@ramisha Bitte verzeih, wenn ich im Folgenden einige drastische Worte äußere - ich tue das nur aufgrund meiner jahrelangen Erfahrung mit Alkoholikern und Alkoholismus.
Alkohol zerstört nicht nur denjenigen, der ihn konsumiert. Er zerstört nicht selten auch Familien, Beziehungen, Freundschaften - praktisch alle menschlichen und sozialen Verbindungen, welche ein Alkoholiker vor dem Beginn seiner Abhängigkeit hatte.
Das geht natürlich nicht spurlos an denen vorbei, die vom Trinker enttäuscht, verraten und oft auch gedemütigt und misshandelt (physisch wie psychisch) wurden. Je enger die Verbindung war, desto schmerzhafter ist oft der Bruch.
Wie ja schon häufiger hier festgestellt wurde, kann einem Alkoholiker erst geholfen werden, wenn er diese Hilfe will. Die will er in der Regel erst, wenn er kapituliert hat und infolgedessen trocken werden will. Und zwar ein für alle mal.
Mit anderen Worten: Du kannst leider überhaupt nichts tun, solange der Trinker nicht aufhören will - was er, wie gesagt erst tut, wenn er komplett am Boden gelegen hat. Manche überleben das nicht - das ist die furchtbare und traurige Alkoholiker-Realität.
Es fällt vielen (Angehörigen/Freunden...) schwer, diese Machtlosigkeit zu akzeptieren. Also helfen sie, so wie Du ja auch, wo sie können (oft auch gegen ihren Willen und wider besseren Wissens).
Das wiederum verschärft aber nur die seelische Not - und es zögert das Unvermeidliche, den kompletten Zusammenbruch mit der damit verbundenen Kapitulation des Trinkers, hinaus. Diese Kapitulation ist aber der entscheidende Faktor - ohne Kapitulation wird es keinen Willen zur Nüchternheit geben.
Ich weiß, dass wir als Angehörige (oder Freunde...) hinter dem Säufer immer auch den Menschen sehen - das ist es ja, was es so schwer macht, zu gehen und den Trinker seinem Schicksal zu überlassen.
Es sollte klar sein, dass es in unserem Leben in erster Linie um einen selbst geht. Wenn wir am Boden sind, nutzen wir niemandem mehr - auch uns selbst nicht. (Aus diesem Grund wird man im Flugzeug auch darauf hingewiesen, im Notfall zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske über zu ziehen und dann erst anderen zu helfen: Wenn Du keine Luft mehr bekommst, kannst Du niemandem mehr helfen!!)
Für Dich selbst Sorge zu tragen heißt im Falle eines trinkenden Angehörigen, jede weitere Unterstützung einzustellen, den Kontakt abzubrechen und ggf. seelische oder psychische Unterstützung (Begleitung) zu suchen (z.B. über die Seite, welche ich Dir empfohlen hatte). Tausche Dich mit Menschen aus, die diesen Weg bereits gegangen sind.
Und, wenn ich das sagen darf, Du hast jedes Recht wütend zu sein, traurig und besorgt zu sein - das darf alles sein...wenn das nicht zugelassen wird, macht es nur Bauchschmerzen und Depressionen. Mit der Zeit wird es besser werden.
:)Bitte versuche Dir auch vor Augen zu führen, dass Du durch Deinen Rückzug seine Kapitulation wahrscheinlicher machst und somit eine eventuelle Umkehr. Ohne Hilfe wird er schneller kapitulieren müssen. Daher ja auch der in Alkikreisen bekannte Spruch: Keine Hilfe ist die beste Hilfe.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du den Absprung gut schaffst...bitte unterschätz' die Situation nicht.
Ich hab' noch etwas Literatur gegoogelt - sich ins Thema lesen kann auch sehr hilfreich sein:
http://www.klett-cotta.de/buch/Psychotherapie_allgemein/Co-Abhaengigkeit/14064http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3621275622/selbsthilfeun-21Dies ist ein Forum rund ums Thema Abhängikeit (überwiegend Alkohol) - ich verlinke Dir mal die Angehörigenseite...einfach mal stöbern und lesen, wie es anderen geht, wie sie damit umgehen, welche Erfahrungen und Erlebnisse sie mach(t)en:
http://www.forum-alkoholiker.de/selbsthilfe-forum-13.html