@TiranuNeulich, bei uns in der Nachbarschaft:
Mutter und Tochter bei Familiendrama getötet
Von Timo Lindemann 18. Februar 2009, 08:43 Uhr
Nach der Bluttat wurde Feuer im Einfamilienhaus in Harrislee gelegt. Zwei Menschen starben, nach dem tatverdächtigen 37-jährigen Vater wird gefahndet. Das Motiv für das Verbrechen ist weiterhin unklar. Die Nachbarn sind geschockt: "So etwas passiert im Krimi, aber doch nicht in Harrislee."
Der Tod der jungen Frau und ihrer kleinen Tochter lässt Knud-Erik Lassen nicht los: Erschüttert steht der Nachbar am Dienstag in Harrislee bei Flensburg vor dem rot-weißen Flatterband, mit dem der rot geklinkerte Eckbungalow in dem Neubaugebiet abgesperrt ist. "Wie kann man so etwas machen? So etwas passiert im Krimi, aber doch nicht in Harrislee", sagt Lassen und blickt auf das Haus, in dem die Feuerwehr am Montagabend nach einem Zimmerbrand die leblosen Körper einer 36-Jährigen und ihrer sieben Jahre alten Tochter entdeckte. Zuvor hat sich dort wahrscheinlich ein Familiendrama abgespielt: Mutter und Tochter weisen Stichverletzungen auf; der Ehemann und Vater ist verschwunden, die Fahndung nach ihm läuft.
Hinter der Absperrung auf dem Rasen unter einem Fenster liegen stumme Zeugen des Dramas: ein verkohlter Schrank, angesengte Malstifte, Kinder- und Schulbücher. Immer noch riecht es etwas verbrannt. Ein ausgebranntes Fenster ist mit einer Spanplatte verdeckt. Für die Feuerwehrleute war es zunächst ein Routine-Einsatz, nachdem sie wegen des Brandes alarmiert wurden. Doch dann fanden sie im Haus die leblosen Körper. Offensichtlich sollte durch das Feuer ein Verbrechen vertuscht werden. "Wir gehen von einem Tötungsdelikt aus", sagte am Dienstag Oberstaatsanwältin Ulrike Stahlmann-Liebelt in Flensburg. Die Polizei sucht nun bundesweit nach dem 37 Jahre alten Ehemann und Vater. Auch ein Hubschrauber wurde eingesetzt.
Die Nachbarn in dem 11.000-Einwohner-Ort an der dänischen Grenze beschreiben die Familie als ruhig und nett. Sie sind schockiert. Die Familie lebte seit etwa drei Jahren in dem Haus. Man habe nie Streit gehört. "Es war ein freundliches Kind. Die Frau habe ich gestern noch gesehen, sie hat immer gegrüßt", sagt Lassen mit Tränen in den Augen. Im Internet schreibt die Mutter einer Mitschülerin des getöteten Mädchens: "Wie soll man nur erklären, was da passiert ist? Ich bin ratlos. Es kommen Fragen über Fragen und ich habe keine Antwort."
"Wir haben noch versucht, das Kind wiederzubeleben", berichtet Roman Kuchanski. Er war mit der Feuerwehr am Brandort und kehrte am Morgen zurück, um das Geschehen und das Gesehene zu verarbeiten. "Es qualmte, aber die Flammen waren schon fast wieder aus, als wir ankamen." Die Feuerwehrleute gingen zunächst von einer Rauchvergiftung der beiden Opfer aus. Zweifel kamen, als die Luftzufuhr nicht in der Lunge des Mädchens ankam. "Ich habe das T-Shirt hochgehoben, da sahen wir die Wunde in der Brust." Noch in der Nacht ließen sich Kuchanski und seine Feuerwehr-Kollegen von einem Seelsorger betreuen.
Na gut, hier war das Mordmotiv nicht der Minirock, sondern der Versuch des Vaters, ein neues Leben ohne "familiären Ballast" zu beginnen.
Den beiden Opfern dürfte das allerdings am kaltgemachten Arsch vorbei gegangen sein.