Dass verbale Kommunikation vom Aussterben bedroht sei, finde ich zu krass formuliert.
Viel Geschwafel/Smalltalk wird, so ist es zumindest mir ergangen, ins Chatten verlagert.
Wirklich ernsthafte Gespräche führt man dagegen aber nach wie vor unter 4 Augen und verbal, schon weil bei größeren Problemen im Schriftverkehr doch einiges auf der Strecke bleibt.
Schriftliches und mündliches Diskutieren sind beispielsweise auch zwei ganz verschiedene Paar Schuhe und brauchen jeweils auch eine andere Herangehensweise.
Dass einem Jemand ins Wort fällt, ist im schriftlichen zum Beispiel nicht möglich. Andererseits fehlt bei der schriftlichen Diskussion auch die non-verbale Komponente.
Beides hat also Für und Wider.
Wenn ich sehe wie viele junge Menschen im Sommer bei uns in der Innenstadt unterwegs sind, dann ist das für mich ein ganz klares Zeichen, dass eine große Masse an jungen und alten Menschen ein ernsthaftes Interesse an verbaler Kommunikation haben.
Ich gehe mit, dass es mittlerweile diverse Möglichkeiten gibt, auch in der Zeit in der man sich nicht sieht, in Kontakt zu stehen, aber das erscheint mir eher ein Extra als ein wirklicher Ersatz zu sein.
Auch in Punkto Online-Spiele ist es mittlerweile schon eine Art Standard, dass man beispielsweise via Teamspeak, während des Spielens, miteinander redet.
Das Phänomen, dass sich junge Leute in einer Kneipe zusammenfinden und dann doch nur auf ihren Touchscreens herumfummeln, ist mir auch schon untergekommen und doch sehe ich einfach nicht, dass an so einem Abend keinerlei verbale Kommunikation stattfindet.
Es ist ein teils nerviger Nebeneffekt, da stimme ich zu, aber offensichtlich ist dieses Problem auch vielen bewusst und es werden sogar Lösungsstrategien entwickelt.
Dass meine 16-Jährige Cousine sich auf ihr Handy fokusiert, wenn die Erwachsenen über Gott und die Welt reden, halte ich nicht für ein neumodisches Extrem, was einem Sorgen machen sollte.
Als junger Mensch bei so etwas daneben sitzen zu müssen und sich zu langweilen, war auch schon vor Jahrzehnten so und heute hat man eben Möglichkeiten, diese Langeweile zu kompensieren, ohne den Raum verlassen zu müssen und sich somit die Möglichkeit zu erhalten, zu einem späteren Zeitpunkt in ein interessanteres Gespräch mit einzusteigen.
kleinundgrün schrieb:Sagt wer? Sicher keine Leute, die häufiger Emails oder Briefe schreiben.
Das sagt die Psychologie und Verhaltensbiologie und ist schon länger bekannt und untersucht worden.
Mimik, Gestik und Intonation sind elementare Bestandteile der verbalen Kommunikation.
Das Fehlen dieser Information, beispielsweise in der schriftlichen Diskussion, sorgt häufig für Fehlinterpretationen und Missverständnisse - wobei eine undeutliche Aussprache oder ein sehr starker Dialekt den gleichen Effekt haben kann.