@Tajna Tajna schrieb:Das betrifft ja die Qualität von Studien!
Wenn du die Aussage, die Bösch et al. in ihrer Metaanalyse 2006 gemacht haben, dass sie an der Qualität der Studien nichts zu bemängeln hatten, nicht glaubst, dann musst du dich selbst auf die Suche nach Fehlern machen.
Nochmal zur Metastudie von BSB:
In einem Artikel, in dem sich Boller vor allem gegenüber vorgebrachter Kritik an der Metastudie rechtfertigt, schreibt er unter anderem:
„In parapsychologischen Publikationen ist oft zu lesen, dass die gefundenen Effekte zwar klein, aber hoch signifikant seien.
Bei der Planung der notwendigen oder optimalen Stichprobenumfänge neuer Studien wird diesem Umstand jedoch nicht berücksichtigt. Dies hat zur Folge, dass die meisten parapsychologischen Experimente, legt man schon vorhandene Metaanalysen und Effektstärkeschätzungen zugrunde, eine zu geringe Power aufweisen, d.h. die Stichprobenumfänge (Trails) der meisten Experimente ist zu gering um auf deren Basis verlässliche Aussagen treffen zu können.
Das fehlende Problembewusstsein bezüglich der Power von Studien und die Neigung die Ergebnisse von Metaanalysen gegenüber der Öffentlichkeit als Beweis für den postulierten Phänomene zu vermarkten statt die gewonnenen Ergebnisse als Grundlage für neue Studien zu betrachten könnte diese Indifferenz möglicherweise erklären.“
Und vor allem:
„Wenn man die BSB-Metaanalyse auf den Punkt bringen will, dann war es der Versuch die REG Experimente unter Annahme des Einflussmodells einer Metaanalyse zu unterziehen.
Die Modellierung der Daten unter diesem Gesichtspunkt hat, wenn alle Studien berücksichtigt werden, zu keinem überzeugenden Ergebnis im Sinne der Bestätigung dieser Annahme geführt.
Hauptproblem ist die extrem heterogene Verteilung der Effektstärken, die auch durch die Analyse von Moderatorvariablen nicht aufgeklärt werden konnte. Diese heterogene Verteilung findet sich auch bei Teilstichproben, wie z.B. für Studien mit selektierten Teilnehmern.
PK ist damit sicher nicht wahrscheinlicher geworden. Es wäre aber ein Missverständnis anzunehmen die BSB Metaanalyse sei das letzte Wort in dieser Geschichte.
Neben dem Einflussmodell gibt es weitere Modelle, wie z.B. die DAT-Hypothese, oder auch eine zeitbasierte Effektstärkeschätzung, die noch in spezifischen Metaanalysen untersucht werden können. Bestimmte Paradigmen, wie Fieldreg-Studien oder Retro PK, sind noch nicht eigenständig einer Metaanalyse unterzogen worden.
Metaanalysen sind mit einer größeren Anzahl von Entscheidungen verbunden. Unter anderem müssen Einschluß- und Ausschlußkriterien für Studien Auswahl der Studien und die zu untersuchenden Parameter bestimmt werden, aber auch die zugrunde gelegten inhaltlichen und statistischen Modelle.
Wie auch immer das Ergebnis solcher Analysen ausfällt, meine Erwartungen sind da gering, müssen positive Befunde letztlich durch neue, hypothesenprüfende Experimente bestätigt werden.“Und was die Radin-Studie betrifft, meint Boller:
„Befremdlich ist, dass Radin diese gravierenden Diskrepanzen in seinen eigenen Publikationen nicht diskutiert, aber auch, dass innerhalb der parapsychologischen Community davon scheinbar keine Notiz genommen wurde."
(…)
Weiter ist nicht auszuschließen, dass die Selektion von Vpn wirksam ist, aber nicht weil sie über Psi verfügen sondern andere Fähigkeiten wirksam werden, die bisher zu wenig berücksichtigt wurden. Palmers Reanalyse (1996, 1997) von zwei Schmidtexperimenten, eines davon ist auch in BSB Metaanalyse eingegangen, kann als Hinweis für solche Effekte interpretiert werden.
(...)
