-LOVE- schrieb:eigentlich alles Wesentliche gesagt wurde hinsichtlich der hier grade herrschenden Definitionswut.
Mal ganz davon abgesehen, wirst Du in einer Gesprächsrunde niemals verhindern können, dass die Teilnehmer eine Definition einer Sache immer auch mit eigenen Inhalten füllt, welche ihren persönlichen Erfahrungen, Recherchen und Beobachtungen entsprechen.
Möglicherweise hast du da etwas missverstanden, denn verhindern will ich das auf keinen Fall
Vielmehr sehe ich die zwingende Notwendigkeit, dass das passiert, wie ich ja auch schrieb:
BlackFlame schrieb am 01.01.2013:In einer Diskussion ist es ständig von Nöten, dass man einen formalen Begriff im Kontext des Themas auch mit konkretem Inhalt füllt (so wie ich das jetzt hier mit dem Wort "Definition" versuche), aber wie könnten wir denn hier über dieses Thema sprechen, wenn wir nicht wenigstens ansatzweise eine ähnliches Verständnis für diesen Begriff hätten?
Auch wenn ich möglich in ein Bienennest trete, aber wenn ich das Wort "Definierwut" jetzt immer öfter lese, dann frage ich mich, ob wir überhaupt eine ähnliche Vorstellung davon haben, was eine Definition überhaupt ist.
-LOVE- schrieb:Wer statt dessen blind irgendwelche vorgefertigten Vorstellungen anderer (der Masse) zu eigen macht und gedankenlos nachplappert ist innerlich tot.
Gerade dahingehend wären die logischen Konstrukte der Mathematik genau richtig, denn wenn man dort mit Gedankenlosigkeit herangeht, kommt in der Regel auch nichts dabei heraus.
Eine Definition für sich betrachtet gibt nähmlich noch keinerlei Auskunft über ihr Verständnis und im Dialog erfährt man ja nur allzu oft, wie verschieden dieses letztlich ist.
Umgekehrt könnte es ohne diese Definitionen erst gar keinen Dialog geben.
Zusammengeworfen bedeutet das, dass man sowohl die Definition als Raster aber auch zwangsläufig das Verständnis, Erklärungen und das Durchdenken braucht, wenn man darüber sprechen möchte.
Diese blinden Fische, die letzteres nicht getan haben, die aber scheinbar gern in ihrer Gesamtheit für die Fehlerhaftigkeit unserer Menschheit verantwortlich gemacht werden, erkennt man doch genau in dem Moment, indem man mit ihnen das Gespräch sucht und nachfragt.
Erst dadurch, dass man spricht lässt sich erkennen, ob da wirklich schon einmal weiterführend drüber nachgedacht wurde und auch erst durch das Sprechen kann man jemanden dazu bringen dies noch nachzuholen.
Ich zweifle einfach daran, dass die Menschen die jetzt beispielsweise diese Diskussion lesen, diese vollkommen unberührt lässt.
Gerade die, die dann auch noch mitdiskutieren, signalisieren ja sogar noch Interesse daran ihre Position mit einer anderen zu vergleichen. Manchmal artet das auch aus, ich weis, aber es passiert auch oft genug, dass dann in einer konstruktiven Auseinandersetzung mit sich und dem Gegenüber resultiert.
Du schriebst ja eingangs, dass dir viele Maßstäbe, Festlegungen und Definitionen willkürlich erscheinen, aber hast du auch eine Idee im Kopf, wie man dieser scheinbaren Willkürlichkeit entgegenwirken könnte, wie man also konkret eine Lösung erarbeiten könnte?
Einen Schritt hast du ja schon getan und zwar das, was dir im Kopf herumschwirrt auszuformulieren und zur Diskussion zu stellen, aber kommen wir kurz noch einmal zu dem zurück, was ich auf der letzten Seite mit meinen Konstrukt von Einzelperson-Gesamtsystem.
Du schriebst weiter oben folgendes:
-LOVE- schrieb am 29.12.2012:Diese Dinge sind bekannt, denke ich mal. Und ja, da kann ich als einzelner Mensch nur bei mir persönlich ansetzen und etwas verändern. Aber wenn es sich darin erschöpft, ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn an der Funktionalität des gesamten Systems ändert es nichts. Also liegt der Fehler im System, weniger bei einer Einzelperson.
Und das möchte ich jetzt in Frage stellen.
Nebenbei sei erwähnt, dass mir manchmal nicht ganz klar ist, was hier so mancher mit "das System" meint, jedoch werde ich diesen Begriff jetzt so gebrauchen, dass ich damit ganz einfach die Gesamtheit der Menschen bezeichne.
Das System ist (nach der letzten Seite) also die Gesamtheit aller Menschen und dieses System ist kein neues Objekt sondern direkt von den darin enthaltenen Einzelpersonen abhängig. Also auch von mir, von dir und auch von
@Krokodil137 .
Mir ist nur nicht ganz klar, was Systemmenschen sein sollen?
Wir sind das System und jeder kann jederzeit dagegen rebellieren und neue Ideen anbringen. Nicht jede wird Beachtung finden, aber hin und wieder gelingt es ja sich Gehör zu verschaffen.
Allein schon diese Diskussion bzw. die Tatsache, dass hier entstaunlich oft sehr lange Ausführungen ausgeschrieben werden, zeigt mir zumindest, dass es hier einige gibt, die sich dafür interessieren.
Dass ich hier zwischendurch immer wieder minutenlang nur die bisherigen Beiträge mehrfach noch einmal durchgelesen habe und sie zu durchdenken versuchte, zeigt mir zumindest, dass du es geschafft hast, zumindest unter meiner Schädeldecke, eine kleine Rebellion anzuzetteln.
