@kleinundgrün kleinundgrün schrieb:Rein praktisch ziehen wir die Grenze dort, wo es uns selbst weh tut.
Dem stimme ich zu.
kleinundgrün schrieb:Bei Tieren, die uns nahe sind (Hunde, Katzen, süße Häschen), ist das fast ähnlich stark ausgeprägt. Es fällt mir leicht, diese Tiere zu vermenschlichen und ich kann ähnlich starke Verlustängste darauf projizieren.
Etwas weiter weg sind andere Wirbeltiere. Und noch weiter weg Insekten. Bakterien sehe ich nicht mal, wenn davon ein paar Millionen dank Sagrotan vernichtet werden, ist mir das völlig gleich.
So wie ich dich verstehe, schlägst du die Möglichkeit einer Einteilung nach biologischer bzw. emotionaler Nähe vor. Bei emotionaler Nähe ist es ja so, dass sie nur solche Lebewesen mit moralischem Schutz versehen könnte, die jemandem emotional sehr nahe stehen, das heißt daraus kann kein allgemeines Schutzgebot hervorgehen.
Bei biologischer Nähe wird es auch problematisch. Wie der bekannte Philosoph Peter Singer festgestellt hat, wäre das Speziesismus. Das heißt, Tiere dürfen nicht einfach aus dem Grund moralisch anders behandelt werden, weil sie einer andere Spezies angehören, das wäre sonst das selbe wie Rassismus.
kleinundgrün schrieb:Manchmal nimmt man auch das Schmerzempfinden als Richtlinie. Aber erstens müsste dann ein schmerzloser Tod völlig legitim sein und zweitens empfindet ein Kuschelhäschen sicherlich nicht mehr Schmerz als ein Feldhase. Dennoch bereitet uns der Tod des ersteren mehr Unbehagen.
Schmerzempfinden eignet sich schon eher, hat aber eben das Problem, dass dan schmerzfreies Töten völlig in Ordnung ist.
Ich selbst würde es eben an kognitiven Fähigkeiten und am Leid (dazu gehört auch Schmerz aber noch mehr) festmachen: Wenn ein Lebewesen Pläne für die nicht unmittelbare Zukunft machen kann, die durch seinen Tod durchkreuzt werden können, dann ist sein Getötetwerden niemals Legitim. Hat es die kognitiven Fähigkeiten für solche Pläne nicht, dann ist ein Getötetwerden legitim, wenn es schmerzlos erfolgt oder das Töten deutlich Leidvermindernd ausfällt. Daraus folgt auch meine Position, dass ich kein Vegetarier bin, jedoch strikt gegen das Zufügen von Leid an Tieren. Diese Idee hat natürlich auch einen großen Nachteil, nämlich dass man im Zweifelsfall nicht sicher wissen kann, ob das Tier tatsächlich solche kognitiven Fähigkeiten hat oder nicht. Ich denke aber, dass das mit Experimenten ganz gut zu erforschen ist und würde es im Zweifelsfall einfach annehmen. Das heißt für Menschenaffen würde ich ein Tötungsverbot auf jeden Fall befürworten.