zugeschüttet. Und der tapfere Hans hat bald die hübsche Agathe geheiratet.
Noch heute erinnert in der Schönlaterngasse im 1. Bezirk obige Wandmalerei samt steinernen Basilisken an die Begebenheit.
Der Basilisk von Wien:
Große Aufruhr herrscht gegen Ende der Nacht im Juni des Jahres 1212 im Haus des habgierigen, jähzornigen Bäckermeisters Garhibl in der Schönlaterngasse 7. Kathrin sollte Wasser aus dem Brunnen holen. Nun steht sie da und stammelt etwas von einem Untier, das sie am Grund des Brunnens gesehen haben will, von bestialischem Gestank, der von unten heraufsteigt, und von seltsamen Geräuschen, die sie gehört haben will.
Meister Garhibl ist wütend über die vermeintlichen Phantasien des Mädchens. Doch auch er kann nicht leugnen, daß ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase steigt.
"Ich schau nach", meint Geselle Heinrich, greift sich eine Pechfackel, läßt sich an ein Seil binden - das der Garhibl und der andere Geselle, der Hans, halten - und steigt in den Brunnen hinab.
Plötzlich schreit er, daß es einem durch Mark und Bein geht. Das Licht im Brunnen verlöscht. Schnell zieht man ihn herauf. Er ist ohnmächtig. Sie öffnen ihm das Hemd und fächeln ihm Luft zu. Endlich erwacht er.
"Ein Untier", stammelt er. "Scheußlich! ... den Kopf vom Hahn ... den Leib von der Kröte ... den Schwanz soooo lang und schuppig ... und es trägt eine Krone mit leuchtend roten Edelsteinen ... und stinkt!!!"
Sie glauben ihm - der Garhibl, die Garhiblerin, die Kathi und der Hans.
"Ja was tun wir denn da?" fragt die Kathrin schaudernd.
Der Meister weiß Rat und schickt sie los, um den Stadtrichter zu holen.
Es dauert wohl eine Stunde, bis er, der ehrenwerte Herr Jakob von der Hülben, eskortiert von der Scharwache und von zahllosen Schaulustigen beim Bäckermeister eintrifft. Dankbar und erleichtert berichtet ihm der Meister, was geschehen ist.
Der Stadtrichter überlegt ratlos. Da tritt ein Mann aus der Menge hervor - ein Studierter, ein Doktor und in allen Naturerscheinungen bestens bewandert.
"Da unten sitzt ein Basilisk", erklärt er.
"Ein Basilisk?" fragt die Kathi. "Wos is'n des?"
"Wenn ein Hahn ein Ei legt", spricht der Mann weiter, "und das Ei von einer Kröte ausgebrütet und das Junge dann von einer Schlange aufgezogen wird, dann entsteht dieses Untier. Sein Atem stinkt nach Verwesung und sein Anblick ist abgrundtief häßlich. Wer es ansieht, ist dem Tod geweiht. Kein Speer, kein Schwert, keine Lanze, ja nicht einmal Feuer können dem Basilisken etwas anhaben."
"Ah wui!" sagt die Kathi leise.
Der Stadtrichter, die Bäckersleute und das staunende Volk sind entsetzt.
"Gibt's nicht irgendwas, was das Untier vernichtet?" fragt Meister Garhibl, der sich bereits gezwungen sieht, Haus, Hof und Backstube wegen diesem Basilisken aufzugeben.
"Doch, doch", antwortet der Gelehrte. "Einer muß sich hinunter wagen und dem Tier einen Spiegel vorhalten, auf daß es bei seinem eigenen Anblick zerplatzt."
Totenstille herrscht. Verlegen blicken die Männer der Scharwache zu Boden. Die Menge weicht unmerklich zurück.
"Ich probier's!" ruft der Geselle Hans. Und zum Bäckermeister gewandt sagt er: "Und wenn ich's schaff', dann krieg ich die Agathe zur Frau."
Garhibl stimmt zu - lieber seine Tochter mit dem Gesellen verheiraten, als Haus und Hof verlassen müssen.
Schnell wird der Wandspiegel des Bäckermeisters aus der Stube geholt. Dem Hans wird noch ein bißchen Wachs in die Ohren gestopft, dann wird er an das Seil gebunden und in den unheimlichen Brunnen gelassen. Den Spiegel hält er vor sich wie ein Schild.
Plötzlich ein grauenvoller, herzzereißender Schrei - ausgestoßen vom Basilisken, der sich zum erstenmal selbst sieht. Dann ein ohrenbetäubender Knall!
"Tot ist er!" schreit Hans überglücklich von unten herauf.
Wohlbehalten, aber trotz der Ohrpfropfen vorerst ein bißchen schwerhörig, verläßt Hans unter dem Jubel der Menge den Brunnen. Heinrich stirbt noch am selben Tag. Der Brunnenschacht wird zugeschüttet. Und der tapfere Hans hat bald die hübsche Agathe geheiratet.
Noch heute erinnert in der Schönlaterngasse im 1. Bezirk obige Wandmalerei samt steinernen Basilisken an die Begebenheit.