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Camera silens - Selbstversuche mit Reizentzug
21.07.2012 um 21:37Also bei meiner Suche nach 'bewusstseinerweiternden' Techniken wollte ich mich mal im Reizentzug probieren.
Die gängigste Variante von (selbstbestimmten) Reizentzug ist wohl Floating ( Wikipedia: Floating ), also in einem geschlossenen Tank sich auf einer Salzlösung auf Körpertemperatur treiben lassen. Damit werden so ziemlich alles Sinneneindrücke ausgeschaltet. Nachteil: mit Preisen von ca. 60 €/h ziemlich teuer und wohl keine langfristig (3h+) anwendbare Technik.
Aber warum nicht ne abgespeckte Gratis-Variante ausprobieren:
Eine Camera silens, wörtlich 'Stille Kammer', ist nichts weiter als ein dunkler, schallisolierter Raum. Jeder fensterlose Raum ist relativ leicht dunkel zu kriegen und gegen Lärm (der ja meist auch schon gedämpft ist) kann man sich mit Ohrstopseln wappnen. Damit lassen sich schon mal die zwei stärksten Sinne ausschalten.
Wikipedia: Camera silens
Ein solcher Reizentzug wird auch als 'weiße' Foltermethode verwendet, worüber man relativ viele Berichte findet. Natürlich ist das kaum mit einem freiwilligen Reizentzug zu vergleichen, da das ganze Bedrohung- und Ungewissheit-Szenario bei einer selbst-kontrollieren Situation weg fällt (Stichwort: Wikipedia: Set und Setting ).
In Deutschland sollen solche Experimente in den 70ern durch die Forschungsgruppe SFB 115 durchgeführt worden sein, was aber, im Zusammenhang mit der 'Isolationsfolter'-Debatte um die RAF-Gefangenen, eingestellt wurden.
Es gibt auch therapeutische Anwendungen (Chamber REST) bei Suchterkrankungen, bei denen sich die Camera silens zum Teil als Effektiver als Floating erwiesen hat:
Wikipedia: Sensory deprivation#Restricted Environmental Stimulation Therapy .28REST.29
Bei Esoterikern fand ich eine solche Praktik unter dem Stichwort 'Dunkeltherapie', welche, neben einigem Geschwurbel und merkwürdigen Nahrungsvorschriften, im wesentlichen aus einem mehrtägigen Aufenthalt in einem dunklen Raum mit Nahrungsversorgung basiert. Natürlich wird für diesen recht einfachen Urlaub dann ein entsprechendes Sümmchen verlangt.
Diese Dunkeltherapie orientiert sich scheinbar an religiösen Praktiken aus Schamanismus und tibetanischen Buddhismus:
Wikipedia: Dark retreat
Es gibt eine BBC-Dokumentation namens "Total Isolation" bzw. unter dem deutschen Titel „ISOLIERT – Das Einsamkeitsexperiment“, welche einen 2 Tägigen Versuch mit der Camera silens schildert, ich hoff' mal, ich finde die noch irgendwo im Netz
http://www.bbcgermany.de/EXKLUSIV/programm/sendung_652.php
Hier noch ein Spiegelartikel zum Thema Reizentzug
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/psychologisches-phaenomen-wenn-das-hirn-sich-auf-einen-trip-macht-a-795483.html
Ok, genug der möglichen Informationsquellen, die ich selbst noch am auswerten bin.
Jetzt mal zu meinem bisherigen Versuch:
Ich habe mich nach dem Aufstehen (nur) zwei Stunden auf einem Stuhl in unsere Rümpelkammer gesetzt. In der ist es vollkommen Dunkel, lediglich durch das Schlüsselloch und den unteren Türspalt kann man als Lichtpunkte sehen aber in die Richtung muss man ja nicht schauen. Ohrstöpsel hab ich mir noch nicht besorgt, aber es ist auch schon so sehr ruhig (niemand sonst zuhause) und bis auf das gelegentlich leise brummen von vorbeifahrenden Autos hört man nichts. Die Zeitspanne legte ich vorher mit einem Wecker fest.
Im wesentlichen hab ich nur typischen geschlossene-Augen-Halluzinationen wahrgenommen, also Eigengrau und Phosphene. Ansonsten blitzen Gedankenbilder nur für ein paar Augenblicke auf. Letztendlich war keiner dieser Effekte stärker als bei meinen früheren (amateurhaften) Meditationsversuchen.
Wikipedia: Closed-eye hallucination
Wikipedia: Eigengrau
Wikipedia: Phosphen
Mittlere Halluzinationen wie den Ganzfeld Effekt oder das 'Gefangenen-Kino' konnte ich nicht wahrnehmen, von 'richtigen' dauerhaften Halluzinationen ganz zu schweigen.
Wikipedia: Ganzfeld effect
Wikipedia: Prisoner's cinema
Nach der Sitzung fühlte ich mich natürlich erst mal sehr ruhig, bewegte mich bewusster. Mein Kopf fühlte sich über den restlichen Tag etwas matschig an (was auch daran liegen kann, dass ich zu viel geschlafen habe).
Ich denke wirklich starke Halluzinationen kann man erst nach ner ziemlich langen Sitzung von vielleicht 10 Stunden wahrnehmen. Sowas bräuchte wohl etwas Vorbereitung und Gelegenheit.
Hat jemand von euch schon ähnliches probiert und kann von seinen Erfahrungen berichten?
