@Dumas„A söchtener Reuter möcht i wern, wie mein Voater gwen is“ („Ein solcher Reiter möchte ich werden, wie mein Vater gewesen ist.“).
Ja, davon hat er später gesagt, dass man ihm den Satz antrainiert habe, ebenso wie die anderen Sätze, die er anfangs gesprochen hat. Biograf Kramer glaubt, dass er zu dieser Zeit einen Wortschatz von 50 Wörtern besaß. Aber wenn ihm diese Sätze nur antrainiert wurden, was soll das Ziel gewesen sein? Dass er Reiter wird? So viel Aufwand, um einem jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, einen Beruf zu ergreifen? Oder hat er es möglicherweise doch selbst gewollt?
Wenn er wirklich jahrelang eingesperrt war, hätte er noch viel zurückgebliebener sein müssen. Aber er lernte schnell (was er bereits kannte, später stockten die Fortschritte, als er an seine Grenzen stieß) und auch mit Tanzen und Reiten gab es später keine Probleme.
Dumas schrieb:Hat er das? Hm, habe ich noch nirgends gelesen.
Ja, das Buch mag vergriffen sein, es heißt "Prinz von Baden genannt Kaspar Hauser" von U. Leonhardt. Informatives, aber auch sehr romantisch-spekulatives Werk. Auf S. 234 steht die Kurzvariante: "Lord Stanhope hatte Großherzogin Stephanie versprochen, ihr KH vorzustellen." Warum hätte er das tun sollen, wenn er ein Mitverschwörer gewesen sein sollte? Auf Seite 189 wird aus einem Brief Stanhopes aus dem Gespräch mit der Fürstin zitiert. Sorry, aber das zitier ich jetzt nicht alles...
Der Mörderbrief ist ganz im Stil von KH höchstpersönlich geschrieben. Ich wiederhole mich, aber ich zitiere hier mal Wikipedia: "Laut der Betrugstheorie habe Kaspar ihn selbst geschrieben, weil der imaginierte Angreifer, anders als bei dem angeblichen Attentat von 1829, dieses Mal eine Spur hinterlassen sollte. Zur Stützung dieser These wird auf sprachliche Ähnlichkeiten mit von Hauser stammenden Texten verwiesen. Die Worte „will ich es euch selber sagen“ erinnern an Formulierungen am Anfang seiner beiden autobiographischen Aufsätze: „Die Geschichte von Kaspar Hauser, ich will es selbst schreiben“ bzw. „… will ich selber schreiben“. Auch den Rechtschreibfehler „wo her“ hat Hauser nach Aussage des Lehrers Meyer häufig gemacht, so in seinem lateinisch-deutschen Vokabelheft, in dem er „unde“ mit „wo her“ übersetzte. Der falsche Kasus („den“ statt „dem“) kommt in seinen Schreibheften ebenfalls häufig vor. Zudem war der Zettel in einer eigentümlichen Dreiecksform gefaltet, so wie auch Kaspar seine Briefe zu falten pflegte: hierüber zeigte sich insbesondere Frau Meyer erschrocken, die (anders als ihr Mann) ein sehr herzliches Verhältnis zu Kaspar hatte."
Außerdem lässt schon der Anfang "Hauser wird es auch ganz genau sagen können, wie ich aussehe und wo her ich bin" darauf schließen, dass der Autor davon ausgegangen sein muss, dass KH überlebt... Und: Mal hatte der Täter einen blonden, dann wieder einen braunen Schnurrbart laut KH.
Ein Motiv für das simulierte Attentat könnte gewesen sein, dass er Stanhope zeigen wollte, dass er in Deutschland nicht mehr sicher sei, damit er ihn wie versprochen auf sein Schloss nach England mitnehme (denn das Versprechen war zu diesem Zeitpunkt in weite Ferne gerückt).