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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

246 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Psyche, System ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

18.01.2017 um 15:09
Denke in erster Linie ist es nicht die Gesellschaft die uns krank macht, sondern die Gesellschaft erkrankt aufgrund der Lebenswandels, Alltags und der Nutzung von Technologie, die uns wahrscheinlich doch irgendwann noch überrennen wird und zum Transhumanismus führen wird...

Alltag ist heute Stress, Lärm und Umweltbelastung und wir leben schließlich innerhalb dieser ganzen Faktoren die Einfluss auf körperliches und seelisches Befinden haben...es ist der Alltag der dazu beiträgt, dass Gesellschaft antisozialer wird und das wiederum macht das einzelne Individuum krank!


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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

18.01.2017 um 15:43
Zitat von DieSacheDieSache schrieb:Alltag ist heute Stress, Lärm und Umweltbelastung und wir leben schließlich innerhalb dieser ganzen Faktoren die Einfluss auf körperliches und seelisches Befinden haben...es ist der Alltag der dazu beiträgt, dass Gesellschaft antisozialer wird und das wiederum macht das einzelne Individuum krank!
Ich behaupte mal, der Alltag vor bspw. 100-150 Jahren war um ein vielfaches mehr an Stress, Lärm und Umweltbelastung geprägt als heute. Man denke nur an die Industralisierung, damals kannte man den Begriff "Umweltschutz" nicht. Dampfloks und Industrien konnten ungefiltert ihren Ruß aus Kohleverbrennung in direkt angrenzende Wohnerhäuser blasen und es herrschten sehr strenge Hirachiestufen am Arbeitsplatz sowie in der Gesellschaft, im Vergleich zu heute, Arbeitssicherheit war damals auch kein Thema.

Was psychische Probleme betrifft, sind diese in der heutigen Zeit ein Gesprächsthema welches in der Gesellschaft offener angesprochen werden kann, ohne dass der Betroffene sofort zu befürchten hat seinen Job und gesellschaftlichen Status zu verlieren. Im Gegenteil, viele Unternehmen unterstützen "Anti-Burnout-Programme" als Vorsorgemaßname. Damals gab es Begriffe wie Burnout ganz einfach nicht, man war vielleicht überarbeitet und hatte Stress, aber damit ist man nicht zum Arzt gerannt, entweder man hat es ertragen oder ist daran zerbrochen.
Einerseits finde ich es ja gut, dass wir über psychische Probleme relativ offen sprechen können, andererseits wird stellenweise zu leichtfertig damit umgegangen bzw. es wird zu voreilig diagnostiziert oder es wird gar von labilen Leute ausgenutzt die ganz einfach keine Lust auf ein bisschen Stress haben, womit ich mich folgendem anschließen möchte:
Zitat von DoorsDoors schrieb:Gibt es heute tatsächlich mehr psychisch Kranke als in früheren Zeiten? Oder gilt auch hier die Faustregel: Wer gesund ist, ist nur nicht gründlich untersucht?

Macht das Leben in der BRD tatsächlich mehr Hirnschwurbel als das beispielsweise in Nordkorea, Syrien oder Somalia?



