Nerven euch die Ausländer in Deutschland?

Durfte gestern mit einigen Leuten sprechen, die der Ansicht sind, das Ausländer u.a. aus Indien in Unordnung leben würden. Erklärt wurde das mit "das ist deren Kultur".

Es gehört wohl zur traurigen Wahrheit, das bei uns, wo der Ausländeranteil hoch ist, es tendenziell dreckiger wird. Gleichzeitig sind das aber auch die Gegenden, die tendenziell ärmer sind. Klassischerweise stellt man sich ein Plattenbau vor mit problematischen Vermieter-/ Verhältnissen, dort wo nichts Investiert wird.
Wenn man dann sich Bilder von Städten aus Indien ansieht, ist es nicht von der Hand zu weisen, das es dort eher unordentlich aussieht.

Da könnte man den Schluss ziehen, das es etwas mit deren Kultur zu tun hat. Oder nicht?

Für mich ist des zu einfach. Zunächst wachsen Städte wie Neu-Delhi so schnell, das die örtliche Regierung mit kaum eine öffentliche Infrastruktur aufbauen kann. Korruption kommt dort dann noch oben drauf.
Dann würde ich behaupten, dass die breite Bevölkerung eher in ärmlichen Verhältnissen leben.

Als gemeinsamen Nenner würde ich also Armut sehen...
Das es zur Kultur gehöre, in Unordnung zu leben, halte ich für quatsch.

Auch arme Menschen müssen nicht automatisch im Dreck oder in Unordnung Leben.
Das ist genauso Quatsch.

Negev schrieb:das bei uns, wo der Ausländeranteil hoch ist, es tendenziell dreckiger wird. Gleichzeitig sind das aber auch die Gegenden, die tendenziell ärmer sind.

Negev schrieb:Als gemeinsamen Nenner würde ich also Armut sehen...

Na, aber nicht ganz - in DE haben wir eine gute Abfallversorgung, daher müsstest Du mir schon erklären wie Armut einen dran hindert seinen Müll in einem Abfalleimer und nicht auf den Boden zu schmeissen. Oder die Armut einen davon abhält seinen Kinder zu erklären dass man die Wände im Treppenhaus nicht vollschmiert. Oder die Armut zwingt seine alte Möbel nicht auf die Strasse zu schmeissen, sondern an den Tagen wo sogar Sondermull eingesammelt wird runter zu tragen.

Ich habe in Indien 2,5 Monate gelebt - wenn sich die Mehrheit der Leute die Hände nicht waschen bevor sie Essen (auch anderer Leute) anfassen obwohl ein Waschbecken neben ihnen ist, dann ist das Armut oder Kultur?

Abahatschi schrieb:Ich habe in Indien 2,5 Monate gelebt - wenn sich die Mehrheit der Leute die Hände nicht waschen bevor sie Essen (auch anderer Leute) anfassen obwohl ein Waschbecken neben ihnen ist, dann ist das Armut oder Kultur?

Einerseits hat das tatsächlich mit Armut zu tun, andererseits mit Überbevölkerung und mangelnder Bildung.
Das ist in Indien nichts Neues.

Die Politik Indiens setzt da auch noch einen drauf, weil dieser Staat sehr viel Geld braucht & deswegen zu, nicht wenigen, kuriosen Lösungswegen kommt. Genau betrachtet sind es aber keine Lösungen, sondern eher "Status Quo" halten.

zaramanda schrieb:Das ist genauso Quatsch.

Darum möchte ich auch von einer Tendenz sprechen.

Auf mich wirkt des vollkommen klar. Wenn ich mich in einem Umfeld befinde, in der Unordnung dominant ist, dann habe ich selber wenig Motivation, mich an irgendwelche Regeln zu halten, die diese Unordnung auflösen würden. Da kommt dann noch ein (Groß-)Vermieter ins spiel, der einer Immobilien eigentlich nur Geld entzieht und nichts investiert.

Negev schrieb:Da kommt dann noch ein (Groß-)Vermieter ins spiel, der einer Immobilien eigentlich nur Geld entzieht und nichts investiert.

? Also wenn der Vermieter nichts investiert ist es ok den Dreck auf die Strasse zu werfen?

