Schule tötet Kreativität

In der Ganztagsschule meines Sohnes beispielsweise gibt es im Nachmittags-Angebot jede Menge Musik -Kurse (Chor, Orchester, Rock- bzw. Jazz-Band) dazu Theater in Deutsch, Platt und Englisch sowie Tanz, Malerei und Kreatives Schreiben.

Wohlgemerkt: Es ist ein ganz ordinäres Gymnasium in SH.

Zu Kunst und Kreativität kann man niemanden zwingen. Mir sind diese Fächer in der Schule ein Gräuel gewesen. Die pauschale Aussage "Schule tötet Kreativität" halte ich allerdings für platt verallgemeinernd.

Mhh, töten würd ich jetzt nicht sagen. Gibt ja durchaus auch Musische Fächer.
In Realschulen z.B. kann man ja verschiedene Zweige wählen, darunter auch den musischen und es gibt genügend Wahlfächer die in diese Richtung. Gibt da also genügend Möglichkeiten.

Nur an den Hauptschulen sieht es da glaub ziemlich Mau aus. Ich kann mich erinnern dass wir in Sachen Kunst null gefördert wurden.

Mir ist da eher die Gesellschaft ein Dorn im Auge.

Ich z.B. hätte damals gerne den musischen Zweig gewählt, habs aber nicht gemacht, weil meine Eltern so dagegen waren. Und auch von vielen anderen mußte ich mir anhören dass man als Künstler nix werden kann.

"Als Hobby O.K. aber hauptberuflich geht ja gar nicht. Macht lieber was gescheides, bodenständiges."

Als damals 13Jährige hab ich halt auf die anderen gehört und den Wirtschaftszweig -.- gewählt und bin jetzt Bürokauffrau. Was bodenständiges halt. :D Heute würd ich mich anders entscheiden.

Hab das so auch schon bei ner Menge anderer Leute mitbekommen und ich find es schade dass so manchem Talent immer nur gesagt wird dass das was man machen will nichts taugt.

Irgendwie ist es in Deutschland wohl nicht so gern gesehen wenn jemand was kreatives hauptberuflich ausübt.

@Nereide


Ich rate meinem Sohn, der als Berufswunsch "actor or author" hat, auch dazu, zunächst die schule abzuschliessen, dann eine "anständige Ausbildung" zu machen, um ggf. von den Erträgen dieser Arbeit leben zu können und nebenberuflich an der künsterischen Karriere zu arbeiten.

@Nereide:
das geht aber durchaus auch anders herum. gerade in künstlerfamilien wird gerne darauf gepocht, das das kind ebenso einen ähnlichen beruf ausübt, selbst wenn es das vielleicht garnicht will.

das ist meiner meinung nach kein gesellschaftliches problem, sondern eher ein typischer generationenkonflikt, das eltern einem gerne in dem beruf sehen, in dem sie auch sind.

@Zoddy

"das eltern einem gerne in dem beruf sehen, in dem sie auch sind."

Nee, ich will, das meine Kinder "was Anständiges" werden.

Ja, genau das sind wieder diese Sprüche. :D Ich finds halt schade, dass Berufe wie z.B. Schauspieler von Grund auf als was nicht gescheides angesehen wird. Ist doch auch nur ein Beruf.

Stimmt zwar schon dass man z.B. als Schauspieler nicht so die riesen Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat wie als KFZ-Mechaniker. Aber wer arbeiten will und sich reinhängt, kriegts auch in dem Bereich hin.

@Zoddy: Ja, da muß ich Dir auch recht geben.

Ist alles nicht so einfach. Die einen werden zum kreativen Beruf gezwungen, und die die wollen dürfen nicht. :D

@Doors:
ich habe jetzt nicht speziell dich damit gemeint ... ich hätte meine aussage wohl etwas weniger verallgemeinern sollen. ich wollte eher ausdrücken, das viele - nicht alle ;) - eltern das kind gerne in dem beruf sehen, den sie selber ausüben.

@Zoddy

Zweifelhafte Journalisten und geldgeile Werbeleute gibt's schon genug. Das müssen meine Kids nicht auch noch machen.

Da gibts doch den Spruch:

"Wir lernen sprechen und gehen und kommen in die Schule um zu sitzen und zu schweigen."

Ich liebe alles was künstlerisch ist. Ich spiele einige Instrumente, war jahrelang im Chor. Habe 3 Jahre lang Schauspielausbildung nebenbei gemacht, weil das an unserer Schule ging. Habe selber Stücke geschrieben und an unserer Schule mit Freunden und Schulkollegen aufgeführt. Ich male und zeichne gerne und hab den Web Publisher, also bin auch noch WebDesigner.
Was ich damit anfangen kann? Nix. Kunst ist nichts wert, solange man nicht in diversen Kreisen verkehrt. Man muss qausi Anhänger haben die das ganze sponsoren verbreiten, etwas besonderes draus machen. Wenn man wie ich aus einer normalen Arbeiterfamilie kommt ist das was ich mache keine Kunst sonder ein bloßes Hobby.
Klar hab ich als Kind immer gesagt ich möchte mal Schauspielerin werden. Bin ich halt stattdessen Kindergärtnerin. XD
Ich bin aber irgendwo froh das mir mein Vater erhlicher Weise gesagt hat, dass die Wahrscheinlichkeit so gut wie bei 0 liegt, das ich mal davon leben kann. Das können nämlich nur die wenigsten. Finde ich zwar traurig aber logisch. Die Spalte Kultur ist nicht so groß wie andere.

