Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
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Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 20:15Ich habe über 6 Jahre in der Altenpflege gearbeitet. Ich habe nie das Examen gemacht, jedoch auch Tätigkeiten übernommen, die ich eigentlich nicht hätte machen dürfen, wie Insulin spritzen, Arztvisite, Thromboseprophylaxe, Medikamente stellen und vergeben usw. Sicherlich hätte ich solche Tätigkeiten verweigern können. Aber was dann?
Ich möchte mich dem hier gerade herrschenden Umgangston nicht anschliessen. Deshalb werde ich nur meine eigene Erfahrung widergeben. Kurzum: Es war kein Traumberuf. Die Bedingungen sind nicht sehr gut. Schlechte Arbeitszeiten (Sonntage, rund um die Uhr, Feiertage, in einigen Einrichtungen gibt es den geteilten Dienst), unangemessene Bezahlung, die Last der Verantwortung (die ich glücklicherweise nur im eingeschränkten Maß hatte). Das Wissen, dass leider viel zu oft der Bewohner abgespeist wurde (Stichwort: Satt, sauber, sediert...). Manchmal war man gezwungen, dem Bewohner mit der Pflegestufe 3 etwas Zeit zu klauen um dem Bewohner mit der Pflegestufe 1 dringend notwendige Zuwendungen zu geben. Es ist geregelt, wie lange eine Grundversorgung eines Bewohners dauern darf... Ich finde das pervers. Es ist gängige Praxis, dass manche Bewohner (die sich nicht beschweren können) nachts gewaschen werden um dem Tagdienst etwas Arbeit abzunehmen. Natürlich hängt dies auch stark von der Leitung ab.
Apropos Leiche einsargen. Es ist auch gängige Praxis, den verstorbenen mit ein wenig Gewalt passend für den Sarg zu machen. Da wird der Leiche mit den kontraktierten Beinen schon mal das Knie so weit runtergedrückt, bis der Deckel zu geht. Das knirscht etwas, aber was solls'? Merkt ja keiner. Ich war nach 6 Jahren schon fertig! Burnout (Ärztl. bestätigt). Naja, ich war wohl unfähig. Ich habe viele, viele Menschen/Kollegen kennengelernt, die den Beruf nur für einen Job halten, wie jeden anderen auch. Tatsache ist, dass in der (Alten) -Pflege Dinge geschehen, die nie passieren dürfen. Gründe dafür gibt es zuhauf, aber keine Entschuldigungen. Ich konnte und wollte mit der Last nicht mehr rumlaufen. Und viele zerbrechen an diesem Beruf. Ich möchte ihn nie wieder machen. Und ich habe sehr wenig Menschen kennengelernt, die auch noch kurz vor dem Rentenalter in dem Beruf gearbeitet haben. Zu viele sind weit vorher regelrecht durchgeknallt.
Was man dazusagen muss ist, dass in Süddeutschland der Pflegestandard höher ist, als im Norden. Und da ich aus dem hohen Norden komme, habe ich wahrscheinlich etwas schlechtere Erfahrungen sammeln müssen, als jemand, der in einem pflegetechnisch höher entwickeltem Bundesland arbeitet.
Wie gesagt, für mich ist der Beruf nichts. Wenn Du es mache willst und vor allem kannst, dann mache es, solange es geht. Aber wenn Du merkst, du zerbrichst, dann nehme die Signale wahr und unternimm rechtzeitig etwas.
Ich möchte mich dem hier gerade herrschenden Umgangston nicht anschliessen. Deshalb werde ich nur meine eigene Erfahrung widergeben. Kurzum: Es war kein Traumberuf. Die Bedingungen sind nicht sehr gut. Schlechte Arbeitszeiten (Sonntage, rund um die Uhr, Feiertage, in einigen Einrichtungen gibt es den geteilten Dienst), unangemessene Bezahlung, die Last der Verantwortung (die ich glücklicherweise nur im eingeschränkten Maß hatte). Das Wissen, dass leider viel zu oft der Bewohner abgespeist wurde (Stichwort: Satt, sauber, sediert...). Manchmal war man gezwungen, dem Bewohner mit der Pflegestufe 3 etwas Zeit zu klauen um dem Bewohner mit der Pflegestufe 1 dringend notwendige Zuwendungen zu geben. Es ist geregelt, wie lange eine Grundversorgung eines Bewohners dauern darf... Ich finde das pervers. Es ist gängige Praxis, dass manche Bewohner (die sich nicht beschweren können) nachts gewaschen werden um dem Tagdienst etwas Arbeit abzunehmen. Natürlich hängt dies auch stark von der Leitung ab.