Ein drastisches Beispiel liefert Radin (2002). Bei einem Internetexperiment-ASW-Experiment waren 2 Versuchspersonen mit sehr vielen Trials und sehr signifikanten Ergebnissen aufgefallen. Eine detaillierte Analyse ergab dann, dass der Pseudozufallsgenerator ungünstig initialisiert wurde und es zu lokalen Abhängigkeiten in der generierten Zufallsfolgen kam. Nachdem dies behoben worden war, verschwand ein zuvor hoch signifikanter Effekt bei den nachfolgenden Durchgängen sowohl bei einer der beiden besonders aktiven Vpn wie auch den übrigen TN.
Nach der Korrektur von zwei fehlerhaft kodierten Datensätzen, auf die Schub (2006) hinwies, reduziert sich die in Radins The Conscious Universe (1997) noch mit 0,509 angegebene Effektstärke um mehr als 20% auf nunmehr
0,507 (Radin, Nelson, Dobyns & Houtkooper, 2006).
Die Diskrepanzen in den REG Metaanalysen von Radin & Nelson 1989 und dem was Radin und Nelson später publizierten sind zu offensichtlich.
Interessanterweise läuft Schubs Beitrag unter Commentaries, d.h. sein Name erscheint (außer den Kopfzeilen) erst am Ende des Artikels, während die Replik darauf von Radin et al. (2006) als regulärer Artikel abgedruckt ist. Schubs Zusammenfassung seiner Ergebnisse kann nur als ernüchternd bezeichnet werden:[/i]
"No statistical significance is quoted in the often-cited 1989 meta-analysis by Radin and Nelson of anomalous direct mental interaction with random number generators. Authors citing it have quoted zscores ranging from 4.1 to 15.76. The combined statistical significance turns out tot be acutely sensitive to the method used to combine the data, and there is at least one method which gives a non-significant result. The sensitivity is due to small studies with large hit rates, which in turn is at least partly due to publication bias, for which there is both direct and indirect evidence.
Publication bias can account for only part of the long tails of the z distribution, but the remainder could well be the results of methodological problems, since, with the possible exception of the Princeton Engineering Anomalies Research data, Overall methodological quality is quite poor.
Methodological quality turns out to be confounded with publication bias, so the influence of poor quality on the results cannot be ruled out. Given the problems with existing data in this field, convincing evidence for a real effect can only be provided by new experiments free of reporting biases and methodological issues.”
Boller selbst spricht also nicht von einem eindeutigen Beweis für Pk, sondern meint:
„Den small studies bias, der den Umstand beschreibt, dass kleine Studien höhere Effekte produzieren als größere Studien, betrachten wir als favorisierte Erklärung des Ergebnisses der BSB-Metaanalyse. Eine Effekt, der auch in der medizinischen Forschung beobachtet werden kann."
http://www.anomalistik.de/sdm_pdfs/erwiderung_boller_auf_timm_ertel.pdf (Archiv-Version vom 09.10.2015)Einen "publication bias" kann man mMn trotzdem nicht ausschließen als Erklärung für das minimale, aber signifikante Ergebnis der Metastudie, da die nicht publizierten Studien mit negativem bzw. nicht signifikantem Ergebnis (drei größere Studien mit nicht-signifikantem Ergebnis wurden ja berücksichtigt) so weit ich weiß nicht berücksichtigt worden sind, sondern die BSB-Metastudie ja nur die Ergebnisse der auch publizierten Primärstudien zusammenfasste.
Und die prinzipielle Kritik an der Verwendung von Zufallsgeneratoren für die Versuche, Pk-Effekte nachzuweisen, ist auch noch nicht vom Tisch, zB die von Jeffers:
„Interessanterweise setzt sich der Physiker Stanley Jeffers ebenfalls mit den PEAR-Ergebnissen zur psychokinetischen Beeinflussung von Zufallsgeneratoren auseinander, kommt aber zu wesentlich kritischeren Schlussfolgerungen.
Er zeigt Widersprüche bzw. Inkonsistenzen in den Behauptungen der PEAR-Forschungsgruppe auf, stellt die Zufälligkeit die verwendeten Zufallsgeneratoren infrage (da schon die Baseline-Kurve fast signifikant vom Zufall abweicht und stellt dar, wie Parapsychologen ihre Ergebnisse durch Post-hoc-Analysen zu retten versuchen.
