Berlin - fühlt man sich hier noch wohl?

Berlin, Berlin, wir wohnen in Berlin. :)

Ich wohne zwar nich da, arbeite aber dort. Ich möchte in keiner anderen Stadt der Welt mehr arbeiten. Berlin is einfach cool. Früh rein in den Moloch, abends oder etwas später wieder raus, also wenn man noch am Leben is.

naja, ich wohne in frankfurt am main, die stadt der kriminalität schlechthin, aber das liegt auch teilweseise am frankfurter flughafen.

So wat ham wa nich, dank Wowie. Und so wat brauchen wa auch nich. In 1 1/2 Stunden is man in London, also vom alten Container-Flughafen in Schönefeld aus. Mehr muss nich sein.

Und das Berliner Umland is natürlich ein Paradies für Wassersportler. Überall Seen. Von hier aus kannste bis zur Ostsee rudern. Nich das ich das will, aber ich könnte wenn ich wollte.

In Dresden z.B. hamse im Sommer 'ne Kiesgrube vor der Stadt und die Elbe zum Baden. Da kann man sich eigentlich nur noch bis Hamburg treiben lassen. :(

Berlin, ick liebe Dir. :)

greenkeeper schrieb:Ich wohne zwar nich da, arbeite aber dort.

das könnte in der Tat ideal sein, man hat eben alle Vorteile. Die Umgebung ist wirklich schön, und für Wassersportler ein Traum. Das kann ich bestätigen.

Ich hab von 1988 bis 1992 in Berlin gelebt; während meines Studiums, kenne Berlin aber schon seit 1982.

1982 war ich 18 Jahre alt; neugierig auf Berlin und diese Mauer, die es damals noch gab. Da wollte ich unbedingt leben! Ich hab diese Stadt von der ersten Sekunde an geliebt.

Sicherlich war bis Ende 1989 alles auf West Berlin beschränkt, sodass die Stadt für mich nicht so riesig erschien wie heute, aber ich hab mich super sicher gefühlt, auch nach der Wende noch.

Ich war zuletzt 2017 in Berlin; hab als frühere Rucksackberlinerin vieles von den alten Wohlfühlorten besucht und liebe es noch wie damals. Fühle mich auch immer noch sicher, wenn ich durch die Straßen gehe, muss aber auch dazu sagen, dass ich wenig abends unterwegs bin, eher tagsüber. Wenn ich abends mal weggehe in Berlin, dann mit Taxi zum Hotel zurück. Früher bin ich auch nachts um 11 noch mit der S Bahn nach Hause gefahren; das würde ich heute wohl lassen, aber man wird ja auch älter.

Ich könnte mir gut vorstellen, wieder in Berlin zu wohnen, aber eben nicht an einem Hotspot, sondern ruhig und beschaulich, vielleicht Konradshöhe oder Tegelort, das gefällt mir da sehr gut. Ja, ich weiß, ist eher was für Rentner, aber wahrscheinlich werde ich auch erst im Rentenalter wieder nach Berlin ziehen können, sodass es dann wieder passen würde :)

Von der Kriminalität in Berlin bekommen wir hier im Ruhrgebiet eher wenig mit. Klar ist bekannt, dass Neukölln und Kreuzberg Hochburgen sind, aber da muss man sich ja auch nicht aufhalten, wenn man das nicht will. Ich halte mich da eher in anderen Bezirken auf, wenn ich mal in Berlin bin. Neukölln hat aber auch schöne Ecken, Rudow z.B. oder Britz; muss ja nicht die Gropiusstadt sein. Und im früheren Kreuzberg 61 finde ich zumindest, ist es einigermaßen sicher.

Mal davon abgesehen gibt es Kriminalität überall. Man muss sich halt entsprechend ruhig und unauffällig verhalten, Vorsicht walten lassen, wenn man alleine unterwegs ist; nachts dann doch eher ein Taxi nehmen, wenn es spät ist. Man kann ja selbst was dafür tun, dass man sich einigermaßen sicher fühlen kann.

Ich kenne Berlin nur durch die Verwandtschaft meiner Frau, dafür aber auch sehr ehrlich und ungeschönt. Die Stadt und Menschen muß man einfach mögen um diesem besonderen Flair etwas abzugewinnen und das fällt mir persönlich von Jahr zu Jahr schwerer. Selbst meiner besseren Hälfte.

Die Stadt an sich ist/war mal unübertroffen. Jeder Stadtbezirk eine eigene Welt und dieses unfassbare Grün, welches ich kein zweites mal in einer anderen Stadt gesehen habe.
Die Menschen von kodderig bis herzlich warm und ständig einen kessen Spruch parat.

