Habt ihr was gegen Homosexualität?
10.01.2014 um 01:56Helenus schrieb:Wie es scheint hat das Outing von Hitzlsberger den öffentlichen Diskurs doch wieder sehr belebt.Ja und im Fahrwasser dieser "Diskriminierungsdebatte" werden dann schonmal die nächsten Debatten vorbereitet, denn es gibt noch zahlreiche die sich diskriminiert fühlen und der Meinung sind dass sie alle Rechte haben wollen.
Das ist zu begrüßen :Y:
Die Grüne Jugend ist der Zeit einen Schritt voraus und ebnet schonmal innerparteilich den Boden
"Das ist doch krank! ... oder zumindest nicht normal.‚"http://www.gruene-jugend.de/node/26182 (Archiv-Version vom 13.01.2014)
Der Umgang mit normabweichenden Sexualpräferenzen
Schnell hört mensch diese Worte, wenn es um sexuelle Praktiken und Fantasien geht. In der Regel stecken dahinter deutlichere: ‚"Wem dabei auch nur im Entferntesten das Blut in die Genitalien schießt, der gehört ja nun wirklich in Behandlung ‚Äì mindestens.‚"
Nicht unüblich ist dieser Ausspruch genauso bei BDSM wie bei Pädophilie, bei Homosexualität wie bei Nekrophilie, und das Fatale daran ist nicht allein, dass durch die Bank weg das Konstrukt ‚"Perversion‚" (ein Begriff, in dem Diskriminierung bereits mitschwingt) mit Inhalten gefüttert wird, sondern auch, dass Unterscheidungen kaum gemacht werden. Und das ist auch gewollt.
Der Graben zwischen ‚"Perversion‚" und ‚"Sittsamkeit‚" ist breit, breit gezogen. Instrumentalisiert wird er für politische Auseinandersetzung, zur Inszenierung der eigenen Person. Derweil kämpfen verschiedene Vertreter_innen und Solidarische für die überwindung des Prädikats ‚"pervers‚" bestimmter Einordnungen. Dass dabei andere durch Abgrenzung ihrerseits als verwerflich abgestempelt werden, wird in Kauf genommen oder gar forciert .
Bei all den Interessen bleiben diejenigen auf der Strecke, die von der einen Seite als zutiefst-unsittlich stigmatisiert, von der anderen teils verleugnet werden, aus Angst um die Außenwahrnehmung der eigenen Sexualität.
Hinter manchem steckt tatsächlich eine Krankheit, und zwar nicht, weil mensch einen Lustgewinn zum Beispiel durch Selbsterniedrigung oder Partialismus, also die Konzentration auf bestimmte Körperteile, erfährt, sondern weil Fantasien und Handlungen zwanghaft werden. Paraphilie zeichnet sich nicht, wie die Namensherkunft suggeriert, durch von der empirischen Norm abweichende Neigungen aus, vielmehr ist ein durch sie bedingtes Leiden Indikator für die Diagnose der psychischen Störung.
Auch ist keine vereinzelte Deviation (sexuelle Abweichung) Hinweis für Paraphilie, vielmehr muss diese über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten Bestand haben, um zu einer Diagnose unter klinischen Gesichtspunkten zu führen. Für die Klassifikation der Störungen der Sexualpräferenz (Diagnoseschlüssel F65 in der ICD-10, der International Classification of Diseases der WHO) gibt es 9 Unterkategorien, allerdings werden diese, zu welchen beispielweise Fetischismus, Sadomasochismus, aber auch Pädophilie zählen, von Expert_innen, darunter solchen von WHO und APA, kritisiert. Denn als maßgebender Indikator zur Diagnose einer Paraphilie gilt der resultierende Leidensdruck, doch oft wird von den Betroffenen keine direkte Verknüpfung zu ihrer Sexualität empfunden. Zwanghaftes Verhalten führt jedoch oft zu einem Balanceakt, bei dem andere Lebensbereiche auf der Strecke bleiben.
Menschen, die unter Paraphilie leiden, werden zudem oft in einen Topf mit Sexualstraftäter_innen geworfen. Ein falsches Signal, das den Leidensdruck für Betroffene noch erhöht und in keinster Weise die Realität abbildet. Eine sadistische Haltung gegenüber Sexualpartner_innen produziert keine sexuelle Gewalt gegenüber nicht Einwilligungsfähigen und -willigen. Von allen sexuell Delinquenten sind keine 8 % tatsächlich gleichzeitig paraphil. - Die ‚"Normalität‚" sexueller übergriffe ist also ‚"normal‚", oder so.
Die Bandbreite menschlicher Sexualität ist hingegen umfangreicher als die durch soziokulturelle Normen definierte ‚"Normalität‚".