Solche Erfolge passieren einfach im kleinen Rahmen, da man wirklich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Aber bekanntermaßen lässt sich mit genügend Tropfen jeder Stein verformen.
Und auch wenn dieses Bild schon einen elendig langen Bart hat, so ist es an dieser Stelle doch wieder ganz hilfreich.
Durch die Komplexität und Dynamik des Systems ist es in manchen Stellen einfach unvorhersehbar, wo sich gerade eine größere Strömung zusammenfindet. Wobei wir hier wieder auf die den Vergleich der Relevanz der eigenen Gedanken innerhalb und außerhalb des eigenen Schädels kommen.
Ich weis nicht, wie viele tatsächlich diese Diskussion gedanklich beschäftigt, oder wie heiß die angesprochenen Aspekte im gesamten System diskutiert und durchdacht werden. Das entzieht sich einfach meiner Kenntnis.
Aber andererseits ist dieser Testlauf, der gerade hier stattfindet, doch überaus interessant und hilfreich in der Selbsteinschätzung.
Denn wenn man das ganze System kritisiert und letztlich auch das ganze System ändern möchte, wie weit wird man da wohl kommen, wenn man sich schon in einer Diskussion mit ein paar wenigen Diskutanten kaum über Wassser halten kann?
Die richtig klugen Leute, die auch immer wieder unkonkret angesprochen wurden, haben eben auch gesagt, dass man sich mit seinen schärfsten Kritikern an einen Tisch setzen sollte, um die eigene Argumentation zu verbessern.
Aber kann es dann damit getan sein, dass man sich dann hinstellt, sich einen exklusiven Status zuspricht und verkündet, dass man resigniert, weil "das System" nicht auf einen hört? Kann das wirklich das Ziel sein, wo man doch ursprünglich den Dialog gesucht hat?
Die eigene Innen-Außen-Sicht ist hier und auch andernorts immer wieder zu hinterfragen.
Denn eine Diskussion damit zu verlassen, dass man sich genauso benimmt wie die, die man kritisiert, sollte ein Zeichen für die eigene Vernunft sein, hier noch einmal Selbstkritik zu üben.
An dieser Stelle sei einmal wieder erwähnt, dass ich gerne meine eigene Haltung diskutiere, vor allem mit mir selbst und sie konsequent in Frage stelle.
Nun muss ich sagen, kann ich das hier sitzend nicht klar beurteilen, aber ich halte es für durchaus möglich, dass meine Ausführungen für manchen so wirken wie hier beschrieben:
Krokodil137 schrieb:Du hast ja die besten Beispiele in all den Möchtegern-Strategen, die eh alles besser wissen und doch nicht wissen, dass sie eigentlich gar nichts wissen.
Jetzt möchte ich aber fragen, was ich mit dieser Formulierung anfangen soll, weil mir hier der konstruktive Aspekt fehlt, der mir aufzeigt, wie ich diese Außenwirkung (sofern sie denn bestehen sollte) verändern oder bessern könnte.
Ich sitze hier genauso wie alle anderen, meine ein bisschen was von der Welt gesehen und gelernt zu haben und suche Impulse von Außen, die Anreiz zum Nachdenken liefern. Provoziere sogar fast absichtlich, dass man meine Ausführungen in Frage stellt.
Und wozu?
Weil ich für meinen Teil keine Ahnung habe, was das System ist oder was es macht.
Es ist schon schwierig genug, wenn hier den Überblick zu behalten, wenn in einer Diskussion mehr als 5 Leute gleichzeitig miteinander diskutieren. Wie sollte ich da ein paar Millarden Menschen überblicken können.
Das einzige, was mir möglich ist, ist mir ein paar Einzelne herauszupicken oder durch Beiträge anzulocken und mir dann dadurch einen zwar sehr kleinen, aber immerhin irgendeinen Eindruck vom großen System zu holen. Mehr Möglichkeiten sehe ich für mich nicht und deshalb würde mich wirklich interessieren, wie man gezielte weitreichende Rebellion in diesem System anzetteln will, die nicht darin mündet, dass man sich seiner eigener Wortgewalt entmündigt?
Nichtsdestotrotz möchte ich hier abschließend etwas relativieren:
Der Einfluss des Einzelnen erscheint nüchtern betrachtet sehr klein, ist aber für alle gleichermaßen so klein und besitzt somit dann doch wieder eine gewisse Relevanz.
Somit kann ich nichts Schlechteres darin sehen, dass man das bisschen, was man von seiner Umwelt herangereicht bekommt und das bisschen, was man ihnen geben kann, auch zu nutzen versucht und gleichermaßen konsequent in Frage stellt.
Nur wenige werden einem zuhören, nur wenige werden sich darauf einlassen, die eigenen Gedanken wenigstens kurzzeit für voll zu nehmen und dennoch sollte man nicht vergessen, dass das nicht nur einem selbst so geht.
Also lasst euch gesagt sein, dass ich zumindest ich mir jetzt gerade vollkommen bewusst bin, dass diesen ganzen Text kaum jemand gelesen haben wird und noch weniger seinen Inhalt auch nur ansatzweise in ihre eigene Gedankenwelt hineinlassen werden.
Dennoch möchte ich festhalten, dass ich diskutiere, weil ich andere Sichtweisen gern durchdenke und es ich für mich einen Gewinn darin sehe, wenn es jemand schafft, dass ich über seine Worte auch außerhalb des Forums noch nachdenken werde.
Dementsprechend ein diskretes Danke an euch beide, die ihr mir schon Impulse geliefert habt, die jetzt noch eine gewisse Zeit in meiner Murmel herumschwirren, hinterfragt und durchdacht werden.
Und hoffentlich hab ich bei dem ganzen Geschreibe zwischendurch nicht den völlig den Faden bzw. den Bezug zum Thema verloren.