viele liebe Grüße
Sandra

Kreativität ist wichtig und vielleicht trägt die Schule wirklich eine gewisse Schuld daran, dass bei manchen Schülern die Kreativität dort verkümmert.
Allerdings kann man mit Kreativität alleine halt auch nicht so besonders viel erreichen. Natürlich kann man "nur" mit Kreativität ausgestattet immerhin irgendein Künstler werden, aber der Markt für Künstler ist nicht unbegrenzt gross. Nicht jeder kann verrostete Rohre wild zusammenschweissen und dies dann für viel Geld als Kunst verkaufen ...

Die Schule sollte vielmehr als Chance gesehen werden, die Kreativität richtig anwenden zu lernen. Man kann auch mit viel Kreativität z.B. kein Flugzeug bauen, wenn die naturwissenschaftlichen Grundlagen beim kreativ Tätigen nicht vorhanden sind.

Emodul

Ich weiß noch wie wir im Zeichen/Kunstunterricht immer eins von der Lehrerin drauf bekommen haben, wenn wir nicht exakt das gezeichnet haben was sie uns vorgezeichnet hat.

Malt eine Landschaft, hat sie gesagt, dann eine Beispiellandschaft an die Tafel gemalt und wir sollten nun selbst eine malen, aber wenn unsere ein bisschen von der Landschaft abwisch die sie an die Tafel gemalt hatte, gab's sofort Tadel und Kritik, wenn man das Ding allerdings abgemalt hat, bekam' man ein Lob.

Ich mochte Kunst überhaupt nicht. :|

Einmal sollten wir ein eigenes selbst gewähltes Projekt starten, ich hatte mir überlegt eine Pyramide aus Holz zu bauen (ca. 30cm hoch, 30cm breit), sie an einer Stelle aufzusägen, damit man einen Teil der Pyramide entfernen und in das Innere schauen kann, dort hab' ich in das Holz kleine Gänge eingeschnitzt die in der Mitte zur Grabkammer führten.

An dem Ding hab' ich ewig gesessen, dass war ein Halbjahresprojekt und die Zeit hab' ich wirklich gebraucht, und was bekomm' ich drauf?
'Ne 4 Minus!

Ein Kumpel von mir hat einen Aschenbecher aus Ton geformt, dass ist 'ne Arbeit von 10 Minuten und der hat 'ne 1 bekommen. An diesem Tag ist Kunst als Unterrichtsfach für mich gestorben und ich sackte stufenweise die Notenleiter runter bis ich von 'ner 2 auf 'ne 5 gekommen bin die ich mir dann bei der mündlichen Prüfung 10. Klasse noch in 'ne 4 verwandeln konnte.

@Bukowski:
man, da hatte ich ja richtig glück mit unsere kunstlehrerin. wir ahtten mal ein total interessantes projekt: es wurden sechs teams gemacht und alle musste eine murmelbahn bauen. dank der unterstützung von meinem vater (der handwerker ist) kam unser team an richtig gute materialien, so das wir eine total riesige und echt schicke murmelbahn hinbekommen haben. gab' auch eine dicke eins für uns alle =). war meiner meinung nach das beste projekt, was man sich vorstellen konnte und den schülern hat's viel spaß gemacht.

@Bukowski

Kenn ich woher wenns auch nicht in Kunst sondern in Bio war. Wir haben ein Herbarium gemacht. Ich hatte alles schön gestaltet und mit der Hand geschrieben, habe aber leider eine Sauklaue. Dennoch, es steckte unheimlich viel Liebe drinnen und habe es bis heute und fülle es regelmäig auf. Bekam eine 5 dafür, weil die anderen einen PC hatten und sich das einfach ausgedruckt haben und lieblos aufgeklebt ohne irgendwas.
Ich wette die die ne gute Note damals bekamen haben das Teil sicher schon lange weggeschmissen. Hatte auch Lust Bio zu studieren, aber nach der Lehrerin hab ich das schnell wieder gestrichen. Vor allem weil Biologie und Kunst für mich sehr verwandt und eng verbunden sind. Wie will ich denn wissen wie ich einen Menschen zeichnen muss, wenn ich nicht weiß wie der menschliche Körper aufgebaut ist? Etc.

viele liebe Grüße
Sandra

Bukowski: Das klingt ja echt schlimm. Kein Wunder dass Du da keinen Spaß dran hattest.

In der Hauptschule war der Kunstunterricht auch total für die Katz.

