@kekscore Da ich diese Diskussion selbst immer wieder mit mir und auch anderen geführt habe kristalisiert sich immer der selbe Grundtenor heraus: Solange man "jung"/unter 26 ist sollte man alles an Bildung mitnehmen, was man kriegen kann und sich für Ausbildung oder(!) Studium entscheiden.
Sobald man erst einmal eine Weile fest im Arbeitsleben stand und Verantwortung getragen hat, ist es unheimlich schwer wieder den Schritt zurück zu machen.
Abitur kann generell niemals schaden und ist auch prinzipiell für jeden machbar, wenn man sich selbst motivieren kann.
Bei der Frage, ob Studium oder Ausbildung muss man selbst etwas weiter nach vorn schauen.
Ein Studium ist anstrengend für den Kopf, wohingegen man aber in einer Ausbildung unter Umständen schnell unterfordert sein kann. Also wer sich für intelligent genug hält zu studieren sollte dies auch machen und sich durchbeißen.
Man muss zwar im Studium gleichzeitig in Kauf nehmen, dass man noch 5 statt 3 Jahre warten muss bis man wirklich gutes Geld verdient, aber dafür ist es mit einem Studium je nach Branche deutlich einfacher eine gutbezahlte Stelle zu finden.
Im direkt Vergleich habe ich mir mal die Mühe gemacht den Ausbildungsberuf "Fachinformatiker" und das Studium der Informatik zu vergleichen.
Das Studium ist eine theoretisch durchsetzte Aufgabe und Programmieren lernt man auch nicht. Das wird dann je nach Firma direkt am Anfang in einem Blitzkurs nachgeholt, sofern man es sich nicht schon selbst privat beigebracht hat (was bei einem Informatikstudium zeitlich durchaus drin ist).
Das Aufgabenfeld beider Absolventen ist am Ende ähnlich. Der Studierte denkt sich die Programme aus und der Ausgebildete setzt diese Idee dann einfach um. (<- Das ist sehr abstrahiert dargestellt. Die Grenzen sind da teilweise fließend.)
Grundlegend wird der Studierte aber direkt besser bezahlt, dafür hat der Azubi den Vorteil, dass er wiederum weniger Probleme mit der Jobsuche hat, weil der Betrieb ihn schließlich 3 Jahre lang in die Firma eingewiesen hat. Sofern man übernommen wird hat man dahingehend also ein Problem weniger. Andererseits wird man durch diese anfängliche Leichtigkeit unter Umständen unflexibel, eben weil man auf bestimmte Nieschenprodukte einer einzigen Firma abgerichtet wurde und man bei Verlust dieser Arbeitsstelle durchaus Probleme haben kann eine ähnlich Firma zu finden, die einen auch haben will.
Also beides hat seine Vor- und Nachteile. Sofern man sich nun beherrschen kann und auch noch 5 Jahre auf das große Geld verzichten kann, dann sollte das Studium durchaus priorisiert werden.
Ebenso sollte man sich eingehend Gedanken machen, wo man im Anschluss weitermachen möchte. Die Beantwortung dieser Frage ist zwar nicht unbedingt zwingend notwenig, kann aber durchaus helfen sich selbst zu motivieren.
Ich selbst hatte nach 7 Jahren vorläufig das Gymnasium beendet, weil ich einfach nicht wusste, was ich damit überhaupt anfangen will und dementsprechend irgendwann einfach komplett die Lust verlor mich dafür anzustrengen. Auf meinem letzten Zeugnis in dieser Schule hatte ich 7 mal unterpunktet (in der Sekundarstufe 2 bedeutet Unterpunktung, dass man in einem Fach einen schlechteren Notenschnitt als 4,0 hat).
Ebenso dachte ich zu der Zeit immer noch ich wäre eher der praktische als der theoretische Mensch. Nach einem FSJ und ein paar Erfahrungen in der Berufsschule merkte ich allerdings sehr schnell, dass ich mich dahingehend absolut falsch eingeschätzt hatte und mit einer bloßen Ausbildung maßlos unterfordert gewesen wäre.
Das Abitur habe ich dann in 3 Jahren nachgeholt und mit 2,1 abgeschlossen. Ich war zwar immer noch eine faule Sau, aber da ich diesmal genau wusste, was ich wollte, war es plötzlich unheimlich einfach auch im langweiligsten Unterricht zuzuhören und den Stoff parallel zu durchdenken.
Mittlerweile weis ich eben, dass ich praktisch eine absolute Niete bin und dementsprechend nach dem Studium auch möglichst irgendwo landen möchte, wo ich hauptsächlich mein Gehirn benutzen muss.
Also ich habe mein Studium auch erst 3 Jahre später begonnen als meine Mitschüler damals an dem besagten Gymnasium - wobei das keineswegs ein Nachteil ist.
Manchmal braucht man eben etwas länger bis man sich darüber im klaren ist, was man will und gewisse Fehlversuche sollte man sich auch zugestehen.
Vor kurzem stellte ich zum Beispiel fest, dass einer meiner Mitschüler mit denen ich das Abitur nachholte, im 1. Semester mit jemanden zusammen studierte, mit dem ich damals auf meinem 1. Gymnasium noch gemeinsam die Schulbank gedrückt hatte.
Derjenige hat sein Abitur zwar schon regülär vor 3,5 Jahren gemacht, fängt aber trotzdem erst jetzt mit dem Studium an. Also so herum kann es scheinbar auch laufen.
Möglich ist also alles und Zeitdruck macht man sich gern unnötigerwise selbst. Aber egal, was man macht, es sind alles Erfahrungswerte, die einen in irgendeiner Form voranbringen.
Man kann niemals verlangen, dass man sofort immer eine "richtige" Entscheidung trifft, denn gerade bei der Frage, ob Abitur oder Ausbildung, ist es zweifelhaft, ob man sich überhaupt falsch entscheiden kann.
In diesem Sinne, viel Erfolg bei was auch immer.
:)