Oder weiß jemand wie ich meine Selbstversuche 'effektiver' Gestalten kann?
Die gängigste Variante von (selbstbestimmten) Reizentzug ist wohl Floating ( Wikipedia: Floating ), also in einem geschlossenen Tank sich auf einer Salzlösung auf Körpertemperatur treiben lassen. Damit werden so ziemlich alles Sinneneindrücke ausgeschaltet. Nachteil: mit Preisen von ca. 60 €/h ziemlich teuer und wohl keine langfristig (3h+) anwendbare Technik.
Aber warum nicht ne abgespeckte Gratis-Variante ausprobieren:
Eine Camera silens, wörtlich 'Stille Kammer', ist nichts weiter als ein dunkler, schallisolierter Raum. Jeder fensterlose Raum ist relativ leicht dunkel zu kriegen und gegen Lärm (der ja meist auch schon gedämpft ist) kann man sich mit Ohrstopseln wappnen. Damit lassen sich schon mal die zwei stärksten Sinne ausschalten.
Wikipedia: Camera silens
Ein solcher Reizentzug wird auch als 'weiße' Foltermethode verwendet, worüber man relativ viele Berichte findet. Natürlich ist das kaum mit einem freiwilligen Reizentzug zu vergleichen, da das ganze Bedrohung- und Ungewissheit-Szenario bei einer selbst-kontrollieren Situation weg fällt (Stichwort: Wikipedia: Set und Setting ).
In Deutschland sollen solche Experimente in den 70ern durch die Forschungsgruppe SFB 115 durchgeführt worden sein, was aber, im Zusammenhang mit der 'Isolationsfolter'-Debatte um die RAF-Gefangenen, eingestellt wurden.
Es gibt auch therapeutische Anwendungen (Chamber REST) bei Suchterkrankungen, bei denen sich die Camera silens zum Teil als Effektiver als Floating erwiesen hat:
Wikipedia: Sensory deprivation#Restricted Environmental Stimulation Therapy .28REST.29
Bei Esoterikern fand ich eine solche Praktik unter dem Stichwort 'Dunkeltherapie', welche, neben einigem Geschwurbel und merkwürdigen Nahrungsvorschriften, im wesentlichen aus einem mehrtägigen Aufenthalt in einem dunklen Raum mit Nahrungsversorgung basiert. Natürlich wird für diesen recht einfachen Urlaub dann ein entsprechendes Sümmchen verlangt.
Diese Dunkeltherapie orientiert sich scheinbar an religiösen Praktiken aus Schamanismus und tibetanischen Buddhismus:
Wikipedia: Dark retreat
Es gibt eine BBC-Dokumentation namens "Total Isolation" bzw. unter dem deutschen Titel „ISOLIERT – Das Einsamkeitsexperiment“, welche einen 2 Tägigen Versuch mit der Camera silens schildert, ich hoff' mal, ich finde die noch irgendwo im Netz
http://www.bbcgermany.de/EXKLUSIV/programm/sendung_652.php
Hier noch ein Spiegelartikel zum Thema Reizentzug
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/psychologisches-phaenomen-wenn-das-hirn-sich-auf-einen-trip-macht-a-795483.html
Ok, genug der möglichen Informationsquellen, die ich selbst noch am auswerten bin.
Jetzt mal zu meinem bisherigen Versuch:
Ich habe mich nach dem Aufstehen (nur) zwei Stunden auf einem Stuhl in unsere Rümpelkammer gesetzt. In der ist es vollkommen Dunkel, lediglich durch das Schlüsselloch und den unteren Türspalt kann man als Lichtpunkte sehen aber in die Richtung muss man ja nicht schauen. Ohrstöpsel hab ich mir noch nicht besorgt, aber es ist auch schon so sehr ruhig (niemand sonst zuhause) und bis auf das gelegentlich leise brummen von vorbeifahrenden Autos hört man nichts. Die Zeitspanne legte ich vorher mit einem Wecker fest.
Im wesentlichen hab ich nur typischen geschlossene-Augen-Halluzinationen wahrgenommen, also Eigengrau und Phosphene. Ansonsten blitzen Gedankenbilder nur für ein paar Augenblicke auf. Letztendlich war keiner dieser Effekte stärker als bei meinen früheren (amateurhaften) Meditationsversuchen.
Wikipedia: Closed-eye hallucination
Wikipedia: Eigengrau
Wikipedia: Phosphen
Mittlere Halluzinationen wie den Ganzfeld Effekt oder das 'Gefangenen-Kino' konnte ich nicht wahrnehmen, von 'richtigen' dauerhaften Halluzinationen ganz zu schweigen.
Wikipedia: Ganzfeld effect
Wikipedia: Prisoner's cinema
Nach der Sitzung fühlte ich mich natürlich erst mal sehr ruhig, bewegte mich bewusster. Mein Kopf fühlte sich über den restlichen Tag etwas matschig an (was auch daran liegen kann, dass ich zu viel geschlafen habe).
Ich denke wirklich starke Halluzinationen kann man erst nach ner ziemlich langen Sitzung von vielleicht 10 Stunden wahrnehmen. Sowas bräuchte wohl etwas Vorbereitung und Gelegenheit.
Hat jemand von euch schon ähnliches probiert und kann von seinen Erfahrungen berichten?
Oder weiß jemand wie ich meine Selbstversuche 'effektiver' Gestalten kann?