@praiseway Das ist das scheinheiligste Argument, das es überhaupt gibt.
"Zeugen vollbürtige Geschwister Kinder miteinander, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wiederum deren Nachkommen (die Enkel der Eltern) zwei Kopien des kranken Gens in sich tragen, um mindestens 25 Prozent höher als im Bevölkerungsdurchschnitt."
Das Argument hier ist, dass die Erkrankungswahrscheinlichkeit mindestens 25% höher ist als im Bevölkerungsdurchschnitt. Wenn wir das konsequent auf alle Krankheiten anwenden, dann will ich dir mal klar machen, was das bedeuten würde.
Beispiel: Trisomie 21 / Down-Syndrom
Quelle: Wikipedia
Statistische Erhebungen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Trisomie 21 zu bekommen, mit dem Alter der Mutter ansteigt: Im Alter von 25 Jahren liegt sie bei weniger als 0,1 Prozent, im Alter von 35 Jahren bei 0,3 Prozent, im Alter von 40 Jahren bei 1 Prozent und im Alter von 48 Jahren bei neun Prozent.
In Abhängigkeit von der mütterlichen Altersverteilung in einer Bevölkerung liegt die durchschnittliche Häufigkeit (Prävalenz) bei 0,125 bis 0,2 Prozent
Das bedeutet im Alter von 40 Jahren ist das Risiko bei einer Schwangerschaft ein krankes Kind zu bekommen in dem Fall sogar 5 mal so hoch wie im Durchschnitt. Sind Schwangerschaften für Frauen über 40 verboten? Das grenzt an Eugenetik, bei der selbst Dr. Josef Göbbels die Kinnlade runterklappen würde. Außerdem gibt es ganz verschiedene Erbkrankheiten, wo es den Trägern gesetzlich erlaubt wird sich - trotz (relativ zum Bevölerungsdurchschnitt) erhöhter Vererbungswahrscheinlichkeit - fortzupflanzen. Dagegen sind die 25% im Falle einer vorliegenden rezessiv vererbten heterozygoten Erbkrankheit bei Inzest-Kindern ein Scherz. Hier verbieten wir es aber mit dem gleichen Argument, das wir - wendet man es auf Down-Syndrom-Erkrankte an - als nazionalsozialistischen Sozialdarwinismus verschreien. Das meinte ich mit "scheinheilig".
Es sind doch nicht rationale Argumente, die hier Anlass geben Inzest zu verachten. Zumindest nicht mehr als bei Trägern anderer Erbkrankheiten, die sich ebenfalls fortpflanzen dürfen. Und auf die ganzen Menschen mit psychiatrischen Problemen, die nicht dazu in der Lage sind ein Kind normal zu erziehen, will ich da noch gar nicht eingehen.
Nein, vielmehr ist es doch unsere eigene Moral, die wir immer wieder als allgemeingültig ansehen müssen.
Ich finde das abstoßend, also ist es auch abstoßend!
Und ich vergleiche das durchaus mit der Geschichte der Homosexualität, da die Gesellschaft vor etwa 80 Jahren ebenso über die Homosexuellen Praktiken dachte wie wir heute über Inzest. Damals war das einzige Argument doch auch die
Moral. Und mit Verlaub: der Standpunkt von damals war eben so wenig auf Fakten gestützt wie dieser hier - abscheuliche Bigotterie.