Tussinelda schrieb:und im Sinne dessen, dass jede Person ihre sexuelle Orientierung bei belanglosen Unterhaltungen mitliefert. Bzw. bei solchen Unterhaltungen in der Regel eine heterosexuelle Orientierung vorausgesetzt wird.
Genau das ist es, was ich sagen wollte. In aller Regel liefern die Leute die Info über die eigene sexuelle Orientierung im Rahmen einer ganz normalen Unterhaltung gleich mit ("Mein Mann und ich sind am Wochenende beim Wandern gewesen"). Und falls das nicht herauszulesen ist, wird ein fremder Gesprächspartner die heterosexuelle Orientierung normalerweise als selbstverständlich annehmen.
Meine langjährige Erfahrung ist, dass bei mir zunächst immer eine heterosexuelle Orientierung standardmäßig angenommen wird. Wenn ich dann von "wir" rede, gehen Zufallsgesprächspartner meistens davon aus, dass ich von mir und "meiner Partnerin/Freundin/Ehefrau" spreche. Nenne ich dann im Gespräch einen männlichen Vornamen, geraten viele Gesprächspartner durcheinander und vermuten, dass ich von meinem Bruder oder einem Kumpel reden würde. Dann stellt sich mir eben oft die Frage: lass ich das auf sich beruhen (nach dem Motto "behalten wirs lieber für uns"), oder gebe ich genauere Erklärungen ab - auch auf die Gefahr hin, dass der Gesprächspartner unerfreut oder abweisend reagiert.
Im übrigen, um noch einmal auf die angebliche Impertinenz der Fragerei nach der sexuellen Orientierung zurückzukommen. Solches impertinentes Gefrage habe ich tatsächlich früher oft erlebt. Da bin ich bei sehr vielen Gelegenheiten gefragt worden "Hast du eine Freundin?" oder "Bist du verheiratet?". Insbesondere im ostasiatischen Raum hat teilweise fast jedes zufällige Gespräch damit angefangen: "Are you married?". Und wenn als Antwort kam "No", dann wurde nachgefragt, wieso ich in meinem Alter noch nicht verheiratet sei.