Tanith22 schrieb:Etwas erst anzunehmen, nachdem es bewiesen ist, ist sehr praktisch.
Ich weis aber nicht, ob wir beide bei dem Wort "Annahme" bzw. beim Ausdruck "eine Annahme treffen" auch von der gleichen Sache reden.
Eine Annahme ist nur eine Aussage, die der der Leser vermittelt, dass wir im Folgenden nur hypothetisch davon ausgehen, dass etwas so ist oder etwas so nicht ist, wie es in der Annahme formuliert wurde.
Die Annahme spricht für sich aber von einem konkreten Fall und nicht vom allgemeinen.
Man kann etwas voraussetzen oder annehmen und dann damit weiterarbeiten. Aber das, was dann darauf aufbaut, funktioniert bei der Betrachtung des Gesamtbilds auch nur mit der konkreten Annahme oder Voraussetzung.
Beispielsweise möchte ich heut Abend eine Feier geben und den Gästen Bier anbieten.
Jetzt kann ich die Annahme treffen, dass ich noch Bier im Haus habe und dann alles andere planen.
Ich kann aber gleichermaßen auch die Annahme treffen, dass ich kein Bier habe und auf Grund dieser Annahme, werde ich noch einen Besuch im Supermarkt einplanen.
Die Annahme selbst gibt aber keinerlei Information darüber, ob ich nun noch Bier besitze oder nicht.
Wenn ich also keinerlei Interesse daran habe zu überprüfen, wie es nun um meinen Biervorrat steht, so kann ich eben Annahmen treffen und die Planung dadurch ungestört fortsetzen.
An diesem Beispiel sieht man aber deutlich, dass ganze Konstrukte stehen und fallen können, je nachdem welche Annahme sich letztlich bewahrheiten wird.
Das Problem bei Annahmen ist eben, dass sie nur in eine Richtung funktionieren.
Aus der bloßen Annahme "Es ist Bier im Haus." kann die Aussage "Ich veranstalte eine Feier." folgen.
Aber die Rückrichtung geht so pauschal eben nicht, denn nur weil ich die Feier dann auch veranstalte, so wir die Aussage/Annahme "Es ist Bier im Haus." nicht einfach wahr und kann sogar vollkommen falsch sein.
Und genau das ist der Knackpunkt, warum ich hinsichtlich der Hellseherei so zögere, nur auf Grund von Annahmen jetzt rießige Gedankenmodelle zu entwerfen.
Es ist richtig, dass das was du übers Hellsehen erzählst durchaus Hand und Fuß hat, wenn man die Annahme zu Grunde legt, dass es sie gibt.
Es ist aber genauso richtig, dass es sich um eine Sinnestäuschung handelt, wenn jemand annimmt, dass die Hellseherei nicht existiert.
Eine Unterhaltung kann mit beiden Annahmen durchaus interessant und spaßig sein, doch aus o.g. Gründen ist das einfach ein wages Unterfangen bzw. sollte generell nicht zu ernst betrieben werden.
Das was ich vor einigen Seiten mit Innen- und Außensicht beschrieb, zielt genau darauf ab. Für uns, in unseren Gedanken, können wir grenzenlos Annahmen treffen, wie wir wollen. Die können noch so verrückt oder absurd sein und in unseren Gedankenwelten trotzdem einen festen Platz haben. Sobald man aber seinen Schädel verlässt und in die Welt hinausgeht, so darf man nicht einfach davon ausgehen, dass all diese Annahmen auch außerhalb unserer Gedanken immer noch funktionieren, sondern man ist in der Pflicht, sie einzeln zu überprüfen und mit dem, was wir Realität nennen abzugleichen.
Man muss anschließend die Annahmen in der eigenen Gedankenwelt dabei gar nicht notwenidigerweise alle über den Haufen werfen. Aber man muss es berücksichtigen, sollte die Annahme in den eigenen 4 Gedankenwänden eine andere sein als die, die man außerhalb vorfindet.
Zurück zur Hellseherei.
Es kann also beides funktionieren, je nach getroffener Annahme, aber dadurch wird es für mich auch fruchtlos, da die Annahmen so beliebig austauschbar sind.
Deswegen ist das für mich persönlich kein Punkt, wo ich ansetzen möchte oder kann. Deswegen möchte ich solche beliebig austauschbaren Annahmen in meinen Überlegungen auch weglassen. Das mache ich nicht, weil mir diese oder jene Annahme nicht gefällt, sondern das versuche ich mit voller Absicht und begründetermaßen.
Dementsprechend versuche ich einen Ansatz in dem zu suchen, was wir bisher haben. Gesicherte Aussagen und eben keine Annahmen.
Wenn ich also beispielsweise auf Angstmodelle oder Sinnestäuschungen anspreche, dann mache zumindest ich das, weil es etwas ist, was ich kenne, was definitiv belegbar ist. Und dabei versuche ich klar zum Ausdruck zu bringen, dass ich hierbei nicht die Annahme treffe, dass es Hellseherei nicht geben kann. Das sei ganz klar betont und soll bitte auch berücksichtig werden, wenn du meine Texte liest.
Ich will nichts ausschließen, sondern schauen, ob ich mit dem, was ich habe, dorthin komme, wo jemand ist, der dem Ganzen die eine oder andere Annahme zu Grunde gelegt hat und zwar in beide Richtungen.
Das klappt nicht immer, bei manchen Themen ist es sogar schier unmöglich für mich. Aber wenn es einmal klappt, dann bringt mir das schon einiges, so dass ich das Risiko hinnehme und eingehe, dass es eben auch nicht klappen kann.
Da ich aber sehe, dass du konkret mit einer dieser Annahmen gedanklich arbeitest und entsprechend formulierst, weis ich nicht, ob wir überhaupt eine Ebene finden, auf der wir in dem Gespräch etwas vorankommen. Wobei ich aber weis, dass es manchmal wirklich schwierig sein kann mit mir und meiner beschriebenen Haltung überhaupt ein Gespräch zu führen.
:)