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18.01.2017 um 15:58
Zitat von GranaPadanoGranaPadano schrieb:Persönliche Freiheit macht meiner Ansicht nach vielen "Hirnschwurbel" (schönes Wort!), ist nicht nur Segen, sondern Fluch. Nicht jeder kann so viel Freiheit nutzen, benutzen und ertragen.
Das Problem ist ja eher, dass es sich um eine trügerische verdinglichte Freiheit handelt. Um mal passend zur Diskussion mit Postcrysis aus Adornos 'Beitrag zur Ideologienlehre' zu zitieren:
"Unwahr werden eigentliche Ideologien erst durch ihr Verhältnis zu der bestehenden Wirklichkeit. Sie können 'an sich' wahr sein, so wie die Ideen Freiheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit es sind, aber sie gebärden sich, als wären sie bereits realisiert."
Zitat von postcrysispostcrysis schrieb:Das Klassengefüge fällt - nur meine Sicht - stabil und totalitär aus, weil es dem Proletariat nicht auffällt (unter- bis unbewusstes Trieb- und Bedarfsmuster). Wenn das Klassenbewusstsein verloren geht, wird das Subjekt die Bedingungen, in die es hineingeworfen wird, nicht anrühren, nicht hinterfragen, sondern als gegeben hinnehmen und sich ihnen (von oben unterstützt mittels emotional positiv besetzter Konditionierung) unterwerfen, daher sogar verheiligen. Der Traum von Glanz, Gloria und "Elitärheit" wird beständig wach gehalten, sei es in Form von Positivismus, Konsumismus, Belohnung, Kampf oder materiell-ideellen Trends. Also nichts anderes als von unten her gesteuert, triebgesteuert, stammhirnbasiert, Erziehung zur Selbstsucht, Lähmung des Frontalhirns. Ungerechtigkeiten werden damit nicht nur irrelevant, sondern als notwendig definiert. Es wird eigentlich immer absurder, je mehr man sich reindenkt.
Das Problem mit dem 'Klassenbewusstsein' ist eben die, dass die Ambivalenz/Dialektik darin nicht erkannt wird und das ganze durch die falsche Vorstellung von einem wahren und unwahren Bewusstsein herrührt. Klassenbewusstsein ist imgrunde ebenfalls notwendig falsches Bewusstsein, da es demselben identifizierenden Denken entspringt. Stattdessen wäre es wichtig (wie im Absatz über diesem), die wahren und falschen Momente zu erkennen. Als Gegenkonzept taugt Klassenbewusstsein jedenfalls nicht.
Zitat von postcrysispostcrysis schrieb: Die Fokussiertheit auf staatliche Zwänge ist zu vereinfachend, stattdessen müssen Zwang, Macht und Freiheit umfängreicher behandelt werden, aber gleichzeitig auf einer Ebene, die nicht nur den kognitiv und empathisch Begabteren zugänglich ist.
Nur liegt hier genau das Dilemma. Ich sehe da momentan leider auch keine Lösung, die nicht Gefahr läuft, in das Gegenteil des Beabsichtigten umzuschlagen.
Zitat von postcrysispostcrysis schrieb:Trotzdem ist die Triebtheorie insgesamt unzureichend, denn es gibt bereits erweiterte Erklärungsmodelle, die auf psychoanalytischer Ebene komplexer ausfallen und daher realitätsgetreuer sein müssen. Die Triebtheorie selbst ist ein Produkt des Positivismus. Adorno und Fromm konnten das Paradigma des determinierten, in sich versteinerten Bioautomaten Mensch nicht vollends abschütteln. Es fehlt der Fokus auf das im Menschen angelegte, revolutionäre Element (es besteht genau wie seine Kehrseite aus qualitativen und annähernd quantitativ messbaren Eigenschaften).
Ja da gebe ich dir recht. Gerade Adornos Fixierung auf Triebtheorie ist imgrunde ein Bruch mit seiner ansonsten negativ gewonnen Anthropologie. Da dieser aber auch zur Überzeichnung (ähnlich der Satire) neigte, kann es unter anderem auch als Stilmittel verstanden werden.


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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

18.01.2017 um 16:09
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Das Problem ist ja eher, dass es sich um eine trügerische verdinglichte Freiheit handelt. Um mal passend zur Diskussion mit Postcrysis aus Adornos 'Beitrag zur Ideologienlehre' zu zitieren:
"Unwahr werden eigentliche Ideologien erst durch ihr Verhältnis zu der bestehenden Wirklichkeit. Sie können 'an sich' wahr sein, so wie die Ideen Freiheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit es sind, aber sie gebärden sich, als wären sie bereits realisiert."
Klar ist es diskutabel, inwieweit Freiheit realisiert ist oder nur idealisiertes Konstrukt in unseren Köpfen besteht. Allerdings glaube ich, dass das (weitgehende) Fehlen von existentiellen Ängsten ein Indikator dafür ist, dass wir vielleicht zum ersten mal in der Geschichte der Menschheit eine relative persönliche Freiheit haben, zumindest in diesem Land, in unserer Gesellschaftsform.

Das ist meine ganz persönliche kleine Theorie: Wir als Menschheit, nicht als Einzelner, können nur schlecht ohne Angst um Leib und Leben. All das, was wir in früheren Zeiten fürchteten, bahnt sich seinen Weg in die verschiedensten Phobien, die ja dann durchaus als existentiell bedrohlich wahrgenommen werden.

Es wird wohl kaum valide Zahlen geben, über die Anzahl der Menschen und die Art ihrer psychischen Erkrankungen in Ländern wie Nordkorea, Syrien, Somalia usw..., wenn man mal posttraumatsche Syndrome außen vor lässt.