Negev schrieb:Wenn ich mich in einem Umfeld befinde, in der Unordnung dominant ist, dann habe ich selber wenig Motivation, mich an irgendwelche Regeln zu halten, die diese Unordnung auflösen würden

? Was ? Welche Unterordnung in DE ?

Tanne schrieb:Einerseits hat das tatsächlich mit Armut zu tun

Hände nicht waschen weil man arm ist und ein Waschbecken daneben ist?

Kommen da Antworten odet will ma nur so "anmerken" und die Schuld mal wieder auf andere schieben?
Ich frage mich: soll ich jetzte meinen Müll auf die Strasse werfen, ich zahle sogar Steuern.

Warum soll man sich von Ausländern generell genervt fühlen?.
Das wäre in meinen Augen genauso dämlich wie wenn man Leute grundsätzlich anhand ihrer persönlichen politischen Ansichten abkanzelt.
Es kommt in meinen Augen immer drauf an wie sich jemand gibt.

Abahatschi schrieb:Ich habe in Indien 2,5 Monate gelebt - wenn sich die Mehrheit der Leute die Hände nicht waschen bevor sie Essen (auch anderer Leute) anfassen obwohl ein Waschbecken neben ihnen ist, dann ist das Armut oder Kultur?

Naja sind wir mal ehrlich.
Hygiene war auch in unseren Breiten bei den unteren Schichten früher nicht so verbreitet.
Also ich erkenne ja an dass manche Kulturen schwierig sind, siehe naher Osten, aber beim Falle Indiens würde ich schon noch sagen dass es dort an mangelnder Bildung plus Unterentwicklung liegt.

Tanne schrieb:Einerseits hat das tatsächlich mit Armut zu tun

Abahatschi schrieb:Hände nicht waschen weil man arm ist und ein Waschbecken daneben ist?

Es geht um den Bildungsstand.
Schrieb ich auch so.

Wenn Menschen nicht wissen, dann kommt sowas vor. Nicht nur in Indien!

Abahatschi schrieb:Kommen da Antworten odet will ma nur so "anmerken" und die Schuld mal wieder auf andere schieben?
Ich frage mich: soll ich jetzte meinen Müll auf die Strasse werfen, ich zahle sogar Steuern.

Das hättest du dir sparen können, stattdessen wäre ein sinnvoller Beitrag besser gewesen.

Abahatschi schrieb:Na, aber nicht ganz - in DE haben wir eine gute Abfallversorgung, daher müsstest Du mir schon erklären wie Armut einen dran hindert seinen Müll in einem Abfalleimer und nicht auf den Boden zu schmeissen. Oder die Armut einen davon abhält seinen Kinder zu erklären dass man die Wände im Treppenhaus nicht vollschmiert. Oder die Armut zwingt seine alte Möbel nicht auf die Strasse zu schmeissen, sondern an den Tagen wo sogar Sondermull eingesammelt wird runter zu tragen.

weil das nur Ausländer machen oder warum wird das hier im thread angeführt?

Abahatschi schrieb:Welche Unterordnung in DE ?

ernsthaft? Weil hier immer alles sauber und gepflegt ist, denn die Deutschen sind natürlich alle sehr ordnungsliebend und sauber? Liegt den Deutschen im Blut äh ist die Kultur? Na dann gab es offenbar einen Kulturwandel.

Tussinelda schrieb:weil das nur Ausländer machen oder warum wird das hier im thread angeführt?

Frag @Negev , der hält sie auch noch für arm.

Tussinelda schrieb:ernsthaft?

? Antwort bzw. Gegenfrage passt nicht zu meiner Frage...ich wollte wissen welche Unterordnung.

Abahatschi schrieb:ich wollte wissen welche Unterordnung.

ging es nicht um Unordnung?

Und Armut?

Tussinelda schrieb:ging es nicht um Unordnung?

Ja, ich wollte wissen welche, weisst Du es ?
*Das war meine Frage, leider autokorrigiert 2x zu Unterordnung.

Berryl schrieb:Das wäre in meinen Augen genauso dämlich wie wenn man Leute grundsätzlich anhand ihrer persönlichen politischen Ansichten abkanzelt.

das sind nur grundverschiedene Dinge. Fürs "Ausländersein" kann man nix. Für seine politische Meinung schon.

