HollyRoxx schrieb:Es gab da schon paar Fälle von isoliert lebenden die Kannibalen waren
ZB. Die Familie Bean
Hmmmm...
Auch wenn Historiker nicht glauben, dass Sawney Bean jemals existierte
Aber immerhin, als "Legende" ist es ja wirklich belegt. Freilich stammt der Newgate Calendar, in dem diese Legende erstmals begegnet, aus dem 18.Jh. Daß diese Legende älter ist, gar zeitgenössisch aus dem 16.Jh., ist nicht gewiß.
Vor allem gingen Bean & Family in die Wildnis, um Kannibalismus zu betreiben, nicht sie betrieben Kannibalismus, weil sie die Zivilisation verlassen mußten.
Kannibalismus gab und gibt es unter Menschen, da mußt Du nicht so weit in die Vergangenheit zurückgehen. Aber es ging ja um das Szenario von entstellten Menschen, die vertrieben wurden, und die daraufhin kannibalistisch lebten. Bean paßt da nicht als Exempel.
Urban Legends sind übrigens ein deutlich anderes Genre, dessen Genese anders verläuft. Sagen z.B. haben praktisch immer einen lokalen Haftpunkt, der dann oft auch gleich durch die Sage erklärt wird. Die darum herum gesponnene Erzählung kann historische Ereignisse wiedergeben, aber sie kann auch gänzlich frei erfunden werden, wobei dann überregional wiederkehrende Erzählzüge (festes Repertoire) auftreten. Etwa daß jemand wem anderen Unrecht angetan und am Ende dafür bestraft wird. Urban Legends dagegen haften nicht an konkreten Orten, sondern an der Überlieferungskette ("Ich habs niccht selbst erlebt, aber der es mir erzählt hat, dessen Bekannter hats erlebt").
Klassisch dafür die Urban Legend vom "Fahrkarteverspeisenden Neger": ein Mensch schwarzafrikanischer Herkunft wurde in einem städtischen Linienfahrzeug von einem Menschen rassistisch angemacht. Als ein Kontrolleur kam und der Rassist seine Karte vorsorglich herausholte, nahm der Dunkelhäutige ihm das Ticket weg und aß es auf. Der Mensch erzählte das dem Kontroletti, doch dieser glaubte ihm nicht, und die anderen Fahrgäste gönnten dem Kerl, daß er nun Strafe zahlen mußte. Daraus hatte mal ein norwegisches Filmteam nen Kurzfilm gemacht und auf nem Festival vorgeführt. Dort sagte dann ein Belgier, daß er das erlebt hätte - naja, ein Freund von ihm. Die Norweger waren überrascht, denn ihrer Info nach sollte das in Oslo passiert sein.
Nicht nur, daß nicht der Ort, sondern die mitgegebene Überlieferungskette der "Haftpunkt" ist, das Erzählte ist nicht das Naheliegende, das zu Erwartende wie bei der Sage, sondern das Überraschende, das Groteske.
Noch einmal anders ist das mit den Mythenwesen. Bei Kryptiden erzählt man, daß man sie gesehen hat und wie sie aussehen, und man hofft, daß die andern einem glauben. Bei Monstrositäten der Natur, Mensch wie Tier, erzählt man ebenfalls, daß man sie gesehen hat und wie sie aussehen, und man hofft, daß die anderen sich gruseln. Oder daß sie von noch kürzeren Zwergwüchsigen oder von noch häßlicheren Blobfischen erzählen. Von Trollen dagegen erzählten sich die Altvorderen, was man mit ihnen erlebt hat, worüber man sprach, wie man den Troll besiegte oder überlistete. Von Elfen erzählte man den Tanz, oder was sie einem schenkten, wovor sie einen warnten. Keine Sage über Mythenwesen beschreibt deren "Erstsichtung", mit der man sich erst dieses Mythenwesen zurechtinterpretiert hat.