nairobi schrieb:Gerade im Vergleich mit dem vorherigen Papst ist er natürlich viel offener. Aber vor einiger Zeit gab es ein Thema, das mein Bild von ihm als modernen Papst etwas getrübt hat. Dazu stand er auch "vorsintflutlich", hätte ich nicht von ihm gedacht. Ich weiß leider im Moment nicht mehr, um was es ging. Ist schon länger her.
Mich hatten da seine Ausführungen zu Schägen bei Kindern sehr schockiert.
Bishamon schrieb:Papa Francis mag wohl liberal sein, aber große Änderungen erwarte ich nicht.
Wenn es ein liberaler Papst nicht schaffen sollte, den Umgang der kath. Kirche mit Homosexuellen zu überdenken und ändern zu wollen, wer sollte es dann schaffen ? Ein Hardliner ganz sicher nicht, deshalb sehe ich bei ihm große Chancen. Unter Ratzinger wären allein solche Äußerungen niemals möglich gewesen und ich bin mir auch ziemlich sicher, daß Papa Benedikt emeritus dabei vor Wut ins Kissen gebissen hat.
Libertin schrieb:Die katholische Kirche wird insbesondere ihre Haltung zur Homosexualität definitiv über kurz oder lang ändern müssen, wenn sie nicht irgendwann ihren Status als Volkskriche verlieren und mit ihren verbliebenen Hardlinern ein unbedeutendes Dasein am Rande der Gesellschaft fristen will. Denn im Moment bewegt sie sich auf direktem Wege darauf zu. Franziskus weiß das sicherlich auch und hat mit seinen jüngsten Äußerungen quasi nun die ersten Schritte zur Öffnung im Umgang mit homosexuellen Menschen eingeleitet, auch wenn der Prozess ein langwieriger sein wird.
Langwierig auf jeden Fall. Und auch sehr steinig, aber das wird er wissen. Bisher unterscheidet die kath. Kirche zwischen homosexuellen Neigungen und dem ausleben dieser. Das wird sich nicht mehr ewig halten lassen. Ich sehe in dem Ganzen auch einen Kampf zwischen dem Papst und Kardinal Sarah aus Guinea, einem der Wortführer des sehr konservativen Flügels, der ja gerne mal mit solchen absurden und homophoben Äußerungen auffällt:
Zwei „apokalyptische Bestien“ bedrohen heutzutage die Menschheit: der Götzendienst westlicher Freiheit und der islamische Fanatismus. Im 21. Jahrhundert führen Homosexuelle und der IS das Schreckensregiment, mit dem der Nationalsozialismus und der Kommunismus das vorige Jahrhundert überzogen haben.
Dem widersprach der Papst schon vor Jahren und forderte eine Entschuldigung für die Ausgrenzung von Homosexuellen.
Die Kirche sollte sich für die Ausgrenzung von Homosexuellen entschuldigen. Franziskus variierte dabei den inzwischen sprichwörtlichen Satz aus seinem ersten Amtsjahr: Wenn jemand homosexuell veranlagt ist, guten Willens und auf der Suche nach Gott – „Wer sind wir, über ihn zu urteilen?“ 2013 hatte der Papst das noch in der Ich-Form ausgedrückt. Jetzt dehnte er seine persönliche Haltung des Respekts und der Offenheit auf die Kirche aus.
https://web.archive.org/web/20160807032012/http://www.fr-online.de/politik/papst-franziskus-papst-entschuldigung-reicht-homosexuellen-nicht,1472596,34436804.htmlund geht mit den neuen Äußerungen nun noch einen Schritt weiter. All das sehr langsam, aber er geht die Schritte. Seine Worte sind jetzt schon ein theologisches Erdbeben. Übers Knie brechen kann er dabei aber nichts, dafür ist auch der konservative Flügel zu mächtig, da wird er keinen Rückhalt finden. Aber er verschieb die Grenzen des Denk-und Sagbaren innerhalb des Vatikans. Ich hoffe, er bleibt noch eine Weile fit, um den Weg weiter zu gehen, er ist ja nun auch schon 83..