Apropos Leiche einsargen. Es ist auch gängige Praxis, den verstorbenen mit ein wenig Gewalt passend für den Sarg zu machen. Da wird der Leiche mit den kontraktierten Beinen schon mal das Knie so weit runtergedrückt, bis der Deckel zu geht. Das knirscht etwas, aber was solls'? Merkt ja keiner. Ich war nach 6 Jahren schon fertig! Burnout (Ärztl. bestätigt). Naja, ich war wohl unfähig. Ich habe viele, viele Menschen/Kollegen kennengelernt, die den Beruf nur für einen Job halten, wie jeden anderen auch. Tatsache ist, dass in der (Alten) -Pflege Dinge geschehen, die nie passieren dürfen. Gründe dafür gibt es zuhauf, aber keine Entschuldigungen. Ich konnte und wollte mit der Last nicht mehr rumlaufen. Und viele zerbrechen an diesem Beruf. Ich möchte ihn nie wieder machen. Und ich habe sehr wenig Menschen kennengelernt, die auch noch kurz vor dem Rentenalter in dem Beruf gearbeitet haben. Zu viele sind weit vorher regelrecht durchgeknallt.
Was man dazusagen muss ist, dass in Süddeutschland der Pflegestandard höher ist, als im Norden. Und da ich aus dem hohen Norden komme, habe ich wahrscheinlich etwas schlechtere Erfahrungen sammeln müssen, als jemand, der in einem pflegetechnisch höher entwickeltem Bundesland arbeitet.
Wie gesagt, für mich ist der Beruf nichts. Wenn Du es mache willst und vor allem kannst, dann mache es, solange es geht. Aber wenn Du merkst, du zerbrichst, dann nehme die Signale wahr und unternimm rechtzeitig etwas.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 20:18Drecksjob... Ne Spaß. Ich find es sehr ehrenwert diesen Job auszuüben.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 20:22@Lulatsch
du hast sooo recht. Ich sage immer, wenn ich jemals wieder einsteige, dann entweder auf einer Vorbildstation oder mit versteckter Kamara...
du hast sooo recht. Ich sage immer, wenn ich jemals wieder einsteige, dann entweder auf einer Vorbildstation oder mit versteckter Kamara...
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19.12.2011 um 20:28Warum bist Du so aggressiv? Ich möchte mich in diesem Ton nicht weiter an der Diskussion beteiligen.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 20:29Also mein Ding wäre das nicht.
Man sollte denn Job nur aussuchen wenn es einem wirklich gefällt und auch Spaß dabei hat.. wie es bei jeden anderen Beruf auch so ist.
Man sollte denn Job nur aussuchen wenn es einem wirklich gefällt und auch Spaß dabei hat.. wie es bei jeden anderen Beruf auch so ist.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 20:37@Lulatsch
ich bin nicht aggressiv, aber wie ich finde weiss doch jeder wie die zustände sind. Entweder ich zieh das durch und bin in der lage meine erfüllung zu finden, wie zum beispiel smokey eyes es schilderte oder aber ich kämpfe für verbesserung oder ich ziehe mich zurück aus der pflege weil ich den anspruch nciht erfüllen Kann.Dann liegt es aber an mir und NICHT an der schweren körperlichen arbeit oder der fehlenden fähigkeit den ansprüchen des sozialpsychiatrischem gerecht zu werden. Bitte kläre mich auf, welche alternativen noch vernünftig wären.
Vom ständigen anklagen der misstände und der sss pflege werden die betagten nicht besser behandelt.
ich bin nicht aggressiv, aber wie ich finde weiss doch jeder wie die zustände sind. Entweder ich zieh das durch und bin in der lage meine erfüllung zu finden, wie zum beispiel smokey eyes es schilderte oder aber ich kämpfe für verbesserung oder ich ziehe mich zurück aus der pflege weil ich den anspruch nciht erfüllen Kann.Dann liegt es aber an mir und NICHT an der schweren körperlichen arbeit oder der fehlenden fähigkeit den ansprüchen des sozialpsychiatrischem gerecht zu werden. Bitte kläre mich auf, welche alternativen noch vernünftig wären.
Vom ständigen anklagen der misstände und der sss pflege werden die betagten nicht besser behandelt.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 20:45Betreffend Beitragslöschung
es ist ein ZDF Beitrag der Erzieherin UND Altenpflegeberuf betrifft
desshalb NICHT Of toppic
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1412466/ZDFzoom%3A+Der+Preis+der+Liebe#/beitrag/video/1412466/ZDFzoom-Der-Preis-der-Liebe
dabei auch die Verdienstmöglichkeit und Information Öffentlicher Mitarbeiter
es ist ein ZDF Beitrag der Erzieherin UND Altenpflegeberuf betrifft
desshalb NICHT Of toppic
dabei auch die Verdienstmöglichkeit und Information Öffentlicher Mitarbeiter
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19.12.2011 um 20:47Da hast Du recht @raschier
Ich habe mich zurückgezogen, das war meine Konsequenz. Wenn man Kämpfen will, dann braucht man eine Streitmacht. Wenn Du diese hast, dann kannst Du sicher etwas bewirken. Aber meistens stehst Du mit deinen Problemen alleine da.
Ich habe mich zurückgezogen, das war meine Konsequenz. Wenn man Kämpfen will, dann braucht man eine Streitmacht. Wenn Du diese hast, dann kannst Du sicher etwas bewirken. Aber meistens stehst Du mit deinen Problemen alleine da.