Da hieß es halt im Mai, dass wir nen Maibaum malen sollen und an Winter halt irgendein Schlittanfahrbild usw. Und der Lehrer hat sich während dessen mit Computerspielen vergnügt. Und das war jedes Jahr irgendwie der gleiche Ablauf. :D

In der Realschule war der Unterricht da schon wesentlich besser. Die Lehrerin war zwar etwas komisch drauf, aber man hat endlich auch mal was gelernt und nicht immer zu Weihnachten nen Weihnachtsbaum malen müssen. :D

@Zoddy

Kommt wohl auch auf die Lehrer an.

Ich hatte zum Beispiel in Ethik, auf der Mittelschule 'ne 5, 2 Jahre lang hatte ich die 5 auf dem Zeugnis stehen, dann geht die Lehrerin bei der wir Ethik hatte in Rente, wir bekommen einen neuen Lehrer und meine Note verbessert sich auf 1.

Nahezu alle Schüler haben ihre Noten nachdem die Lehrerin weg war um mindestens 2 Noten verbessern können.

Sie hatte ihre ganz speziellen Lieblinge, die haben gute Noten bekommen und die anderen nicht.

Einmal hab' ich mich in die letzte Reihe gesetzt als wir eine Arbeit geschrieben haben, hab' mir den Hefter auf den Schoß gelegt und direkt aus dem Hefter die Antworten zu den Fragen abgeschrieben, mein Banknachbar hat das Gleiche gemacht, trotzdem haben wir beide auf die Arbeit nur 'ne 4 bekommen. Obwohl wir alles so aus dem Hefter abgeschrieben hatten, wie sie es uns in den Stunden zuvor beigebracht hatte.

Das Problem war das es bei Ethik keine präzisen Antworten gab, sondern man alles irgendwie so auslegen konnte, wie man es gerade wollte. "Da hätte noch mehr stehen müssen, das war unnötig zu schreiben, der Meinung bin ich nicht etc. pp."

Miese Lehrerin.

@naiv_sandra

Ja, man macht sich ein Haufen Arbeit und bekommt keinen Dank dafür, und die die alles in 5 Minuten mit dem PC hinklatschen bekommen das ganze Lob. Sowas frustriert. :|

@Nereide

Nereide schrieb:Da hieß es halt im Mai, dass wir nen Maibaum malen sollen und an Winter halt irgendein Schlittanfahrbild usw. Und der Lehrer hat sich während dessen mit Computerspielen vergnügt. Und das war jedes Jahr irgendwie der gleiche Ablauf.

Da braucht man auch gar keinen Unterricht machen, finde ich.
Das hat ja überhaupt keinen künstlerischen/erzieherischen Wert.

@Bukowski

Zensuren sind, wie alle Beurteilungen durch andere, niemals objektiv.
Das ist aber kein Beweis dafür, dass "Schule Kreativität tötet". Wenn ich in einem Fach schlecht war, entwickelte ich eine Menge Kreativität (andere hätten es kriminelle Energie genannt) um zu bluffen, abzuschreiben, Spickzettel zu machen oder Ausreden zu erfinden.

@Bukowski


Omg wo warst Du, auf "the faculty?" :D

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Ich hatte eine gute Kunstlehrerin, die mich auch in viele Projekte für die Schulzeitung involviert hat, und mir auch angetragen hat, das Deckblatt des Jahrbuchs zu gestalten
was ich auch tat.

@Doors

Doors schrieb:Wenn ich in einem Fach schlecht war, entwickelte ich eine Menge Kreativität (andere hätten es kriminelle Energie genannt) um zu bluffen, abzuschreiben, Spickzettel zu machen oder Ausreden zu erfinden.

Ok, da hast du Recht, das ging mir nicht anders. :D

Ich hatte auch eine recht hohe Erfolgsquote.
Man wird über die Jahre ja auch immer besser und raffinierter. *hehe

@DeadPoet

DeadPoet schrieb:Omg wo warst Du, auf "the faculty?"

Das dachte ich mir manchmal. :D

Unser Physiklehrer, in der Mittelschule, hatte meine beiden besten Freunde auf dem Kicker. Sobald die auch nur ein klitzekleines Wort gesagt haben was nichts mit dem Unterricht zu tun hatte, wenn sie sich zum Beispiel einen Bleistift borgen wollten, hat er sie beide nach hinten in den Vorbereitungsraum geschickt und sie durften dann dort die ganze Stunde Aufgaben lösen die auch noch benotet wurden. Von dem Unterrichtsstoff haben sie natürlich nichts mitbekommen.

Sie haben sich dann auch beschwert, kamen mit den Eltern an, aber der Lehrer meinte sie reden ja die ganze Zeit und er lässt sich seinen Unterricht nicht stören, da stand Aussage gegen Aussage und das war's dann auch.

Es haben viele in der Klasse gequatscht, auch ich, und auch laut, und manchmal hat der Lehrer auch mitgemacht und noch 'nen lockeren Spruch losgelassen, aber sobald einer meiner beiden Freunde was gesagt hat ging's sofort ab in den Vorbereitungsraum Aufgaben lösen.

Und da gibt's noch mehr. :D
Das war echt 'ne Schule, man man man.