Angst, nahestehende Personen zu verlieren

Hallo

Ich hab schon seit vielen Jahren ein Problem. Als ich 12 war (ich bin jetzt 21) ist mein großer Bruder bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Seitdem plagen mich richtig panische Ängste, andauernd meine Eltern oder meinen Freund z.B. durch das selbe zu verlieren oder durch eine schlimme Krankheit.

Wenn ich z.B. meinen Freund eine längere Zeit lang (mehrere Stunden) nicht erreichen kann, dreh ich total durch. Ich hab Angst, ja sogar richtig Panik. Ich bekomm einfach den Gedanken nicht aus dem Kopf das was passiert sein könnte. Manchmal kommt es auch vor das ich weine und nicht mehr klar denken kann.

Ich versuch mir jedes mal einzureden das das nur quatsch ist und suche andere rationale gründe (die sich auch immer bewahrheiten). es hilft aber nichts....

was kann ich dagegen tun? das mit meinem bruder ist schon fast 10 jahre her, und diese ängste machen mir immer wieder zu schaffen?

vielleicht hat ja jemand eine tipp oder ratschlag für mich was ich machen kann

lieben gruß

janina

Ich kenne deine Situation. Kaempfe mit den gleichen Aengsten. Doch ich sage mir immer, dass das ja immerhin erwachsene Menschen sind und durch den Verlust anderer Familienmitglieder gelernt haben, vorsichtig mit ihrem Leben umzugehen. Das hilft mir dann.

Klar solche Gedanken kommen mir auch. Ich bin auch selbst vorsichtiger geworden. Aber mir hiflt das nicht. Das ist wie eine Spirale. Dann denke ich: Vielleicht waren ja andere Leute (z.B. im Straßenverkehr) nicht vorsichtig sind und dadurch kann ja auch was passieren.

Das ist echt schlimm....wie gesagt, wie eine Spirale und ich finde keine Weg heraus

Ich vertrete dummerweise die Ansicht, dass nur immer dann etwas passiert, wenn wir uns davor fuerchten. Du solltest mit deiner Familie ueber deine Aengste sprechen und ihnen klar machen, wie viel sie dir bedeuten. Das kann schon enorm helfen.

Das tue ich ja. Ich sag dann immer "ich hab mir schon wieder sorgen gemacht". die wissen ja warum (vor allem meine eltern weil es ja wegen meinem bruder ist). auch mein freund hat viel verständnis dafür

schon mal gut das ich nicht für bekloppt erklärt werde von diesen menschen ;)

Wichtig ist fuer dich, dass du mehr Vertrauen entwickelst. In deine Mitmenschen, deine Familie und die Fremden da draussen. DU solltest daran denken, dass ja nicht nur deine Familie vorsichtig mit ihrem Leben umgehen, sondern andere auch. Natuerlich gibt es keinen Garantieschein, aber ein bisschen mehr Vertrauen kann dir und deinem Unterbewusstsein nicht schaden.

Ich habe viel Vertrauen zu meiner Familie. Aber nicht in die anderen Menschen. Ich kenne diese Leute nicht. Es passiert tagtäglich soviel auf deutschen Straßen und viele Menschen sterben bei Unfällen. Nicht jeder ist so vorsichtig....

Bei sowas fällts mir schwer abzuschalten. Anderen Leuten passiert was, sie verlieren Angehörige und Freunde. Warum soll mir das nicht passieren denk ich mir da? Und am eigenen Leibe hab ich es ja auch schon erlebt wie es ist eine geliebte Person zu verlieren durch Dummheit und Unvorsichtigkeit

Du hinterfragst zu viel. Das Schicksal kannst du nicht beeinflussen, nur hinnehmen. Und je mehr Sorgen du dir machst, umso mehr kann passieren, weil die Sorgen dich unvorsichtig machen. Versuche, weniger nachzugruebeln. Ich befuerchte naemlich, dass du dein Leben verpasst, waehrend du gruebelst und das ist genauso fahrlaessig, wie die Menschen da draussen, die du nicht kennst und die du als leichtsinnig und unvorsichtig einschaetzt.

Cathryn schrieb:Du hinterfragst zu viel.

Ja das stimmt auf jeden Fall. Aber ich kann diese Gedanken nicht beeinflussen. Sie kommen einfach. Und da kann ich mir noch so viel Logik einreden, es wird schlimmer.

Wie gesagt, ich verfalle ja regelrecht in Panik und da kann ich keine klaren Gedanken mehr fassen. Es ist schwer zu beschreiben. Ich bin sonst nicht so. Nur in Situation, wo ich mir denke "Nanu, warum meldet er sich nicht? warum geht er nicht ans handy? ist was passiert?" und damit geht es dann auch los. ich mach mir ja nicht andauernd diese gedanken

scheiße, so langsam glaub ich, ich brauch professionelle hilfe ;)

Professionelle Hilfe kann nicht schaden, auch wenn ich kein Freund davon bin.
Viel besser waere es, wenn du lernen wuerdest, ein bisschen loszulassen und ein bisschen mehr Freiheit gewaehren wuerdest, denen, die du liebst.