Das war aber leider alles mal. Jedes Jahr hat sich das Berliner Leben mehr verändert und das leider nicht zum Vorteil. Alles wird zu- und neugebaut und der einstige Charme weicht bizarren Gebäuden und Konstrukten. Der Nahverkehr ist teilweise eine einzige Katastrophe und die berühmte Berliner Luft ist uringeschwängert.
Ja und die Menschen (schrieb ich schon in einem anderen Thread) werden immer unfreundlicher und rücksichtsloser - vor allem die Radfahrer, denen Fußgänger schlicht egal sind und die jeden geraden Weg als ihr eigen deklarieren.

Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, und es ist Bezirksabhängig, aber der Grundtenor ist negativer geworden und ich möchte definitiv nicht in dieser Stadt leben wollen oder müssen.
Kriminalität haben weder meine Verwandten, noch wir Touristen als Übermaß gegenüber anderen Städten wahrgenommen.

Elephunk schrieb:Der Nahverkehr ist teilweise eine einzige Katastrophe und die berühmte Berliner Luft ist uringeschwängert.

Ich glaube das findet sich in jeder Großstadt, ob nun Berlin, Hamburg oder München - um nur die ganz großen aufzuzählen- nach Urin stinkt es in der einen Stadt nicht mehr als in der anderen.
Liegt am Open End Lifestyle. Wo man immer was erleben kann 24/7, da sind auch 24/7 Leute draußen und erleben was/ hinterlassen was.
Auch was du sonst zu Berlins Veränderungen aufgezählt hast, gilt auch für andere Großstädte. Da ist halt nie stillstand - gibt Einwohner, die schätzen diese immer stetige Bewegung innerhalb ihrer Städte, andere widerum vermissen alten Flair und möchten, dass das was mal war, auch in der Zukunft.
Da aber auch die Einwohnerzahl stetig wächst, muss sich die Stadt anpassen. > Mit Wohnraum, Einkaufsmöglichkeiten, Schulen/Kitas usw.
Immer mehr innerstädtische Grünfläche muss dafür verbaut werden, weil es andere freie Flächen nicht mehr gibt.

Ich fand Berlin - als Stadt - noch nie wirklich schön aber die Mentalität der (Ur)Berliner gefällt mir. Das man eben sehr direkt interagiert, kein Blatt vor den Mund nimmt und irgendwie auch, dass man sich ein Stückweit damit rechtfertigen kann :D
>"Du bist ja total unfreundlich"
"Nee, ich bin Berlinerin"
Und damit ist dann auch alles gesagt.

Über mir wohnt eine "Zugezogene" - kommt ursprünglich aus Mecklenburg, und die äußerte zB. das sie den Wachstum toll findet und irgendwie kristallisierte sich im Gespräch heraus, dass sie sich freut, in der Zeit dabei zu gewesen sein. So als würde sie der Fertigstellung eines Kunstwerks beiwohnen und ich kann den Gedankengang zumindest nachvollziehen. Aber als Berliner direkt, zumindest wenn hier geboren und/oder aufgewachsen, hat man eben alles irgendwie schonmal mitbekommen. Da ist die Neueröffnung des größten Einkaufszentrums nix besonderes mehr... der Abriss eines riesigen Industriegebäudes usw. Und auch die negativen Sachen wie Überfälle, Körperverletzungen, Morde - die Masse an Menschen, die hier aufeinander prallen, "erlauben" einem die ein oder andere unschöne Erfahrung und zumindest ich kenne immer jemanden, der jemanden kennt, der was drastisch kriminelles mitbekommen hat. > Gibt es alles natürlich auch in Kleinstädten/Dörfern aber ich spreche hier von der Masse. Es passiert halt ständig. Auch da isr 24/7 nie Ruhe.

Elephunk schrieb:aber der Grundtenor ist negativer geworde

Kann ich nicht bestätigen. Er war mMn. schon immer negativ - nur anders.
Auch das hat sich einfach nur dem Zeitgeist angepasst und das gehört tatsächlich zu Berlin wie die Spree. Es ist das moderne negativ, so wie man in den 90ern auch von einem modernem negativ sprach - nur wünscht man sich das heute zurück. Da ist viel Vergangenheits-Schönmalerei dabei, was auch nur Natürlich ist.

Streuselchen schrieb:Ich fand Berlin - als Stadt - noch nie wirklich schön aber die Mentalität der (Ur)Berliner gefällt mir.