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19.12.2011 um 20:49Und einen seelsorger in Form eines PDL zu haben ist meistens reine Illusion.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 20:53Ich würde, wollte ich in die Pflegebranche, eher den Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers lernen.
Mit dem kannst Du die selben Tätigkeiten ausüben wie ein Altenpfleger - jedoch hast Du auch mehr andere Möglichkeiten, sollte die Heimpflege doch nichts für Dich sein. Es gibt übrigens auch integrierte Ausbildungen, die dauern ein halbes Jahr länger, vermitteln aber beide Abschlüsse.
Ansonsten hilft, wie auch schon erwähnt wurde, gerade in der Pflegebranche, ein längeres Berufspraktikum, um zu sehen, ob einem der Job liegt.
Mit dem kannst Du die selben Tätigkeiten ausüben wie ein Altenpfleger - jedoch hast Du auch mehr andere Möglichkeiten, sollte die Heimpflege doch nichts für Dich sein. Es gibt übrigens auch integrierte Ausbildungen, die dauern ein halbes Jahr länger, vermitteln aber beide Abschlüsse.
Ansonsten hilft, wie auch schon erwähnt wurde, gerade in der Pflegebranche, ein längeres Berufspraktikum, um zu sehen, ob einem der Job liegt.
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19.12.2011 um 20:53@ lulatsch
ja das schon klar. Aber ich kann ja selber dafür sorgen dass ich neutralisiere, reflektiere und evaluiere.
Aber zum beispiel supervision sind sich ja auch viele zu fein für. Passiert ja nicht selten dass es angeboten wird und keiner geht hin.
ja das schon klar. Aber ich kann ja selber dafür sorgen dass ich neutralisiere, reflektiere und evaluiere.
Aber zum beispiel supervision sind sich ja auch viele zu fein für. Passiert ja nicht selten dass es angeboten wird und keiner geht hin.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 20:59@Lulatsch
Was ich meine ist, wenn alle so drauf kämen, dass sie KEIN problem mehr damit haben und sich finden, dann würde etwas verändert. Aber vorraussetzung ist wie gesagt die eigene nachinnenschau, ohne die wird keine kraft zum kämpfen und durchhalten da sein.
Die frage ist ja immer: Wer hat mit wem ein problem. Verstehst du was ich sagen will? Wenn genügend da wären die eben kein Problem mehr hätten mit denjenigen die vehement "es war schon immer so" predigen....dann würde es gehen.
Lulatsch schrieb:Wenn Du diese hast, dann kannst Du sicher etwas bewirken. Aber meistens stehst Du mit deinen Problemen alleine da.Ich weiss dass es nicht einfach ist. Und ich habe es ja auch nciht durchziehen können. Aber ich HÄTTE es durchgezogen und wenn ich gegen den rest der welt hätte stehen müssen. Es waren andere gründe für mein austreten aus der pflege vorrangig.
Was ich meine ist, wenn alle so drauf kämen, dass sie KEIN problem mehr damit haben und sich finden, dann würde etwas verändert. Aber vorraussetzung ist wie gesagt die eigene nachinnenschau, ohne die wird keine kraft zum kämpfen und durchhalten da sein.
Die frage ist ja immer: Wer hat mit wem ein problem. Verstehst du was ich sagen will? Wenn genügend da wären die eben kein Problem mehr hätten mit denjenigen die vehement "es war schon immer so" predigen....dann würde es gehen.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 21:01Supervision ist ne tolle Sache. Wurde uns auch angeboten und fand genau einmal statt... Aber nicht, weil es keiner annahm, sondern weil unser PDL ne Flitzpiepe war. Ich habe mir so oft den Mund fusselig geredet, dass wir was ändern müssen und dass die Mitarbeiter besser zusammenarbeiten müssen. Habe mich desöfteren in die Nesseln gesetzt, weil ich meinte, mich für etwas stark machen zu müssen. Vielleicht konnte ich auch das ein oder andere Mal etwas bewirken - vielleicht. Aber am Ende war ich derjenige, der auf der Strecke bleib. Ich musste raus aus dem Job, und seitdem geht er unverändert weiter - nur eben ohne mich.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 21:04@Lulatsch
Jo...nimm es einfach an, dass du alles gegeben hast, was du zu deiner zeit geben konntest.
Es wird einen grund haben, WARUM du nicht weitergekommen bist. Aber glaub mir, der liegt NICHT in den Äusseren Bedingungen, sonder in dir selber. Und es geht NICHT um Schuld.
Jo...nimm es einfach an, dass du alles gegeben hast, was du zu deiner zeit geben konntest.
Es wird einen grund haben, WARUM du nicht weitergekommen bist. Aber glaub mir, der liegt NICHT in den Äusseren Bedingungen, sonder in dir selber. Und es geht NICHT um Schuld.
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 21:05Das hast Du lieb gesagt :-)
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 21:05hehe...danke
Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?
19.12.2011 um 21:07Und deinem letzen Post kann ich nur zustimmen.