(…)
Anstatt zeitversetztes PSI in Erwägung zu ziehen, fragt sich Jeffers m.E. mit Recht, wie auf dieser Basis überhaupt eine kausale Beeinflussung der Zufallsgeneratoren erwogen werden kann. Wäre es nicht viel sparsamer, davon auszugehen, dass der Zufallsgenerator unabhängig von den Intentionen irgendeiner Person operiert?“Frage dazu: wurde eigentlich im Zuge der Studien mit Zufallsgeneratoren schon mal untersucht, welche Ergebnisse diese liefern, wenn man sie einfach laufen läßt, ohne dass jemand in der Nähe ist und wurden diese Ergebnisse dann verglichen mit denen der Studien mit Versuchspersonen?
„Insgesamt kommt Jeffers zu dem Resümee, dass derzeit kein überzeugender Beleg für psychokinetische Micro-Effekte vorhanden ist.“
http://homepage.univie.ac.at/andreas.hergovich/php/Psi-Wars_skeptiker.pdfUnd noch etwas zu den „signifikanten Ergebnissen“ von Studien der Parapsychologie ganz allgemein:
„Der statistische Nachweis von PSI kann meines Erachtens für sich genommen niemals ausreichen, die Existenz derartiger Phänomene zu belegen, solange in keinster Weise geklärt ist, was unter dem Begriff „PSI“ zu verstehen ist. Aus diesem Grund bringt es nicht sehr viel, weitere signifikante Metaanalysen zu berichten, die anscheinend PSI belegen können. Beim Leser würde dadurch der der fälschliche Eindruck entstehen, bei einer solchen Fülle an Belegen „müsse doch etwas an der Existenzbehauptung dran sein“ (gemäß dem Motto „wo Rauch ist, dort ist auch Feuer“). Ohne Erklärung, d.h. auch, ohne ein theoretisch prüfbares Modell , wie PSI zustande kommt, können diese Datensätze PSI nicht belegen. Dass dies ein nicht zu unterschätzendes Dilemma der Parapsychologie darstellt, dürfte dem interessierten Parapsychologen klar werden, wenn er sich vergegenwärtigt, welche statistisch signifikanten Wunder alle in der parapsychologischen Literatur berichtet werden.“
http://homepage.univie.ac.at/andreas.hergovich/php/Replik_auf_StefanSchmidt_ParapsyUndGrenzgebiete.pdfDass die Parapsychologie und die Parawissenschaften allgemein bis dato immer noch im Schatten der etablierten Wissenschaften stehen und nicht in derem Licht, hat gute Gründe, und nein, das hat nichts mit einer grundsätzlichen Ablehnung von vermeintlich "unerklärlichen Phänomenen" zu tun und auch nicht mit einer weltweiten Verschwörung der Wissenschaftler oder mit "bezahlten Skeptiker-Trollen", die zum Ziel hat, die Bevölkerung dumm und unwissend zu halten, sondern die Gründe sind durchaus berechtigt.
Der Psychologe Prof. Dr. Andreas Hergovic hat diese Gründe anschaulich aufgelistet (ich habe die Liste gekürzt und nur die mMn wichtigsten Punkte heraus gegriffen):
1.) Fehlen eines überzeugenden Belegs:Seit dem Aufkommen der quantitativen Untersuchung paranormaler Phänomene gab es viele signifikante Resultate (…) Bis Mitte 1950 ca. 1500 parapsychologische Publikationen.
Die Masse der Psychologen nimmt diese aber nicht als Beweis für die Existenz von PSI zur Kenntnis.
Grund: mit Befunden sind keine zufriedenstellenden Erklärungen bzw. Theorien verbunden.
- Schlussfolgerung, dass erhöhte Trefferraten mancher VPn Existenz paranormaler Phänomene beweisen ist falsch, denn es könnte auch andere Gründe dafür geben!
- Wichtiger wäre ein theoretischer Erklärungsansatz, denn: solange PSI-Phänomene nicht erklärt werden können, handelt es sich um Anomalien, die inhaltlich nichts implizieren
- Daten allein reichen nicht aus, um die Existenz eines Phänomens zu belegen.
In parapsychologischen Zeitschriften ist aber diese Ansicht weit verbreitet und ein ähnlicher Trugschluss wie der vom erhöhten Kunstdüngerverbrauch auf die erhöhte Zahl der Katzengeburten im Südburgenland (dahinter steht die Variable Frühling…)
- Erklärungen der Parapsychologen für ihre Ergebnisse überzeugen meist nicht aufgrund von fehlender Sparsamkeit, fehlender Plausibilität.