Abahatschi schrieb:Ja, ich wollte wissen welche, weisst Du es ?

na die von Dir aufgezählte. Das ist Unordnung in Deutschland und hat nix mit Herkunft zu tun:

Abahatschi schrieb:in DE haben wir eine gute Abfallversorgung, daher müsstest Du mir schon erklären wie Armut einen dran hindert seinen Müll in einem Abfalleimer und nicht auf den Boden zu schmeissen. Oder die Armut einen davon abhält seinen Kinder zu erklären dass man die Wände im Treppenhaus nicht vollschmiert. Oder die Armut zwingt seine alte Möbel nicht auf die Strasse zu schmeissen, sondern an den Tagen wo sogar Sondermull eingesammelt wird runter zu tragen.

Tussinelda schrieb:Das ist Unordnung

Nein, nicht diese - ich wollte wissen von dem anderen User wissen welcher er meint.
Beitrag von Abahatschi (Seite 359)

Tussinelda schrieb:und hat nix mit Herkunft zu tun:

Habe ich das behauptet? Nö.
Ich habe mich stets zu der Verbindung Armut - Unsauber geäußert.

Tanne schrieb:Einerseits hat das tatsächlich mit Armut zu tun, andererseits mit Überbevölkerung und mangelnder Bildung.
Das ist in Indien nichts Neues

Genau das. Traurig, dass man immer dieselben Namen liest im Forum, die meinen sie wären so kultiviert und gebildet, aber nicht soweit denken können, dass es eben oft an Armut und fehlender Bildung liegt, wie Menschen sich verhalten, egal welche Herkunft.

Interessanterweise hatte ich vor ca. 2 Wochen einen "Indien-Trip" - also nicht physisch-örtlich sondern übers Internet. Ich sah mir diverse Reise-Videos an und sah auch Slums, wo Verhältnisse herrschten, die hier undenkbar sind und ein Skandal bzw. die seltenste Ausnahme wären (ja, ich sah auch die besseren Gegenden).

Meine Eindruck: Es kommen viele sozio-kulturelle und politische und wirtschaftliche Faktoren zusammen. Man sollte es nicht nur auf eine Branche oder Sparte schieben.

Überbevölkerung, kulturell-religiöse Mindsets und andere Prioritätensetzungen, fehlende Bildung, fehlende Ressourcen oder Infrastruktur-Investitionen, fehlende policy bzw. Durchsetzung jener, etc. pp.

Kultur KANN allerdings auch irgendwo einen Beitrag zu gewissen Zu- oder Umständen leisten.

Zugleich sollte man nicht glauben, nur weil jemand aus Land oder Region XY kommt sei man automatisch unordentlich oder so. Zugleich können locals - Einheimische - die eher westlich geprägt sind ja unordentlich sein.

Für mich sind das alles sehr offenkundige, differenzierte Dinge. Scheinbar herrschen dennoch in vielen Köpfen pauschalisierende Stereotype vor.

Mal ganz simpler weil hier Indien eingebracht wurde: Ich sehe keinen ausreichenden Bezug zur These weil/warum z.B. Inder etwa in DEU automatisch oder zwingend eher unordentlich(er) sein sollten. Hier herrschen halt andere Rollenbilder oder gesellschaftliche Verhältnisse vor. Hier lebt man nicht wie im Slum von Alt-Delhi oder so. Schon allein der Bedarf eine im Schnitt chaotischere Umgebung gegen die strukturell eh wenig gemacht wird zu tolerieren ergibt sich hier gar nicht wirklich, noch gibt es dieses Straßen- und Scamming-Chaos hier in dem Level. Aufgrund also weiterer struktureller und soziokultureller Faktoren und Verhältnisse sollte man es tunlichst unterlassen auf (zu) pauschalisierende Rollenbilder zu stoßen nur weil jemand Ethnie, Herkunftsland oder Migrationsbiografie "X" hat.

Oder einfacher: Zumindest personenscharf sollte man Vorwürfe oder Erwartungen in den meisten Themengebieten möglichst kritisch hinterfragen bis zum akuten Beweis.

