Andenken an geliebte, verstorbene Menschen

@feallai

Ich finds irgendwo lustig - meine Mutti kam nach ihrem Vater, also ist bei mir auch irgendwo mein Lieblingsopa "drin" . Von meinem Vater habe ich wohl die Augenpartie ... ach, irgendwie was von beiden :D (aber mehr Mutti ;) ) .

Natürlich vermisst man Menschen, die einen intensiv ein Stück des Lebensweges begleitet haben.
Aber so lange man sich ihrer noch erinnert, sind sie nicht ganz fort.
Ich habe an der Wand meines Arbeitszimmers nach 30 Jahren immer noch ein Bild meiner ersten Frau hängen. Ich habe das Gefühl, dass sie mir immer noch skeptisch bei der Bewältigung meines Lebens zusieht.

Das Foto machte einer ihrer Kollegen irgendwann nach einem langen Bereitschaftsdienst in der Uniklinik Eppendorf. Sie sieht müde aus - und genervt. Die üppige schwarze Mähne zu einer Art Pferdeschwanz zusammengewurstelt, die Brille fast auf die Spitze ihrer grossen Nase geschoben, die unvermeidliche Zigarette im Mundwinkel und dieser unnachahmliche Gesichtsausdruck, so als hätte die ganze Welt sie zutiefst beleidigt. Salwa guckt von ein paar Papieren hoch und so intensiv in die Kamera, als würde sie aus dem Bild heraus mich anstarren. Schön ist sie auf diesem Bild nicht. Aber viel realer, als es ein Künstler-Foto je wiedergeben könnte. Ich gebe zu: Ich habe mit diesem Bild schon gesprochen.

@Doors

Doors schrieb:Ich habe mit diesem Bild schon gesprochen.

Finde ich schön! Ich spreche auch manchmal mit dem Bild meiner Eltern, das bei uns einen Ehrenplatz hat ...

Heute vor 16 Jahren, gegen 10.40 Uhr, ist meine Mutti für immer eingeschlafen.

Nach nun mittlerweile 10 Jahren ist von der Pflanze nicht viel übrig beglieben, ich muss gestehen, dass es mich ärgert. Andererseits muss ich allerdings zugeben, dass ich mich nicht immer sehr führsorglich gekümmert habe. Man kennt es ja, man schaut ab und zu hin, stellt fest „könnte mal wieder etwas Wasser vertragen“ … aber ok, es was wohl zu wenig Liebe irgendwie….naja,,, 10 Jahre war vielleicht auch eine ganz akzeptable Zeit… red ich mir zumindest ein.. schade ist es trotzdem…. Es war halt meine Oma ;)

@Yenna
Ich denke nicht das man dafür irgendwas braucht. Damals, 1994, als meine Oma starb waren die ganzen erbgeier schon beim letzten Atemzug in ihrer Tür gestanden. Meine Oma starb daheim, sie wollte es so. Und tatsächlich war sie noch nicht mal fünf Minuten tot als diese Affen ihre Wohnung ausgeräumt haben. Ich muss dazu sagen, ich war nicht in der Wohnung weil ich es nicht konnte. Ich wollte sie nicht tot sehen.
Ich hätte zu gerne das Porzellanpärchen gehabt das über ihrem Bett stand. Die hab ich geliebt 🥰 natürlich hab ich sie nicht bekommen. Damals hab ich ewig geweint, aber irgendwann als der Schmerz ein kleines bisschen nachließ, hab ich mich daran erinnert das ich doch was von meiner Oma habe. ICH bin ihre Nachfahrin und das ist mir heilig. Ich ehre heute noch ihre Herkunft und bin stolz darauf und auf sie. Sie ist seit 27 Jahren nicht mehr hier und trotzdem rede ich mit ihr. Sie wird immer ein Teil von mir sein und ich ein Teil von ihr und wo immer sie jetzt auch ist, ich weiß daß ich eines Tages bei ihr sein werde und das wird mein Paradies sein. Meine Oma und ich 💞

@Mila_
Das hast du wunderschön geschrieben und genau so möchte ich es auch sehn und fühlen können …es war halt nur so ein kleiner Anhaltspunkt… etwas was grünt und „lebt“ …und dann ist es eingegangen… darüber hab mich irgendwie geärgert… naja,,, ich werd klar kommen damit und man findet auch wieder andere Dinge, ich habe ja mehrere „Gegenstände“ von ihr, mitunter zuckersüße ,,, aber die „leben“ halt nich, wie die Pflanze…aber gut, man muss irgendwann davon abkommen, loslassen

@Yenna

Lege dir doch eine identische Pflanze oder eine Lieblingspflanze der Oma zu und ziehe sie groß oder züchte sie (falls du so eine Begabung hast). Dann hast du eine ähnliche lebendige Erinnerung an sie :)

@Yenna
Das schaffst du 😊 und DU lebst ja ☝🏻😘

Ich zünde an besonderen Tagen wie z.B. Geburts- oder Todestagen meiner verstorbenen Lieben gern Kerzen für sie an.
In Gedanken mit ihnen gesprochen habe ich auch schon. Finde ich normal, die Gefühle für einen geliebten Menschen hören mit seinem Tod ja nicht auf.
Und der Gedanke, dass vielleicht - nur ganz vielleicht - doch eine winzige Chance besteht, dass es irgendwie bei der verstorbenen Person ankommt, hat etwas Erbauendes, finde ich.

RachelCreed schrieb:Und der Gedanke, dass vielleicht - nur ganz vielleicht - doch eine winzige Chance besteht, dass es irgendwie bei der verstorbenen Person ankommt, hat etwas Erbauendes, finde ich

Das stimmt absolut. Es tröstet in Tränenreichen Momenten und wenn der Schmerz den Brustkorb umklammert.
Mit den Kerzen an besonderen Tage, das machen wir auch so und bilden uns dann ein, wenn am nächsten Tag unverhofft die Sonne scheint, dass es ein Gruß von oben ist. :)

RachelCreed schrieb:Gedanken mit ihnen gesprochen habe ich auch schon. Finde ich normal, die Gefühle für einen geliebten Menschen hören mit seinem Tod ja nicht auf.
Und der Gedanke, dass vielleicht - nur ganz vielleicht - doch eine winzige Chance besteht, dass es irgendwie bei der verstorbenen Person ankommt, hat etwas Erbauendes, finde ich.

Sehr schön geschrieben.
Ich halte es ebenso .
Und Kerzen zünden ich auch außerhalb von Tagen wie Geburtstag oder Todestag an .
Einfach so als Licht und Gedanken die ich an die Sende die ich liebe .

Yenna schrieb am 12.12.2012:Nun meine Frage: Habt ihr ähnliche "Rituale"? Und wenn ja welche?

Jein. Als mein Vater 2015 an Krebs gestorben ist, war ich jeden zweiten Tag auf dem Friedhof. Hab eine Kerze angezündet und kurz "Hallo" gesagt. Das habe ich tatsächlich fast 5 Jahre gemacht. Ich weiß gar nicht, wieso ich damit aufgehört habe. Fakt ist, dass ich damals fast jede Nach von meinem Papa geträumt habe, dass mir der Verlust wirklich sehr viel Kummer bereitet hat. Aber seit ich nicht mehr ständig auf den Friedhof laufe, geht es mir damit viel besser. Ich denke nach wie vor jeden Tag an meinen Papa und hin und wieder zünde ich zu Hause eine Kerze an, aber ich kann mit dem Verlust besser umgehen. Ich würde sagen, ich hab losgelassen.