Es gibt bisher kein überzeugendes Experiment als Beleg für die Existenz von PSI-Phänomenen, zB wären gefundene Effektgrößen nicht zu schwach, die Effekte sind aber nicht reliabel genug.
2.)Prinzipielle statistische Probleme:- Fehlende Replizierbarkeit: Resultate der parapsychologischen Forschung können relativ selten bis nie repliziert werden = Unwiederholbarkeit (was von Parapsychologen damit begründet wird, dass PSI-Phänomene nicht auf Kommando produziert werden können und immer nur dann auftreten, wenn man sie nicht dokumentieren will, jedoch müssen die Ergebnisse repliziert werden können, da sonst KEIN statistischer Nachweis der paranormalen Phänomene!)
- Selektive Berichterstattung (file drawer problem): Solange kein common sense in den Wissenschaften über die Existenz paranormaler Phänomene herrscht, ist die Gefahr dafür sehr hoch! Ob signifikante auf einem realen Effekt beruhen oder bloß Resultat der vielen Versuche sind (mit Anzahl der Vpn steigt die Wahrscheinlichkeit, zufällig ein signifikantes Ergebnis zu erzielen = „Alpha-Fehler“), kann man nur beurteilen, wenn Daten über ALLE Versuche vorliegen!
- Ausschluss des Zufalls als Alternativerklärung: Alpha-Fehler entspricht dem Signifikanzniveau, d.h., auch astronomisch kleine Signifikanz bedeutet, dass noch immer ein gewisser Zufall gegeben ist, d.h. Zufall kann NIE völlig ausgeschlossen werden!
Ganz schwache Phänomene, wie in der Parapsychologie postuliert, können daher NIE allein mit Hilfe statistischer Signifikanztests belegt werden, solange es nicht auch Kausalerklärungen für Ursache und Wirkung gibt und Replikationen möglich sind.
David Hume schließt die Existenz von Wundern kategorisch aus, da die Wahrscheinlichkeit jeglicher Evidenz nie größer sein kann, als die Wahrscheinlichkeit für die Widerlegung eines Naturgesetzes.
- Forderung der Zufälligkeit von Zielserien: solange die Effekte in der parapsychologischen Forschung so klein sind, muss die Forderung nach Zufälligkeit erfüllt sein.
Statistische Signifikanz reicht im Zusammenhang mit sehr kleinen Effekten NIE aus, um ein Phänomen zu belegen!- Großer Unterschied zwischen PSI und bestätigten Theorien oder Ergebnissen der Naturwissenschaften
- Verstoß gegen wissenschaftliche Fundamentalprinzipien: Paranormale Phänomene (vorausgesetzt, sie existieren im sinn eines unbekannten Energie- oder Informationstransfer) verstoßen gegen wissenschaftliche Fundamentalprinzipien Raum, Zeit und Kausalität, zB. Begrenzungsregeln der Geist-Materie-Interaktion: ein seelisch/geistiges Ereignis in einer Person kann keine unmittelbare Wirkung auf die materielle Welt haben; es kann nur auf das eigene Gehirn der Person wirken.
Konklusio: Außersinnlicher Wahrnehmungstransfer ist weder metaphysisch noch empirisch nachweisbar, sondern Resultat eines sozialwissenschaftlichen (vor allem psychologischen) Phänomens.
Es kann Datensätze geben, die derzeit ungeklärt sind, empirisch bestätigter Informations- oder Energietransfer konnte nicht belegt werden.
Bisherige Ergebnisse sprechen dafür, dass es sich bei paranormalen Phänomenen NICHT um empirisch fassbare Phänomene handel,t oder dass es paranormale Phänomene überhaupt nicht gibt.
Paranormale Phänomene sind als physikalische Phänomene i.A. nicht nachweisbar.
http://homepage.univie.ac.at/andreas.hergovich/php/Psi-Wars_skeptiker.pdfFAZIT: aufgrund fehlender eindeutiger (empirischer) Belege für die tatsächliche Existenz von Psychokinese sowie sonstiger "mind-matter"-Behauptungen, sowie aufgrund fehlender Belege im Zusammenhang mit quantenphysikalischen Prozessen, und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Echtheit der Phänomene grundlegende physikalische Gesetze/Naturgesetze verletzen/außer Kraft setzen würde, kann man diese nicht als plausible Erklärung für die sog. "Poltergeist-Phänomene" heranziehen, da dies im besten Fall ein voreiliger Schluss wäre und im schlimmsten Fall einfach grundlegend falsch.