@Welten Die Ehemoral der Kirche mit ihrer Bestrafungsmoral von schweren Sündern gegen eben diese zu verquicken bringt nichts.
Behandle lieber beide Schauplätze separat.
Schon im eigenen Interesse. Denn die strenge Sexualmoral kann bei der Ächtung von Verstößen gar nicht von der weltlichen Justiz übertroffen werden.
Behauptungen wie Deckung der Täter durch Vorgesetzte müsstest du schon beweisen und nicht einfach aus den Medien nachbeten, die bekanntlich schon lange keine Kostgänger der Kirche mehr sind.
Auch Fehler bei der Weiterbeschäftigung und nachfolgenden Dauerüberwachung müsstest du dingfest machen. Ich weiß vom Gegenteil.
Nach dem öffentlichen Breittreten von Verfehlungen innerhalb kirchlicher Institutionen (nicht nur von Priestern) - die ohnehin in einem unglaublichen Missverhältnis steht zu der Beschäftigung mit der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen in Familie, Schule, Nachbarschaft und weltlichen Einrichtungen - haben sowohl die betr. nationalen Ortkirchen bzw. Bischofskonferenzen als auch die vatikanischen Behörden die Recherche- und Strafbestimmungen drastisch verschärft, und zwar - vermutlich unter dem öffentlichen Druck - in einer Weise, die m. E. nicht unproblematisch ist. Ich habe das zwar zu wenig mitverfolgt. Aber dass da z. B. ein Verdächtiger sofort dem Staatsanwalt gemeldet werden soll, ist mW. gegen die allgemeine Praxis im Strafrecht, das feste Stufen der Ermittlung vorschreibt, beginnend mit Vorermittlungen, bevor die Ermittlungen überhaupt angeordnet werden, Anklage erhoben wird etc. Im Normalfall prüft auch in einer Firma erst der Chef einen Verbrechensvorwurd gegen einen Angestellten intern, bevor er die Justiz einschaltet.
Eine generelle, von der Kirche im Übereifer angeordnete Sanktionierung und Ächtung jedes Verdächtigten aber öffnet der Denuntiation Tür und Tor. Wie man am Fall eines einschlägig völlig unschuldigen Bischofs gesehen hat, der öffentlich erledigt wurde, bevor die Amtsbrüder ihn überhaupt verteidigen konnten - mit dem Hintergrund einer rein politischen Rache aus kirchenfeindlichen Kreisen.
Du scheinst auch nicht zu wissen, dass der ganze eigens zur Aufarbeitung - z. B. in Deutschland - geschaffene Apparat mit jahrelanger telefonischer Hotline für Opfer und deren Angehörige usw. das Entschädigungsprogramm selbstverständlich mit einschließt.
Es ist auch unsachlich von dir, von "Rom" Entschädigung zu verlangen. Was hat der Vatikan mit deutschen Straftätern zu tun? Sie werden wie jeder deutsche Bürger nach deutschem Strafrecht behandelt.
Wer aber mit der Sexualmoral, die die Kirche offiziell lehrt, auf Kriegsfuß steht, wie viele hier,
sollte bedenken, dass er sich selbst den Wind aus den Segeln nimmt, wenn er ihre Übertreter tadeln will.
Ein Priester oder sonstiger Katholik, der der Lehre der Kirche den Rücken dreht, ist eben nicht Teil von ihr und schon gar nicht ihr Repräsentant.
Ich fürchte mich vor den Allerwelts-Gutmenschen, die plötzlich aus dem Gebüsch hervorbrechen, wenn ein Aas auf der Straße liegt. Je weniger man selber Dreck am Stecken hat, umso weniger ist man hinter fremden Sünden her.