@Cheaha Cheaha schrieb:Natürlich. Allerdings muss man auch sagen, dass Kritik an der deutschen Justiz angebracht ist. Man hört ja oft genug von irgendwelchen laschen Bewährungsstrafen für Gewalt- und Sexualstraftäter.
Man hört so manches über die Medien, die bei solchen falschen Schlussfolgerunge, wie du sie triffst, nicht wenig Mitverschulden haben. Das hat viele Gründe: zum einen werden meist nur Eckdaten von Fällen veröffentlicht, also Tat, oberflächliche Tatumstände/Tathergang, das Urteil. Die Details, auf die es ganz entscheidend ankommt, finden sich in diesen Berichten regelmäßig nicht.
Hinzu kommt, dass in die Medien Fälle einer 'gewöhnlichen' Verurteilung selten Einzug finden, sondern wenn, dann sind es jene, die sich medienträchtig gut verkaufen lassen. Finden sich davon 8 oder meinetwegen auch 15 solcher Fälle im Jahr in den Medien, entsteht beim durchschnittlichen Leser schnell der Eindruck: "so läuft's in Deutschland - Justiz viel zu lasch".
Das ist aber ein immens verzerrtes Bild unserer Justiz.
Ja, es gibt natürlich auch unverhältnismäßige Urteile - sowohl in die eine, wie auch in die andere Richtung. Aber Gerichte und Richter können nicht objektiver und perfekter ausfallen, als alles, wo Menschen handeln.
Ich könnte genauso feststellen: "Allerdings muss man auch sagen, dass Kritik am deutschen Gesundheitswesen angebracht ist. Man hört ja oft genug von irgendwelchem Ärztepfusch.".
Sowas ist nunmal unvermeidlich, aber alles andere als die Regel.
Cheaha schrieb:Muss nicht sein. Das dann das Vertrauen in den Staat fehlt, und viele Leute sich dem nicht beugen wollen, ist nur verständlich.
Wer 100%ige objektive Sicherheit will, ist auf dem falschen Planeten.
Es muss nicht sein, dass es Ärztepfusch gibt; es muss nicht sein, dass es unverhältnismäßige Urteile gibt; es muss nicht sein, dass es Autounfälle gibt; es muss nicht sein, dass es verunreinigte/vergiftete Lebensmittel gibt; es muss nicht sein, dass es Umweltzerstörung gibt.... ABER ES GIBT AUCH ALL DAS!!!
Sich mal eben bequem hinzustellen, und perfekte Menschen in einem perfekten System zu verlangen und solange das nicht erfüllt ist, Selbstjustiz in Erwägung zu ziehen, ist selber bereits Ausdruck jener Unvollkommenheit, auf die in gleichem Atemzug mit dem Finger anprangernd gezeigt wird, frei nach dem Motto: "erst wenn alle anderen und alles um mich rum perfekt ist, erst dann bin ich selber (vielleicht) geneigt, zivilisiert zu handeln". Das ist ein selten dämliches und selbstgerechtes Verständnis und - wie gesagt - bereits die Grundlage einer unvollkommenen Welt.