@Tussinelda Deine „Verteidigungshaltung“ kann ich bei den von dir genannten Beispielen gut nachvollziehen.
Aber ich denke, grundsätzlich muss man aufpassen, dass man diese wirklich nur dann einnimmt, wenn tatsächlich ein „Angriff“ stattfindet. Leider kommt es nicht selten vor, dass Betroffene diese irgendwann als Lösungsmuster für alle Arten von Konflikten abspeichern, übersensibel bis paranoid reagieren und Rassismus unterstellen, wo überhaupt keiner ist ( - Nein, bezieht sich diesmal nicht auf dich sondern auf folgende Beispiele!):
In der 5.-6. Klasse hatte ich mal eine Freundin, deren Vater Afrikaner war. Ihre Hautfarbe war bei uns nie in irgendeiner Form Thema, weder in der Schule noch im privaten Umfeld.
Allerdings fiel sie öfter mal unangenehm durch ihr Verhalten auf: sie log, sie stahl, beschimpfte uns, wenn ihr etwas nicht passte und riss sogar einmal einem Klassenkameraden ein großes Büschel Haare aus. Sprachen wir sie dann darauf an, dass wir das nicht in Ordnung finden, reagierte sie meist damit, uns Rassismus unterstellen zu wollen und äußerte, wir könnten sie ja nur deshalb nicht leiden, weil sie schwarz sei. Obwohl uns das völlig egal war. Bei mehreren, von mir beruflich betreuten, dunkelhäutigen Kindern habe ich später ähnliche Erfahrungen gemacht.
Vor einiger Zeit war ich mit einer Kollegin in einer größeren Stadt einkaufen. Auf dem Weg zum Auto sprach uns ein Afrikaner an, ich glaube, er fragte nach einer Zigarette. Wir unterhielten uns ein- bis zwei Minuten mit ihm, dann wollten wir gehen, da unser Parkschein gerade ablief. Daraufhin fragte er uns nach unseren Telefonnummern. Als wir ihm diese höflich verweigerten, mit dem Hinweis darauf, dass unsere Lebensgefährten das wohl nicht so gerne sehen würden und dass wir außerdem mehr als 50km entfernt wohnen (entspricht beides der Wahrheit), wurde er sehr unfreundlich, fragte uns nach der Hautfarbe unserer Freunde, unterstellte uns, wir wollten keinen Kontakt zu Schwarzen und fing an, uns lautstark zu beschimpfen. Ich kannte ihn keine drei Minuten und hätte ihm meine Nummer genauso wenig gegeben, wenn er weiß, oder grün gepunktet gewesen wäre.
Das Problem existiert leider in beide Richtungen. Weshalb ich mich weigere, schwarze Menschen grundsätzlich als Opfer und weiße als Täter zu sehen. Nach meinen Erfahrungen ist ihre Hautfarbe für manche Betroffene auch eine willkommene Ausrede, um Ablehnung, die sie aufgrund ihres Verhaltens erfahren, zu begründen. Deshalb finde auch ich es gerade bei betroffenen Kindern besonders wichtig, ihnen ein starkes Selbstbewusstsein zu vermitteln, welches sich auf ihre Persönlichkeit und nicht auf Äußerlichkeiten gründet.