@sanatorium Nicht ausgrenzen kannst du so aber auch nicht postulieren, Bobby
;), es war vielmehr eine Abgrenzung infolge der Ausgrenzung.
Die Geschichte des HipHops ist auch und vor allem eine Geschichte von Ausgrenzung, Diskriminierung, aber auch der Freiheit, sich seinen eigenen Raum zu schaffen, in dem sich jeder ausleben respektive ausdrücken kann, wie er es für richtig hält. Im New York der 60er- und 70er-Jahre gab es zahlreiche soziale Brennpunkte, in denen Minderheiten wie Schwarze oder Latinos den Großteil der Bevölkerung ausmachten. Dazu zählte und zählt nach wie vor die Bronx, welche nicht zuletzt durch städtebauliche (Fehl)planungen zu einem wahren Problembezirk wurde. So wurde Mitte der 60er-Jahre beschlossen, quer durch die Bronx eine Autobahn zu bauen, die so genannte „Cross Bronx Expressway“ („Appetite for Destruction“). Dies blieb nicht ohne Folgen für die Gemeinschaft des Viertels: leerstehende Häuser, Fabriken, brachliegende, schmutzige Hinterhöfe und unnütz gewordene Straßenzüge prägten nun mitunter die Szenerie. So nimmt es kaum wunder, dass viele, viele Menschen, die finanziell dazu in der Lage waren, der Bronx den Rücken zukehrten und ihr Glück in einem anderen Bezirk suchten. So blieb, wer bleiben musste, und die Bronx, ein Hort für viele „sozial Schwache“, wurde zu dem, was jeder heute zu kennen glaubt. (vgl. Verlan & Loh, 2000, S. 47,48)
Es soll nun aber keineswegs der Eindruck vermittelt werden, der Bronx würde grundsätzlich eine Sonderrolle zukommen, schließlich gibt es selbst in New York zahlreiche andere Problemviertel, so seien hier Queensbridge, Brownsville und Stapleton genannt. In allen größeren Städten der USA existieren solche „Ghettos“, was die Ausbreitung von HipHop als Bewegung in der ganzen USA sicherlich rapide beschleunigt haben dürfte. Es ist natürlich nicht einzuschätzen, inwiefern ein rein lokales Phänomen (auf lange Sicht gesehen) hätte überleben können, ohne sich selbst zu überleben. Fakt ist jedenfalls, dass alles in der New Yorker Bronx begann. Die Bewohner, zumindest ein großer Teil der in der Southbronx ansässigen Bürger, waren weit davon entfernt am regen Treiben der 70er-Jahre tatsächlich zu partizipieren.
Viele Menschen in sozialen Brennpunkten sind in den USA in Sozialbauwohnungen untergebracht (housing projects), zum Teil bestehen gar ganze Viertel aus solchen „projects“, so dass dies unter vielen Rappern schon als synonym für „Ghetto“ verwendet wird. Wie der Name schon relativ unverblümt offenbart, sind diese Unterkünfte eine „soziale Gabe“, da den Minoritäten anscheinend sowieso nicht zugetraut wird, sich selbst andere (bessere) Wohnorte zu suchen, beziehungsweise liegt der Verdacht nahe, dass eine gewisse Separierung nicht unerwünscht ist. Durch die Konzentration vieler sozial Benachteiligter in einem bestimmten Punkt wird nach außen und innen hin ein das Bild eines „Prekariats“ erzeugt, was einerseits sicher nicht völlig von der Hand zu weisen ist, andererseits jedoch eine gefährliche soziale Eigendynamik entwickelt, welcher nur schwer Einhalt zu gebieten ist.
Schließlich war die Rassentrennung in den USA zu dieser Zeit noch nicht lange vorbei und das Gefühl des „Nicht erwünschtseins“ konnte so schnell nicht überwunden werden. Da ist eine Aufrechterhaltung der Separierung, wenngleich lokaler Natur, nicht eben förderlich für das Zusammenwachsen einer Gemeinschaft.
Nun ist es gerade die Jugend, die zu allen Zeiten und Epochen ihre Bedürfnisse und Wünsche hat, deren Erfüllung eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erst möglich macht. Dabei ist natürlich nicht das „Spezielle“ gemeint, weder Reitstunden noch Mitgliedschaft in elitären Vereinen, sondern das, was für den Großteil eben „normal“ ist. Dazu gehören grundsätzlich Kleidung, Spielsachen und Kino- und Discobesuche. Gerade „Disco“ war in den 70ern das ganz groß angesagte event, dem sich die wenigsten in den Großstädten entziehen konnten oder wollten. Wie nun aber ebenfalls zu allen Zeiten bleiben ohne finanzielle Mittel die meisten Türen zu.
Dies war ein Grundproblem vieler Kinder und Jugendlicher aus der Bronx: es fehlte am Geld und an Statussymbolen um „dazuzugehören“, in die meisten angesagten Clubs und Discos kamen sie zudem so natürlich erst gar nicht. Diese Ausgrenzung von den Vergnügungen des New Yorker Lebens und die grundsätzlich bescheidenen Lebensverhältnisse mussten sich nun auf irgendeine Art und Weise Bahn brechen. Und so kam es dann auch.
@MarkusPerl Dein elaborierter Code wirkt nicht eben authentisch für einen Jugendlichen, eher aufgesetzt.