Ich finde Berlin eigentlich letztlich schon schön. Nicht überall natürlich, aber es gibt viele sehr schöne Ecken, gerade wegen der ganzen Seen. Am Ufer von Spree und Havel, Müggelsee und Wannsee, z.B. in Köpenick, Friedrichshagen, Treptower Park, Kladow, Alt-Tegel, Spandau, sowie Richtung Potsdam (Schloß Glienicke etc.) ist es wirklich sehr nett.

Zu meinen Lieblingsgegenden gehört die Region im Übergangsbereich zwischen Berlin und Potsdam, wo beispielsweise Schloss Babelsberg ist. Eine wirklich schöne Kulturlandschaft mit historischen Gebäuden und idyllischen Landschaften mit Gewässern.

Ja, und die Berliner Mentalität mag ich auch gern. Ich bin ja seit dem Mauerfall regelmäßig in Berlin und fühle mich immer wohl. Und das, obwohl die Stadt natürlich auch ihre Schattenseiten hat.

martenot schrieb:Nicht überall natürlich, aber es gibt viele sehr schöne Ecken, gerade wegen der ganzen Seen. Am Ufer von Spree und Havel, Müggelsee und Wannsee, z.B. in Köpenick, Friedrichshagen, Treptower Park, Kladow, Alt-Tegel, Spandau, sowie Richtung Potsdam (Schloß Glienicke etc.) ist es wirklich sehr nett.

Klar, Berlin hat auch schöne Ecken aber bei deinen aufgezählten zB. sind schon welche dabei, wo viel neu gebaut wird und viel verändert wird.
Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein oder blöd aussehen, aber anders. Und manchmal gefällt Anders nicht ^^
Grünau, Lichtenrade fallen mir noch ein, sehr grün - von der Veränderung zumindest grob noch verschont geblieben. Mal schauen wie lange noch

martenot schrieb:Zu meinen Lieblingsgegenden gehört die Region im Übergangsbereich zwischen Berlin und Potsdam, wo beispielsweise Schloss Babelsberg ist. Eine wirklich schöne Kulturlandschaft mit historischen Gebäuden und idyllischen Landschaften mit Gewässern.

Stimmt. War das letzte Mal 2019 dort, gegenüber Babelsberg eine Schulung vom Arbeitgeber gehabt und ich war round about damit beschäftigt, aus dem Fenster zu schauen. :) war einfach mal erholsam für die Augen.

ich oute mich mal als berliner. bin hier geboren und aufgewachsen. bis vor wenigen jahren gern hier gelebt. hat sich leider geändert. :-( gar nicht mal wegen der kriminalität (die empfinde ich nicht höher als woanders), einfach so insgesamt.

ich sehe vor allem das

Streuselchen schrieb:Da aber auch die Einwohnerzahl stetig wächst, muss sich die Stadt anpassen. > Mit Wohnraum, Einkaufsmöglichkeiten, Schulen/Kitas usw.
Immer mehr innerstädtische Grünfläche muss dafür verbaut werden, weil es andere freie Flächen nicht mehr gibt.

als problem.

es wird immer voller, weil nach wie vor alle welt unbedingt herkommen muss. das senkt die lebensqualität doch massiv. ja, es ist normal dass eine weltstadt dies mit sich bringt. aber halt auch normal dass nicht jeder damit so klarkommt.

vor etwa zehn jahren war ich noch team

Streuselchen schrieb:gibt Einwohner, die schätzen diese immer stetige Bewegung innerhalb ihrer Städte,

und jetzt sehe ich es eben anders. hat sicher (mal wieder) mit dem alter zu tun, wobei mir auch bekannte (und nach wie vor überzeugte lokalpatrioten) bestätigen, dass es hier schlimmer (im sinne von voller, ruppiger, stressiger) geworden ist. zu viele menschen.

Elephunk schrieb:Ja und die Menschen (schrieb ich schon in einem anderen Thread) werden immer unfreundlicher und rücksichtsloser - vor allem die Radfahrer, denen Fußgänger schlicht egal sind und die jeden geraden Weg als ihr eigen deklarieren.

genau das.

fluff schrieb:es wird immer voller, weil nach wie vor alle welt unbedingt herkommen muss.

Wobei das ein Trend ist, den es anscheinend in anderen Städten und Regionen auch gibt, nicht nur in Berlin. Auch hier in München ist es dasselbe. Der Zuzug scheint ungebrochen, die Wohnungen werden immer knapper und teurer, und die Welle der Zuzügler erreicht auch das ganze Umland, sodass man nicht einmal mehr ins Ländliche ausweichen kann.