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18.01.2017 um 16:36
Zitat von GranaPadanoGranaPadano schrieb:Das ist meine ganz persönliche kleine Theorie: Wir als Menschheit, nicht als Einzelner, können nur schlecht ohne Angst um Leib und Leben. All das, was wir in früheren Zeiten fürchteten, bahnt sich seinen Weg in die verschiedensten Phobien, die ja dann durchaus als existentiell bedrohlich wahrgenommen werden.
Auf Angststörungen bezogen, wäre das zumindest eine These. Allerdings fehlt an dieser Stelle auch noch die Erklärung wieso sich welche Phobien bei bestimmten Personen entwicklen und bei anderen nicht. Außerdem müsste man traumatisch bedingte Phobien von anderen trennen und auch kulturvergleichende Studien anstellen. In Bezug auf psychische Störungen generell, ergibt sich einfach schon ein Definitionsproblem. Wer sich mit der entsprechenden Literatur auseinandersetzt, wird feststellen, dass es bis heute keine überhistorisch gültige Erklärung gibt, was darunter eigentlich zu verstehen sei. Psychische Störungen werden direkt oder indirekt immer aus einer Funktionalität oder Dysfunktionalität im spezifischen gesellschafltichen Kontext her beschrieben.


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18.01.2017 um 17:04
@kleinundgrün

Von daher schrieb ich das:

"Ich weiß nicht, ob das immer schon so war, nur jetzt durch die vermeintliche Anonymität an die Oberfläche tritt, oder sich dort nur nicht so kluge Menschen treffen. Auf jeden Fall war es für mich in den Anfangszeiten des Internets erschreckend zu lesen, was in den Köpfen meiner Mitmenschen vor sich geht. Gruselig."

:-)


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18.01.2017 um 17:08
Zitat von oBARBIEoCUEooBARBIEoCUEo schrieb:Von daher schrieb ich das:
aber es ist nicht nur die Anonymität. Oder dass es eher ein Treffpunkt der Idioten ist.
Die Idioten stechen nur mehr hervor.


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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

18.01.2017 um 17:33
@kleinundgrün

Die 'Idioten' stechen nicht nur hervor, es schreiben fast (fast, heißt, es gibt ab und an auch mal andere) nur welche. Ich beobachte mittlerweile seit Jahren das Netz neutral. Meine Frage ist nur, ist das Internet auf die freie Wildbahn vor der Haustüre übertragbar, oder nicht. Heißt: Beschäftigen sich überwiegend nur diese Leute im Netz, oder kann man das auf das Außen übertragen und die Menschen an sich, trauen sich nur, aufgrund der gefühlten Anonymität, in den Netzwerken so 'offen' zu sein. Die Feldforschung in ganz Deutschland, außerhalb des Internets, habe ich noch nicht betrieben, dazu habe ich keine Zeit. :-)


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18.01.2017 um 18:27
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Allerdings fehlt an dieser Stelle auch noch die Erklärung wieso sich welche Phobien bei bestimmten Personen entwicklen und bei anderen nicht.
Ich glaube, diese Erklärung kann kaum allgemeingültig dazu geliefert werden, hier bricht es sich wieder herunter auf das Individuum.
Stichwort Resilienz - den Begriff kann man durchaus breit fassen. Und selbstverständlich muss man differenzieren und die posttraumatischen Störungen außen vor lassen.
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Psychische Störungen werden direkt oder indirekt immer aus einer Funktionalität oder Dysfunktionalität im spezifischen gesellschafltichen Kontext her beschrieben.
Das sehe ich kritisch. Ist nicht eher auch der persönliche Leidensdruck mit ausschlaggebend? Will sagen, dass die Funktionalität im gesellschaftlichen Kontext ja gegeben sein kann und trotzdem eine Störung vorliegt.


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18.01.2017 um 19:03
Zitat von GranaPadanoGranaPadano schrieb:Das sehe ich kritisch. Ist nicht eher auch der persönliche Leidensdruck mit ausschlaggebend? Will sagen, dass die Funktionalität im gesellschaftlichen Kontext ja gegeben sein kann und trotzdem eine Störung vorliegt.
Nur um Missverständnisse vorzubeugen: Ich wollte damit den Ist und und nicht den Soll Zustand beschreiben.


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18.01.2017 um 19:08
@Rattensohn

ist es nicht völlig egal wie man was nennt, es geht ja nicht darum dass man ständig irgendwelche Erkrankungen erfindet, nur damit damit Geld zu machen ist, sondern wir leiden wirklich an Überforderung und diese sucht sich ihr Ventil!

Unser Körper ist heute überall irgendwelchen Reizen ausgesetzt und der Alltag verhindert oft, dass man frühzeitig und gewissenhaft genug darauf achtet, was einem sein Körper mitteilt.

