Geschlechtidentität und Transsexualität
02.09.2010 um 14:02Ich grüße euch.
(Nach dem Beenden dieses Eintrags fiel mir auf, wie viel es doch geworden ist, aber ich hoffe ihr kämpft euch doch einmal durch die Zeilen und lasst euch nicht abschrecken. Ich denke das doch einige neue Informationen zu dem Thema enthalten sind.
Und los...)
Ich möchte mal ein Thema ansprechen, was, so glaube ich, in der heutigen Gesellschaft einfach falsch verstanden wird.
Lesben und Schwule sind ja mittlerweile von weiten Gesellschaftsteilen akzeptiert, mittlerweile dürfen diese Menschen auch heiraten. Also alles in allem eine Entwicklung in die richtige Richtung.
Aber was ist mit den Menschen, die Geschlechtsidentitätsprobleme habe, sprich: im falschen Körper geboren zur Welt kamen. (Transsexualität)
Erst einmal grundlegend eine Begriffsklärung: Transsexuelle sind Menschen, die sich in dem Geschlecht, in dem sie geboren wurden, nicht wohlfühlen.
Dabei darf man diese Menschen nicht mit Transvestiten verwechseln, die lediglich Freude empfinden, sich für einige Stunden zu "verkleiden", die aber trotzdem in ihrer angeborenen Rolle weiterleben.
Dummerweise kennen scheinbar zu wenige diesen Unterschied, wenn sie meinen eine "Transe" zu sehen.
Kommen wir zur Transsexualität zurück.
In diesem Thema muss man sich auch mit dem Begriff der "Geschlechtsidentität" auseinandersetzen.
Wer sich damit noch nie auseinandergesetzt hat wird denken, "Ich habe einen Penis und eine tiefe Stimme - folglich bin ich ein Mann." (entsprechendes für die Frau)
Aber gehört bei der Zuordnung zu einem Geschlecht nicht noch mehr dazu?
Ich möchte in dieser Diskussion dafür sorgen, dass der/die ein oder andere einmal genau darüber nachdenkt und möglicherweise seinen Horizont etwas erweitert.
Um in diese Denkweise hinein zu kommen mal ein kleines Gedankenspiel:
Stellt euch mal vor ihr würdet ab morgen in der jeweils anderen Geschlechterrolle leben.
Was würdet ihr anders machen als jetzt.
Im ersten Moment denkt man natürlich an andere Kleidung, Schminken, etc.
Aber beschränkt euch bei diesem Gedankenspiel nicht nur auf die Äußerlichkeiten.
Gerade der psychologische Aspekt spielt auch eine sehr wichtige Rolle.
Frauen sind sensibler, Männer geradlinier in ihrem Denken.
Frauen und Männer haben ein anderes Wärmeempfinden.
Ich weis aber auch, dass es schwer ist wirklich alle Aspekte mit einzubeziehen, wenn man diesen Wechsel eigentlich gar nicht möchte, aber es soll zum Nachdenken anregen.
Eine andere Frage, die stellen und stundenlang ausdiskutieren kann:
Ist eine Frau, die als Mann zur Welt kam, aber jahrelang in der weiblichen Rolle lebt und vom Umfeld auch so akzeptiert wird, nun letzten Endes eine Frau oder doch immernoch ein Mann?
Genau hier kommt wieder das Thema der Geschlechtsidentität zum tragen.
Wenn an ein Mann, der auch ein Mann sein will und schon immer als Mann gelebt hat, und nun von heut auf morgen aber keinen Penis mehr hat, dafür jedoch Brüste und eine hohe Stimme bekommt, immernoch ein Mann? - Kann man sich bei diesem Beispiel wirklich nur noch auf die körperlichen Merkmale verlassen?
Ich sage nein.
Aber warum sind diese Personen nun in der Gesellschaft so inakzeptabel?
Wissen die Leute einfach zu wenig über das Thema "Transsexualität" und kennen lediglich Transvestiten aus dem Fernsehen und tun gleich alles über einen Kamm scheren und es als Perversion abstempeln?
Was würdet ihr denken, wenn ein/e bildhübsche/r Frau/Mann im Supermarkt vor euch steht und dann plötzlich mit einer tiefen/hohen Stimme redet?
Könnt ihr damit normal umgehen?
Fragen über Fragen, aber es ist auch ein schwieriges Thema und die Meinungen werden sicher sehr weit auseinandergehen.
Zum Abschluss noch ein paar Informationen, wie eine Transistion/Geschlechtsumwandlung abläuft.
Wer mindestens 3 Jahre unter dem Zwang leidet, nicht mehr in dem ihm angeborenen Geschlecht leben zu können, muss zuerst einen Psychologen aufsuchen.