Ordnung und Sauberkeit ist eher eine Sache der Sozialisierung, als kulturell bedingt, oder?

Den saubersten Menschen den ich je getroffen habe (und ich komme aus einer sehr ordentlichen Familie) war ein türkischer Gastarbeiter. Mit dem habe ich, während meiner Lehre, in einem Hotel Tür an Tür gewohnt.

Wir waren ziemlich eng befreundet, aber essen bei ihm war furchtbar. Wegen jedem verlorenen Krümel wurde gleich der Staubsauger rausgeholt.

Er selbst hat sich gefühlt aller 5 Minuten die Hände gewaschen.

Als Teenager, weit weg von Zuhause, sah es bei mir dagegen aus wie im Schweinestall.

Ich hab auch jetzt den Google Street View Knopf gefunden ... 😗
(Liegt das an meinem Browser oder hat Google den Zugang zur Maps Funktion tatsächlich umständlicher gemacht?)

Stichprobenartig hab ich mir willkürlich einige Städte angesehen. Ja, auf mich wirkt das echt chaotisch! Wenn man sich nicht gerade in einem Slum befindet, ist dieses Chaos aber meist auf alter Infrastruktur und alten Bauwerken zurück zu führen. Da wird sich eben nicht um die Struktur gekümmert. Das muss man sich wie ein Plattenbau vorstellen, der von Vonovia verwaltet wird.
Blendet man die teils desaströse Struktur aus, sehen die Straßen auch nicht sonderlich dreckig aus.

Hab schon einige Gebiete im Osten bereist, deren Substanz vergleichbar gelitten haben. Dort hat man für Instandhaltung eben keine Ressourcen.

DerThorag schrieb:Ordnung und Sauberkeit ist eher eine Sache der Sozialisierung, als kulturell bedingt, oder?

Kultur kann sich partiell auch darauf auswirken. Sinngemäß: Eine religiösere Gemeinschaft oder Ansicht, die eher Wert auf Spirituelles denn Materielles legt, kann sich hier in einem Mix aus Faktoren auch auswirken. Gilt nicht generell aber halt situativ für manche Ecken oder Menschen auf der Welt.

Es ist halt meist nie "der eine Faktor" sondern individuell wie gesellschaftlich oft ein Mix aus Faktoren. Alles kann sich in einer abstrakten "Gesamtrechnung" wechselseitig auswirken.

Negev schrieb:Street View

Ich persönlich rate eher zu Videos: Dokus von Medien oder Privatpersonen die Reisen dahin dokumentieren und mehr vom Alltag zeigen. D kriegt man über die bewegten Bilder und den Ton bessere Eindrücke als nur Street-View Momentaufnahmen.

Mein Eindruck: Oft dreckige unterversorgte Areale aber dafür oftmals nette, wenn ggü. Touristen partiell auch aufdringliche oder zu neugierige Menschen.

Bitte beachten dass viele sich auch oft nur die Slums anschauen. Es gibt auch nettere Gegenden als jene. Aber klar wird, dass in z.B. Indien sowohl Kontrast als auch Toleranz zw. 'arm' und 'reich' stärker denn je sind. Es herrschen da halt Zustände die hier kaum toleriert werden würden und partiell sind die Zustände auch in anderen Ecken der "aufstrebenden Welt" bzw. von aufstrebenden Nationen in der Form oder Intensität zumindest unüblicher.

China als Beispiel hat irgendwann die Kurve gekriegt. Mehr oder minder. Ich glaube, Indien ist ja auch dabei zu investieren, aber es wird einfach noch einige Jahrzehnte dauern bis sich das auch in mehr urbanen Ecken bemerkbar macht. Ich denke aber die Slums und die Verschmutzung so wie man sie jetzt noch sehen kann, die werden nicht ewig auf dem Level bleiben sondern es wird irgendwann besser werden (müssen).

Warden schrieb:Eine religiösere Gemeinschaft oder Ansicht, die eher Wert auf Spirituelles denn Materielles legt

Was willst du damit sagen?
Ich glaube, niemand will im Dreck leben - nicht wenn es besser geht.
Und vermutlich schaut in den Wohnungen dann nur noch halb so schlimm aus, wenn denn die Umgebung Chaotisch aussieht.