Spiritualität & Intellektualität - Widerspruch?
24.02.2005 um 03:11
Nun sag, wie hast du’s mit der Religion,…
…Max Planck?
Max Planck stellt in seinem Aufsatz Religion und Naturwissenschaft direkt gegenüber. Sein Fazit lautet, dass der nach einer "einheitlichen Weltanschauung verlangende Erkenntnistrieb" fordern darf, die "beiden überall wirksamen und doch geheimnisvollen Mächte, die Weltordnung der Naturwissenschaft und den Gott der Religion miteinander zu identifizieren". Er folgert diese Vereinbarkeit aus der Tatsache, dass Weltanschauung wie Gott unabhängig vom Menschen existieren und nicht direkt erkennbar sind. Unterschiede sieht er darin, dass Gott am Anfang steht ("Aus ihm quillt alles Leben und alles Geschehen") und die Weltordnung am Ende (auf dem Wege der induktiven Forschung) der Erkenntnis des Menschen: "Der einen bedeutet er das Fundament, der andern die Krone des Aufbauens jeglicher weltanschaulicher Betrachtung". Er findet in dieser Verschiedenheit eine Entsprechung in den Rollen, die Naturwissenschaft und Religion in der Gesellschaft einnehmen: "Die Naturwissenschaft braucht der Mensch zum Erkennen, die Religion aber braucht er zum Handeln". Auf das Handeln wäre der Weg der Induktion nicht anwendbar, da "wir mit unserem Handeln nicht warten können, bis die Erkenntnis vollständig ist oder bis wir allwissend geworden sind". Er sieht keine Gegensätzlichkeit zwischen Religion und Naturwissenschaft, sondern in den "entscheidenden Punkten volle Übereinstimmung". Um ein "in der fernen Unendlichkeit gemeinsames Ziel" zu treffen, muss die Menschheit das Bemühen fortsetzen, "das Wesen und die Aufgaben einerseits der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, andererseits des religiösen Glaubens immer tiefer zu erfassen", vereint durch den "nie erlahmenden Kampf gegen Skeptizismus und gegen Dogmatismus, gegen Unglaube und gegen Aberglaube, und das richtungsweisende Losungswort in diesem Kampf lautet von jeher und in alle Zukunft: Hin zu Gott!" [1858 – 1947, Nobelpreis 1918, Auszüge aus "Religion und Naturwissenschaft"]
…Sir James Jeans?
In seinen Ausführungen sagt Jeans, dass die wichtigsten Leistungen der Naturwissenschaften weder die Relativitätstheorie, noch die Quantentheorie, noch die Spaltung des Atoms ist, sondern "die allgemeine Erkenntnis, dass wir noch nicht in Berührung mit der letzten Wirklichkeit sind". Auch formuliert er mit Platos Worten "Non in tempore, sed cum tempore, finxit deus mundum" die Rolle des Schöpfers in der Schöpfung. Er stellt die klassische Weltsicht in Frage: "das Weltall sieht allmählich mehr aus wie ein großer Gedanke als wie eine große Maschine", so dass der Zwiespalt zwischen Geist und Materie an Bedeutung verliert, da "Materie zu einer Schöpfung und Offenbarung des Geistes wird." [1877 – 1946, Auszüge aus "In unerforschtes Gebiet"]
…Erwin Schrödinger?
Schrödinger beschreibt die Naturwissenschaft und findet, dass in der Welt der Naturwissenschaft "alle Sinnesqualitäten fehlen", es fehlen "Farben, Töne, Greifbarkeit". Und daher fehlen der Naturwissenschaft die Dinge, "die ihre Bedeutungen in bezug auf das bewusst anschauende, wahrnehmende und fühlende Wesen haben", vor allem "sittliche und ästhetische Werte, Werte von jeder Art, alles was auf Sinn und Zweck des ganzen Geschehens Bezug hat." Doch sind diese Werte auch nicht in das Weltmodell einzubauen, da sie als solche falsch werden. Besonders schmerzlich ist aus Sicht Schrödingers "das völlige Schweigen unseres ganzen naturwissenschaftlichen Forschens auf unsere Fragen nach Sinn und Zweck des ganzen Geschehens.[...] Das Spektakel, das sich da abspielt, erhält einen Sinn offenbar nur durch den Geist, der ihm zuschaut." Und schließlich findet er einen Grund dafür, warum der Naturwissenschaft zu Unrecht der Atheismus unterstellt wird: "Der persönliche Gott kann in einem Weltbild nicht vorkommen, das nur zugänglich geworden ist um den Preis, dass man alles Persönliche daraus entfernt hat. Wir wissen: Wenn Gott erlebt wird, so ist das ein Erlebnis, genauso real wie eine unmittelbare Sinnesempfindung oder wie die eigene Persönlichkeit. Wie diese muss er im raum-zeitlichen Bilde fehlen. "Ich finde Gott nicht vor Raum und Zeit", so sagt der ehrliche Naturwissenschaftliche Denker. Und dafür wird er von denen gescholten, in deren Katechismus geschrieben steht: Gott ist Geist" [1887 – 1961, Nobelpreis 1933, Auszüge aus "Das arithmetische Paradoxon – Die Einheit des Bewusstseins"]
Das kybernetische Äquivalent von Logik ist Oszillation.
Ganz unten auf dem Grunde des Lebendigseins treffen wir auf die Metapher. (Gregory Bateson)