Es wird vom Gesetzgeber eine 18 Monatige Psychotheraphie verlangt, um sicher zu stellen, dass seine Zwänge ernst zu nehmen sind.
Erst danach macht es Sinn weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Ein Frauenarzt/Endokrinologe kann danach eine Hormontherapie einleiten.
Ebenso kann man danach beim zuständigen Amtsgericht eine Vornamensänderung beantragen (, die ohne Gerichtskostenbeihilfe allerdings bei uns 1050 Euro kostet).
Ebenso ist ein Alltagstest, von ebenfalls mindestens 18 Monaten, erforderlich bevor man bei seiner Krankenkasse den Antrag auf Kostenübernahme einer geschlechtsangleichenenden OP einreichen kann.
Alltagstest bedeutet, dass man testet, ob man wirklich dazu in der Lage ist permanent seine gesellschaftliche Rolle zu wechseln. Der Psychologe ist dazu als unterstützender Begleiter gedacht, da es in den meisten Fällen immer mal wieder zu Problemen und Intoleranz kommt, die psychisch zu starkem Druck führen können.
Die geschlechtsangleichende OP ist generell optional, allerdings ist sie momentan noch erforderlich, wenn man beim Gericht einen Antrag auf Personenstandsänderung beantragen möchte.
Nach der Vornamensänderung kann man schon Papiere wie Personalausweis, EC Karte, sämtliche Versicherungen und Verträge, Zeugnisse, etc. ändern lassen.
Damit aber auch der Geschlechtseintrag in der Geburtsurkunde geändert wird, muss eine Personenstandsänderung erfolgen.
Danach ist es theoretisch nicht mehr möglich, anhand jeglicher Papiere nachzuweisen, dass man mal im anderen Geschlecht auf die Welt kam, wenn man wirklich alles ändern lässt.
Generell sei auch zu sagen, dass man für die OP auch mindestens 18 sein muss, was für sehr junge transsexuelle zu einer längeren Wartezeit führt.
Ich hoffe ich konnte euch erstmal einen kleinen Einblick in die Thematik geben und freue mich auf eine interessante Diskussion zu den vielen oben aufgeworfenen Fragen.
Vielleicht kann ja doch der ein oder andere noch etwas lernen und sich seine Sicht der Dinge ändern.
(Nach dem Beenden dieses Eintrags fiel mir auf, wie viel es doch geworden ist, aber ich hoffe ihr kämpft euch doch einmal durch die Zeilen und lasst euch nicht abschrecken. Ich denke das doch einige neue Informationen zu dem Thema enthalten sind.
Und los...)
Ich möchte mal ein Thema ansprechen, was, so glaube ich, in der heutigen Gesellschaft einfach falsch verstanden wird.
Lesben und Schwule sind ja mittlerweile von weiten Gesellschaftsteilen akzeptiert, mittlerweile dürfen diese Menschen auch heiraten. Also alles in allem eine Entwicklung in die richtige Richtung.
Aber was ist mit den Menschen, die Geschlechtsidentitätsprobleme habe, sprich: im falschen Körper geboren zur Welt kamen. (Transsexualität)
Erst einmal grundlegend eine Begriffsklärung: Transsexuelle sind Menschen, die sich in dem Geschlecht, in dem sie geboren wurden, nicht wohlfühlen.
Dabei darf man diese Menschen nicht mit Transvestiten verwechseln, die lediglich Freude empfinden, sich für einige Stunden zu "verkleiden", die aber trotzdem in ihrer angeborenen Rolle weiterleben.
Dummerweise kennen scheinbar zu wenige diesen Unterschied, wenn sie meinen eine "Transe" zu sehen.
Kommen wir zur Transsexualität zurück.
In diesem Thema muss man sich auch mit dem Begriff der "Geschlechtsidentität" auseinandersetzen.
Wer sich damit noch nie auseinandergesetzt hat wird denken, "Ich habe einen Penis und eine tiefe Stimme - folglich bin ich ein Mann." (entsprechendes für die Frau)
Aber gehört bei der Zuordnung zu einem Geschlecht nicht noch mehr dazu?
Ich möchte in dieser Diskussion dafür sorgen, dass der/die ein oder andere einmal genau darüber nachdenkt und möglicherweise seinen Horizont etwas erweitert.
Um in diese Denkweise hinein zu kommen mal ein kleines Gedankenspiel:
Stellt euch mal vor ihr würdet ab morgen in der jeweils anderen Geschlechterrolle leben.
Was würdet ihr anders machen als jetzt.
