Hypnose
18.04.2004 um 20:25
Allgemeine Erklärungen zur Hypnose
Was ist Hypnose?
Während man im normalen Bewußtseinszustand immer verschiedene Reize gleichzeitig wahrnimmt, ist in Hypnose oder Trance die gesamte Aufmerksamkeit (oder zumindest ihr größter Teil) auf eine bestimmte Sache gerichtet, so daß man die restliche Umgebung mehr oder weniger aus dem Auge verliert. Etwas "wie in Trance" zu tun, ist also ein ganz alltäglicher Zustand, den man z. B. beim Joggen, beim Lesen eines spannnenden Buches oder bei einer konzentrierten Arbeit erleben kann. Bei der medizinischen oder psychotherapeutischen Anwendung wird diese Fähigkeit zur "Alltagstrance" sehr stark und so gezielt gefördert, daß sie zur Lösung körperlicher und/oder seelischer Probleme eingesetzt werden kann. Dabei haben die verschiedenen Formen der sogenannten modernen, klinischen hypnose, mit der die meisten Hypnosetherapeuten heutzutage arbeiten, einige besondere Eigenschaften: In eine Trance zu gehen und wieder aus ihr herauszukommen ist ein vollkommen freiwilliger Vorgang, bei dem Ihr Wille, etwas zu tun oder nicht zu tun, in keiner Weise eingeschränkt werden kann. (So wie Sie ja auch aus freiem Willen joggen gehen und damit wieder aufhören.) Wenn man sich weit genug in einen Trancezustand hineinbegibt, entwickelt sich eine Art Automatismus, der einen einerseits Dinge ohne besondere Anstrengung richtig machen läßt uind andererseits dabei hilft, daß man in sich selbst neue Fähigkeiten entdecken und ausprobieren kann. Auch das sind im Grunde ganz alltägliche Erfahrungen, so wie z. B. beim Joggen irgendwann die beine von ganz allein laufen und man in einen Zustand gerät, in dem persönliche Grenzen verschieben kann, von denen man bisher dachte sie seien unveränderlich.
Was kann Hypnose und wem hilft sie?
Trancezustände lassen sich in vielen Gebieten der Medizin, Zahnmedizin und Psychotherapie sehr sinnvoll einsetzen. In der Medizin: als Hilfe bei chronischen Erkrankungen zur angenehmeren Durchführung vieler Untersuchungen (z. B. Magen-, Darmspiegelungen) zur Narkosevorbereitung zur Schmerzreduktion bei (kleineren) Operationen In der Zahnmedizin: zum Abbau von Ängsten um insbesondere lange Behandlungen angenehmer zu machen zur schmerzarmen oder sogar schmerzfreien Behandlung auch ohne Spritze als begleitende Maßnahme bei Verspannungen der Kaumuskulatur sowie schmerzhaften Kiefergelenkserkrankungen um eine Behandlung auch bei starkem Würgereiz zu ermöglichen In der Psychotherapie: Zur direkten Behandlung vieler Symptome neurotischer (z.B. Ängste und Phobien, Depressionen, post-traumatische Störungen) und psychosomatischer Natur (z.B. Reizdarm, Blut-Hochdruck, Neurodermitis, Allergien, Kopfschmerzen, Migräne, chronische Schmerzen, aber auch als begleitendeHilfe bei Krebserkrankungen) sowie bei manchen Verhaltensstörungen wie z.B.Eß- und Schlafstörungen oder Rauchen. Zur kausalen Behandlung über Altersregression, um die Ursache von Symptomen zu finden und zu verändern. Zur Zukunftsprogression, um andere Möglichkeiten eines Lebens ohne Symptome zu erkunden. Zur Erleichterung und Effektivierung anderer Therapien wie z.B.Verhaltenstherapien.
Wie wirkt Hypnose?
