Das Poltergeist-Phänomen
10.05.2017 um 16:58@AlteTante
„Die Trud kommt in der Nacht oder gegen Morgen“, , lesen wir im „Oberösterreichischen Sagenbuch“, „und legt sich auf den Schläfer. Man kann dann nimmer rufen und bekommt keine Luft“.
Und weiter heißt es dort über den Glauben der oberösterreichischen Landbevölkerung: „Die Truden sind alte, häßliche, behaarte Weiber mit Plattfüßen und auseinanderstehenden Zehen. Zwischen elf und zwölf Uhr nachts drücken sie Menschen, die im Schlaf auf dem Rücken liegen. Man wehrt sich gegen sie durch Bannsprüche, durch das Trudenkreuz an Tür und Bett oder dadurch, daß man die Schuhe mit der Spitze nach außen unter das Bett stellt. Wenn die Truden nachts die Schläfer drücken gingen, lehnten sie den Körper an die Wand, die Seele fuhr aus dem Leib in das Haus und drückte den Schläfer so heftig auf die Brust, daß er fast erstickte.“
Wenn man solche Sagen hört oder oberflächlich liest, kann man leicht sagen: „Haha! Truden! So ein Quatsch. Das gibt’s nicht, und das Ganze ist also nur Aberglaube.“ Dennoch hätte man sich getäuscht. Bloß weil es Truden, deren Seele den Körper verlässt, um andere zu drücken, wahrscheinlich nicht gibt, heißt das noch lange nicht, dass es die in der Sage beschriebene Situation nicht gibt und diese auch nur „Aberglaube“ wäre.
Heute nennt man das „Schlafparalyse“, und in der Sage ist sie richtig beschrieben: Man kann sich nicht bewegen, nicht rufen, fühlt sich bedrückt und beengt und sieht manchmal eine bedrohliche Wesenheit, die einen drückt und die in verschiedenen Kulturen verschiedene Namen trägt („Nachtmar“, „Inkubus“, „Old Hag“, „Trude“ etc. pp.) (Sogar, dass Schlafparalysen häufiger auftreten, wenn man auf dem Rücken liegt, ist von der modernen Schlaf-Forschung wohl bestätigt worden.)
Man muss also den Erfahrungskern und die jeweilige kulturelle Deutung dieser Erfahrung unterscheiden.
Ähnlich beim Poltergeist-Phänomenen: Bloß weil das jetzt „Poltergeist“ heißt und traditionell mit dem Wirken von Geistern, Dämonen, Kobolden oder Hexen erklärt wurde, heißt dass noch lange nicht, dass die Berichte insgesamt nur „Aberglaube“ wären.
AlteTante schrieb:Also so wie bei der SchlafparalyseDas mit der Schlafparalyse ist eine gute Parallele.
„Die Trud kommt in der Nacht oder gegen Morgen“, , lesen wir im „Oberösterreichischen Sagenbuch“, „und legt sich auf den Schläfer. Man kann dann nimmer rufen und bekommt keine Luft“.
Und weiter heißt es dort über den Glauben der oberösterreichischen Landbevölkerung: „Die Truden sind alte, häßliche, behaarte Weiber mit Plattfüßen und auseinanderstehenden Zehen. Zwischen elf und zwölf Uhr nachts drücken sie Menschen, die im Schlaf auf dem Rücken liegen. Man wehrt sich gegen sie durch Bannsprüche, durch das Trudenkreuz an Tür und Bett oder dadurch, daß man die Schuhe mit der Spitze nach außen unter das Bett stellt. Wenn die Truden nachts die Schläfer drücken gingen, lehnten sie den Körper an die Wand, die Seele fuhr aus dem Leib in das Haus und drückte den Schläfer so heftig auf die Brust, daß er fast erstickte.“
Wenn man solche Sagen hört oder oberflächlich liest, kann man leicht sagen: „Haha! Truden! So ein Quatsch. Das gibt’s nicht, und das Ganze ist also nur Aberglaube.“ Dennoch hätte man sich getäuscht. Bloß weil es Truden, deren Seele den Körper verlässt, um andere zu drücken, wahrscheinlich nicht gibt, heißt das noch lange nicht, dass es die in der Sage beschriebene Situation nicht gibt und diese auch nur „Aberglaube“ wäre.
Heute nennt man das „Schlafparalyse“, und in der Sage ist sie richtig beschrieben: Man kann sich nicht bewegen, nicht rufen, fühlt sich bedrückt und beengt und sieht manchmal eine bedrohliche Wesenheit, die einen drückt und die in verschiedenen Kulturen verschiedene Namen trägt („Nachtmar“, „Inkubus“, „Old Hag“, „Trude“ etc. pp.) (Sogar, dass Schlafparalysen häufiger auftreten, wenn man auf dem Rücken liegt, ist von der modernen Schlaf-Forschung wohl bestätigt worden.)
Man muss also den Erfahrungskern und die jeweilige kulturelle Deutung dieser Erfahrung unterscheiden.
Ähnlich beim Poltergeist-Phänomenen: Bloß weil das jetzt „Poltergeist“ heißt und traditionell mit dem Wirken von Geistern, Dämonen, Kobolden oder Hexen erklärt wurde, heißt dass noch lange nicht, dass die Berichte insgesamt nur „Aberglaube“ wären.