Im ersten Moment denkt man natürlich an andere Kleidung, Schminken, etc.
Aber beschränkt euch bei diesem Gedankenspiel nicht nur auf die Äußerlichkeiten.
Gerade der psychologische Aspekt spielt auch eine sehr wichtige Rolle.
Frauen sind sensibler, Männer geradlinier in ihrem Denken.
Frauen und Männer haben ein anderes Wärmeempfinden.
Ich weis aber auch, dass es schwer ist wirklich alle Aspekte mit einzubeziehen, wenn man diesen Wechsel eigentlich gar nicht möchte, aber es soll zum Nachdenken anregen.
Eine andere Frage, die stellen und stundenlang ausdiskutieren kann:
Ist eine Frau, die als Mann zur Welt kam, aber jahrelang in der weiblichen Rolle lebt und vom Umfeld auch so akzeptiert wird, nun letzten Endes eine Frau oder doch immernoch ein Mann?
Genau hier kommt wieder das Thema der Geschlechtsidentität zum tragen.
Wenn an ein Mann, der auch ein Mann sein will und schon immer als Mann gelebt hat, und nun von heut auf morgen aber keinen Penis mehr hat, dafür jedoch Brüste und eine hohe Stimme bekommt, immernoch ein Mann? - Kann man sich bei diesem Beispiel wirklich nur noch auf die körperlichen Merkmale verlassen?
Ich sage nein.
Aber warum sind diese Personen nun in der Gesellschaft so inakzeptabel?
Wissen die Leute einfach zu wenig über das Thema "Transsexualität" und kennen lediglich Transvestiten aus dem Fernsehen und tun gleich alles über einen Kamm scheren und es als Perversion abstempeln?
Was würdet ihr denken, wenn ein/e bildhübsche/r Frau/Mann im Supermarkt vor euch steht und dann plötzlich mit einer tiefen/hohen Stimme redet?
Könnt ihr damit normal umgehen?
Fragen über Fragen, aber es ist auch ein schwieriges Thema und die Meinungen werden sicher sehr weit auseinandergehen.
Zum Abschluss noch ein paar Informationen, wie eine Transistion/Geschlechtsumwandlung abläuft.
Wer mindestens 3 Jahre unter dem Zwang leidet, nicht mehr in dem ihm angeborenen Geschlecht leben zu können, muss zuerst einen Psychologen aufsuchen.
Es wird vom Gesetzgeber eine 18 Monatige Psychotheraphie verlangt, um sicher zu stellen, dass seine Zwänge ernst zu nehmen sind.
Erst danach macht es Sinn weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Ein Frauenarzt/Endokrinologe kann danach eine Hormontherapie einleiten.
Ebenso kann man danach beim zuständigen Amtsgericht eine Vornamensänderung beantragen (, die ohne Gerichtskostenbeihilfe allerdings bei uns 1050 Euro kostet).
Ebenso ist ein Alltagstest, von ebenfalls mindestens 18 Monaten, erforderlich bevor man bei seiner Krankenkasse den Antrag auf Kostenübernahme einer geschlechtsangleichenenden OP einreichen kann.
Alltagstest bedeutet, dass man testet, ob man wirklich dazu in der Lage ist permanent seine gesellschaftliche Rolle zu wechseln. Der Psychologe ist dazu als unterstützender Begleiter gedacht, da es in den meisten Fällen immer mal wieder zu Problemen und Intoleranz kommt, die psychisch zu starkem Druck führen können.
Die geschlechtsangleichende OP ist generell optional, allerdings ist sie momentan noch erforderlich, wenn man beim Gericht einen Antrag auf Personenstandsänderung beantragen möchte.
Nach der Vornamensänderung kann man schon Papiere wie Personalausweis, EC Karte, sämtliche Versicherungen und Verträge, Zeugnisse, etc. ändern lassen.
Damit aber auch der Geschlechtseintrag in der Geburtsurkunde geändert wird, muss eine Personenstandsänderung erfolgen.
Danach ist es theoretisch nicht mehr möglich, anhand jeglicher Papiere nachzuweisen, dass man mal im anderen Geschlecht auf die Welt kam, wenn man wirklich alles ändern lässt.
Generell sei auch zu sagen, dass man für die OP auch mindestens 18 sein muss, was für sehr junge transsexuelle zu einer längeren Wartezeit führt.
Ich hoffe ich konnte euch erstmal einen kleinen Einblick in die Thematik geben und freue mich auf eine interessante Diskussion zu den vielen oben aufgeworfenen Fragen.
Vielleicht kann ja doch der ein oder andere noch etwas lernen und sich seine Sicht der Dinge ändern.