Also das es hier voller wird stört mich eigentlich nicht.
Als großes Problem sehe ich die Obdachlosigkeit. Gefühlt ist das so viel mehr geworden, auch in eigentlich eher schöneren Bezirken wird das vermehrt zum Problem.
Und bei mir im Bezirk/Kiez sind Drogen ein großer Punkt. Es ist mittlerweile eine Ausnahme, wenn man keinen Junky am U-Bahnhof sieht. Allerdings bemerke ich in den letzten Wochen eine verstärkte Präsenz von Sicherheitskräften der BVG. Habe aber auch schon beobachtet, dass die sich selbst nicht an die Junkys getraut haben und auf der Zwischenebene einfach gelassen haben...

pattimay schrieb:Obdachlosigkeit

diese kann ja viele ursachen haben. aber eine unstreitbare ist auch der mangel an bezahlbarem wohnraum.

es gibt hier einfach von allem zu wenig für zu viele.

fluff schrieb:aber eine unstreitbare ist auch der mangel an bezahlbarem wohnraum.

es gibt hier einfach von allem zu wenig für zu viele.

Na ich weiss nicht, ob das wirklich das Problem der Obdachlosen ist. Man kann schon gute und günstige Wohnungen finden. Der Wohnungsmarkt ist schwierig, ja, aber der Großteil der Obdachlosen hat ja ein Suchtproblem, denke da scheitert es dann eher bei der Wohnungssuche.

Ich liebe mein Berlin, für die Vielfalt, das viele Grün, alte Dorfkerne mitten in der Stadt oder am Rand. Auch halte ich unsere Öffis für besser als ihr Ruf, habe ich kein Bock auf Auto bin ich flott in der City, wohne aber im Grünen mit Wald und Feldern um mich.
Probleme gibt es sicher genug, die Stadt und die Leute lieb ich trotzdem 😃

Mrs.Rollins schrieb:alte Dorfkerne mitten in der Stadt oder am Rand

Das finde ich auch schön. Viele, die über Berlins Hässlichkeit reden, kennen wahrscheinlich diese schönen Ecken Berlins gar nicht. Dabei gibt es sie in der ganzen Stadt. Dabei hat Berlin jede Menge Schönes: Schlösser samt Parks, alte Dorfkerne mit fast ländlichem Charakter, Straßen mit noch intakter Altstadtbebauung, große Seenlandschaften, historische Friedhöfe, idyllische kleine Kanäle (wie in Neu-Venedig), etc. Ich bin schon seit Jahren damit beschäftigt, mir die Stadt mit Spaziergängen zu erschließen und entdecke immer wieder was Neues.

martenot schrieb:Stadt mit Spaziergängen zu erschließen

Das ist eine super Idee. Selbst als Berliner kennst du ja nicht jede Ecke, da gibts mit Sicherheit genug zu sehen. Ich liebe nach wie vor Kreuzberg, Schöneberg aber auch Lübars als krassen Gegensatz

Mrs.Rollins schrieb:aber auch Lübars als krassen Gegensatz

Ja, Lübars ist so ganz anders als man sich Berlin normalerweise vorstellt.

Ich finde sowieso, dass Berlin eigentlich eine recht grüne und luftige Stadt ist, von einigen Innenstadtbezirken abgesehen. Soweit ich weiß ist beispielsweise München dichter bebaut, trotz unseres Englischen Gartens.

martenot schrieb:eigentlich eine recht grüne und luftige Stadt ist, von

Ist auch so. Selbst in Plattenbaugegenden ist es grün, wo es nur geht. Viele Wälder…

Mrs.Rollins schrieb:Viele Wälder…

Vor einigen Jahren habe ich mich mal auf den Weg zum Teufelsberg gemacht, der damals für Besichtigungen geöffnet war. Auf dem Rückweg habe ich mich in den weitläufigen Waldgegenden fast verlaufen, und ich hatte Mühe, wieder zu einer Bushaltestelle zu finden.

martenot schrieb:Teufelsberg

Da war ich mal als Kind mit der Schule, habe kaum noch Erinnerungen daran. Aber super Idee, da müsste ich mal hin. Kommt man überhaupt noch zu diesem Abhördingens oder ist das gesperrt?

Mrs.Rollins schrieb:Kommt man überhaupt noch zu diesem Abhördingens oder ist das gesperrt?

Normalerweise ist das Areal glaube ich abgesperrt. Aber damals (vor fünf Jahren oder so), waren die Tore geöffnet, und man konnte in den Anlagen und Gebäuden samt Turm herumlaufen. Sicherheitstechnisch fand ich es etwas grenzwertig, weil zum Teil keine richtige Beleuchtung vorhanden war, und im Turm war es stellenweise recht dunkel. Da hätte man leicht die Treppe runterfallen können. Aber ich fands spannend, es hatte den Charakter eines "Lost Places".