@CapitalA. Das was du als "Gruppendynamik" bezeichnest, ist mir zwar nicht fremd, aber es ist mir erspart geblieben, und zwar aus eigener Entscheidung heraus.
Natürlich gab es auch in der DDR eine Rudelbildung, man hat zusammen abgehangen und Unfug angestellt. An Alkohol ranzukommen war überhaupt kein Problem, und es wurde auch viel mit Pilzen experimentiert. Dennoch hatte ich kein Verlangen, daran teilzuhaben, im Gegenteil, diese Typen und Typinnen waren mir immer suspekt, daher habe ich zugesehen, dass sich unsere Wege nie kreuzten.
Warum sollte ich mich anders verhalten, wenn ich im Westen aufgewachsen wäre? Meine Haltung zu Alkohol und Drogen war immer dieselbe, bis zum heutigen Tag.
Als Kind kam man mit dem Regime quasi nie in Berührung, das ging erst los, wenn man sich für einen höheren Bildungsweg entschied. Ich wollte damals eine Berufsausbildung mit Abitur, da ich später studieren wollte. Ein Studium war aber nur möglich, wenn man sich bei der Army für 3 Jahre verpflichtete. Das kam für mich nicht in Frage, daher entschied ich mich auch für eine normale Berufsausbildung ohne Abitur.
Meiner Schwester erging es ähnlich, sie durfte kein Abi machen, weil unsere Eltern nicht in der Partei waren. Offiziell reichten natürlich die Leistungen nicht aus, immerhin hatte sie eine 2 in Sport. Das ging garnicht, auch wenn sie ansonsten nur Einsen auf dem Zeugnis hatte.
Aber bis dahin galt der Grundsatz, pisst du mir nicht ans Bein, piss ich dir nicht ans Bein. Den Begriff "Stasi" habe ich das erste Mal nach der Wende gehört, ich wusste nicht einmal, dass es sowas gab. Okay, bei der Army hatten wir so eine merkwürdige Truppe, alles blutjunge Kerle, aber vom Rang her Major und aufwärts. Hinter vorgehaltener Hand nannte man die "Abteilung 3000" ... vermutlich Militärischer Geheimdienst. Ist hier aber OT...
Nach dem Wehrdienst hat es dann doch noch mit dem Studium geklappt, denn es wurden dringend Leute gesucht, die sich finanziell verschlechtern wollten. Ist kein Witz, ich habe vorher als Werkzeugmacher incl. Berlin-Zuschlag monatlich 875 Ostmark verdient, und nach dem Studium hätte ich wieder mit 650 Mark angefangen. Das war nicht gerade motivierend, aber ich wollte mit 60 auch nicht mehr hinterm Schraubstock stehen. Zum Glück fiel die Wende dann mitten in die Studienzeit, so blieb mir einiges erspart.
Während der Lehrzeit in Berlin haben wir (5 Lehrlinge) natürlich auch einiges unternommen, jedoch nichts was einem Überfall auf einen Supermarkt auch nur annähernd nahe kam. Ich glaube, das Schwarzfahren mit der S-Bahn sorgte damals schon für die größten Kopfschmerzen.
:DAlso bei allem Respekt für deine sachliche Analyse, ... Nein, ich hätte mich auch im Westen nicht anders entwickelt. Vieles wäre sogar reibungsloser verlaufen (Ausbildung, Studium, etc.). Und ich brauchte auch kein Gras, um den Stress im Studium zu bewältigen. Etwas Ruhe am Wasser, ein Kanu zum auspowern und ne Angel genügen vollkommen.
CapitalA. schrieb:und sie pauschal zu Verbrechern zu erklären
Hab ich nie getan, ich sprach von Kriminellen, nicht von Verbrechern. Verbrecher sind ne ganz andere Hausnummer, allerdings verachte ich die auch
:DUnd kriminell sind sie in erster Linie, weil der Erwerb und der Besitz illegal ist. Oder gibt es daran etwas zu kritisieren?
Ihr kauft den Dreck doch alle bei einem Dealer, oder fahrt ihr deswegen etwa nach Holland? Aber auch da wäre der Besitz illegal, was euch zu Kriminellen macht.
CapitalA. schrieb:Ich kann jeden Tag Cannabis rauchen ohne Kriminell zu sein.
Ist das so? Wie machst du das, da es ja nicht kriminell ist, kannst du ja offen darüber sprechen. Gelten für dich die Regeln nicht? Stehst du über dem Gesetz?
CapitalA. schrieb:Was machen wir mit einem Elon Musk ,bekennender Kiffer und Visionär.....ist er auch nur ein krimineller Drogenkonsument?
Natürlich ist er das, unter der Annahme, dass in den USA eine ähnliche Gesetzeslage besteht. Womöglich ist er ja klug genug, sich nicht erwischen zu lassen.
CapitalA. schrieb:ich möchte damit nicht zum Ausdruck bringen, das du ohne Drogen kein vernünftiges Leben führen kannst, ich möchte damit nur zum Ausdruck bringen, das du auf eine sehr Individuelle Art aufgewachsen bist und dir die Erfahrung fehlt um andere Menschen als z.B Kriminelle zu bezeichnen.
Na da bin ich aber erleichtert, ich dachte schon, ich hätte mir mein bisheriges Leben nur eingebildet.
Die Art, wie ich aufgewachsen bin, mag individuell sein, aber sie ist größtenteils selbstbestimmt. Genau da wo ich heute bin, wollte ich auch hin. Und wieso muss ich selbst kriminell werden, um andere so bezeichnen zu dürfen?
Ich finde das ist schon sehr weit hergeholt. Ich halte es da eher mit Forrest Gump: Kriminell ist der, der Kriminelles tut!
Einen schönen Abend noch...