Bei der Einleitung einer Trance wird die Aufmerksamkeit weg von äußeren Reizen hin auf ein inneres Erleben gelenkt. Hierbei kommt es in der Regel zunächst zu einer körperlichen Entspannung. Hypnose ist dabei kein schematisches "Entspannungsprogramm", sondern hat für jeden Menschen eine individuelle Wirkungsweise. Der so entstandene Entspannungszustand ist mit einer Beruhigung der inneren Rhythmen (z.B. Atmung und Pulsschlag) verbunden, die es jedem Menschen auf seine eigene Art ermöglichen, den Blick auf sein inneres Erleben zu richten. Geht es im Wesentlichen darum, eine normalerweise eher unangenehme Untersuchung oder Behandlung angenehmer zu machen (z.B. beim Zahnarzt oder Internisten), so wird das innere Ziel dieser Aufmerksamkeit ein positives und angenehmes sein, das im allgemeinen im voraus vom Patienten selbst bestimmt wird (z.B. eine schöne Urlaubserfahrung oder eine sportliche Tätigkeit). Je wirklicher ein Patient dann dieses innere Erleben erfährt, desto mehr rückt die äußere Wirklichkeit in den Hintergrund. Hypnose hilft hier also dabei die Fähigkeit zu entwickeln, sich in eigener Verantwortung bei unterschiedlichen ärztlichen Maßnahmen entspannt und zufrieden wahrzunehmen. Wirkungen im psychotherapeutischen Rahmen Zur Wirkung im psychotherapeutischen Rahmen kann man sich am besten vorstellen, daß man zur Symptomkontrolle mit Hilfe von Hypnose eine Art "alternativer Wirklichkeit" schafft und in dieser die Veränderung oder völlige Aufhebung von Symptomen so lange und intensiv erlebt, bis diese hypnotisch imaginierte Wirklichkeit Teil des normalen Lebens wird. Zur kausalen Behandlung mittels Altersregression ist das Wiedererleben einer problematischen Vergangenheit - so als würde es jetzt passieren - von Bedeutung, denn nur so können vergessene oder verdrängte Teile wieder erinnert werden, und nur so können sie dann aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, mit einer anderen Bedeutung versehen oder mit einem anderen, heute angemessenen Gefühl empfunden werden. Diese und ähnliche Prozesse der seelischen, geistigen und emotionalen Verarbeitung, die gestört waren, können in hypnotischer Trance leichter und schneller wieder korrigiert werden.
Wissenswertes zur Show-Hypnose
Hypnose zu medizinischen Zwecken wird leider immer noch oft mit der in den Medien sehr präsenten Bühnen- oder Show-Hypnose verwechselt. Beides hat jedoch nicht das geringste miteinander zu tun. Moderne klinische Hypnose ist ein Mittel ganzheitlich orientierter (zahn-) ärztlicher und psychotherapeutischer Behandlung mit dem Ziel, Menschen zu selbstbestimmter geistiger und körperlicher Gesundheit zu verhelfen. Sie setzt bei allen Behandlern, die sie anwenden eine umfangreiche Ausbildung und die Verpflichtung zu verantwortlichem Einsatz von Hypnose ausschließlich zu Heilungszwecken voraus. Demgegenüber bedient sich die Show-Hypnose einfachster Tricks zur Erzielung oberflächlicher Effekte, ohne Rücksicht zu nehmen auf Würde und Individualität des einzelnen Menschen. Sie ist aus diesem Grund in vielen Ländern bereits gesetzlich verboten!
Die Deutsche Gesellschaft für Hypnose wurde 1982 von Diplompsychologen und Ärzten mit dem Ziel gegründet, das Interesse an der experimentellen und klinischen Hypnose in Deutschland zu fördern und durch Abgrenzung zur Laien- und Showhypnose- und ähnlichen Anwendungsformen - die Hypnose als Instrument der Forschung und der Therapie respektabel zu machen.
Die 1978 gegründete Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose ist gemessen an ihren Aktivitäten, die bedeutenste Gesellschaft im deutsch-
sprachigen Raum. Sie bietet eine Vielzahl
von Fortbildungsgängen in ihren bundesweit 16 Regionalstellen an und unterstützt auch die Forschung auf dem Gebiet der Hypnose.Die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose e.V. wurde im November 1994 als gemeinnütziger Verein gegründet. Der Verein hat zum Ziel, die zahnärztliche Hypnose in Praxis, Theorie, Forschung und Weiterbildung zu fördern und über moderne zahnärztliche Hypnose zu informieren. Bis heute hat die DGZH e.V. über 800 Mitglieder. Die Österreichische Gesellschaft für Wissenschaftliche Hypnose bezweckt die wissenschaftliche Erforschung hypnotischer Phänomene, sowohl im Hinblick auf die zentralnervösen Vorgänge wie auch in bezug auf deren Auswirkungen auf den gesamten Organismus. In diesem Zusammenhang sollen auch die therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten der Hypnose wissenschaftlich erforscht, gefördert und gelehrt werden.
Nichts ist so,wie es scheint