@Soley
ich selber habe wieder jemanden letzte woche verloren und das ist für mich bei gott nicht das erste mal.
ich denke immer,das gott sich immer dabei was denkt und den lieben menschen zu sich genommen hat,um ihn vor schlimmeren zu bewahren-das hilft mir enorm.
ich habe mit der zeit verstanden,das alles seinen zweck hat und das unsere atemzüge abgezählt sind-und das gott so gnädig ist,das niemand wirklich weiß wann seine zeit gekommen ist-das ist ein wirklich perfekter plan.

wir können uns nicht vor dem tod verstecken-aber:
lass den tod nicht dein ständiger begleiter sein!

wenn du mit dem tod nicht klar kommst,dann wirst du auch mit dem leben nicht klar kommen;und das ist nicht im sinne unserer verstorbenen.

suche dir psychologische hilfe,damit dir diese angst genommen wird

@munZouR

gott wird mir keine große hilfe sein, denn ich glaube nicht an ihn. diesen glauben habe ich am todestag meines bruders verloren. sag mir, hat ein 17-jähriger mann verdient zu sterben, der noch so viel vor hatte im leben? sorry, jetzt werde ich zu emotional. aber wenn mir jemand mit gott kommt (ist nicht persönlich gemeint gegen dich), krieg ich pickel (im übertragenen sinne)

ich komme eigentlich ganz gut klar mit dem tod, auch mit meinem eigenen wenn ich denn mal sterben sollte. ich weiß nicht genau was diese ängst so krass auslöst

oh, ich habe diese Ängste ganz fies, obwohl ich noch niemanden verloren habe. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, jemanden verloren zu haben. Aber ich weiß genau, wovon du redest, und was da helfen könnte, wüsste ich selbst gern oO

@Soley

Ganz ehrlich glaube ich, dass du den Glauben nicht verloren hast, sondern dich vor ihm fuerchtest, weil du dann auch akzeptieren muesstest, dass Gott einen "Plan" zu haben scheint.

Ich selbst bin nicht religioes, kann also damit nichts anfangen - aber ich stimme @munZouR zu, der Tod hat vielleicht schlimmeres verhindert. Ich weiss ja nicht, wie stark dein Bruder damals verletzt war, aber glaubst du, er haette ueber Jahre im Koma liegen wollen? Oder anders: glaubst du, dein Bruder wollte, dass du dich heute so aengstigst um die anderen Familienmitglieder?

Nimm's mir bitte nicht krumm, aber genau diese Fragen habe ich mir bei jedem Todesfall in der Familie gestellt und bin immer wieder zu dem Ergebnis gekommen, dass keiner von denen an einer Maschine haette haengen wollen und dass keiner von denen wollte, dass unsere Leben nicht weiter gehen.

Sollten diese Ängste den "normalen" Tag negativ beeinflussen, halte ich psychologische Hilfe für notwendig.

Verlustängste haben etwas mit Kontrolle und Kontrollverlust zu tun und das ist für mich nur in einer Therapie aufzuarbeiten.

@Soley

Soley schrieb:sag mir, hat ein 17-jähriger mann verdient zu sterben, der noch so viel vor hatte im leben?

das wir menschen immer diesen tick mit dem verfallsdatum haben......

Soley schrieb: sorry, jetzt werde ich zu emotional.

das ist echt mal krass,ich habe letzte woche jemanden verloren und du wirst emotional....

Soley schrieb:wenn mir jemand mit gott kommt (ist nicht persönlich gemeint gegen dich), krieg ich pickel

sorry,ich wollte dir eigentlich nur helfen, weil ich deinen schmerz und angst gerade jetzt nachempfinden kann-sorry=)

du kannst für das wort gott,auch das wort edeka einsetzen,das ist deine sache-ich kann nicht an meinen fingern riechen an was DU glaubst-he,nochmal sorry....

(kopfschüttel)

@Cathryn
genau das ist auch mein gedankengang...

Verlustängste, sind immer Verletzengungen einer Kindheit. Hab keine Angst davor und arbeitet es auf:). Du wirst sehen du wirst lernen damit anders umzugehen. Es gibt ne Menge Therapeuten diese dir zuhören.

@Cathryn

ich war vorher schon nicht sehr religiös. meine familie war es auch nie deswegen hatte ich auch nie einen richtigen bezug dazu.

nein, natürlich hätte er das nicht gewollt. da habe ich auch mit meinen eltern darüber geredet. sowas wurde uns auch mitgeteilt. er war stark am kopf verletzt, also hätte er überlebt, wäre die chance groß gewesen, dass er behindert gewesen wäre ab diesem zeitpunkt oder wie du sagst im koma liegen würde. das hätte ich glaube ich noch schwerer verkraften können als den totalen verlust. mein bruder war und ist immer ein vorbild für mich.

auch nicht, dass ich mich ängstige. auch wenn ich nicht an gott und den himmel glaube, denke ich, das er noch auf irgendeine weise auf mich aufpasst.

@skeptikerin

nein, den ganzen tag beeinflusst das nicht.

Verletzungen

@munZouR

sorry wirklich, das war nicht böse gemeint. ich wollte dich wirklich nicht angreifen. schon gar nicht in deiner situation. mein herzliches beleid erstmal, das habe ich vergessen noch zu sagen.