Es sind wirkliche Probleme von echten Menschen, nur werden eben nur die Lösungen bevorzugt bei der Industrie und Wirtschaft, mit denen man nachhaltig Geld machen kann.

Würde sich bei Arbeitgebern mal etwas ändern und sie würden wieder darauf achten wie und unter welchen Verhältnissen ihre Arbeiter ihren Wohlstand nähren...hm, ich denke wir leiden zivilisatorisch schon!


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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

18.01.2017 um 19:14
Zudem denke ich schon in vorfreudscher Zeit gab es all die Symptome die man heute findet, nur waren Generationen vor uns nicht so informiert, dazu lebten die Leute auch kürzer!

Auch die Forschung hat sich über die Jahrhunderte weiter entwickelt und weiß heute darum wie empfindlich das Öko-System Mensch ist!


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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

18.01.2017 um 20:17
Sehr interessante Diskussion. Bereits beim Lesen des Titels drängte sich mir sofort folgende Frage auf:

Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche
oder lassen wir durch die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche zerstören?

Es wurden ja bereits einige richtig gute Beispiele von Umständen genannt, die sich zweifellos auf unsere Psyche auswirken könnten - in individuell verschiedener Weise und verschiedenem Ausmaß.

Was ist aber mit unserer eigenen Verantwortung? Machen wir es uns nicht oftmals zu einfach die Hauptschuld bei Anderen bzw. den äußeren Umständen zu suchen?
Meiner Meinung nach liegt es größtenteils (wenn auch nicht gänzlich) in der Macht jedes Einzelnen in welchem Ausmaß er äußere Umstände auf seine Psyche wirken lässt. Es ist doch eigentlich niemand dazu gezwungen tagtäglich auf dem neuesten Stand der Social-Media-Neuigkeiten zu sein, stündlich ein Smartphone zu benutzen (oder überhaupt eines zu besitzen), jeden Trend hinterherzujagen...

Vielleicht legen wir viel zu viel Wert auf das, was wir glauben zu brauchen und wissen stattdessen das, was wir wirklich brauchen nicht genug wertzuschätzen.


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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

19.01.2017 um 09:06
Zitat von oBARBIEoCUEooBARBIEoCUEo schrieb:Ich beobachte mittlerweile seit Jahren das Netz neutral.
Das funktioniert nicht. Das ist wie wenn Du ein neues Auto hast - plötzlich siehst Du das Modell überall.
Man kann nicht neutral beobachten, es sei denn man erstellt eine Statistik, in der man alle Fälle nieder schreibt und auswertet. Das Bauchgefühl führt uns an der Stelle in die Irre.
Zitat von oBARBIEoCUEooBARBIEoCUEo schrieb:Meine Frage ist nur, ist das Internet auf die freie Wildbahn vor der Haustüre übertragbar, oder nicht.
Anonymität - bzw. fehlende Konsequenzen für asoziales Verhalten - spielen sicher eine Rolle. Aber wie gesagt, Deine Ausgangsüberlegung ist nicht fundiert, insofern solltest Du darauf keine These auf bauen.


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19.01.2017 um 15:17
@DieSache
Zitat von DieSacheDieSache schrieb:ist es nicht völlig egal wie man was nennt, es geht ja nicht darum dass man ständig irgendwelche Erkrankungen erfindet, nur damit damit Geld zu machen ist, sondern wir leiden wirklich an Überforderung und diese sucht sich ihr Ventil!

Unser Körper ist heute überall irgendwelchen Reizen ausgesetzt und der Alltag verhindert oft, dass man frühzeitig und gewissenhaft genug darauf achtet, was einem sein Körper mitteilt.
Das ist aber nicht erst in der heutigen Gesellschaft so, ganz im Gegenteil, Generationen vor uns mussten völlig selbstverständlich und ungefragt für die Obrigkeit in den Krieg ziehen oder für Hungerlöhne arbeiten, auch am Wochenende. Insbesondere die ständige Angst vor Hunger oder Angst um Leib und Leben ist eine ständige und sehr schwere Belastung die in unserer Gesellschaft im Normalfall niemand richtig kennt, nur die Alten. Damals konnte man sich nicht wegen Burnout krankschreiben lassen und wochenlang Zuhause bleiben, man musste durchziehen um nicht unterzugehen.
Zitat von DieSacheDieSache schrieb:Es sind wirkliche Probleme von echten Menschen, nur werden eben nur die Lösungen bevorzugt bei der Industrie und Wirtschaft, mit denen man nachhaltig Geld machen kann.

Würde sich bei Arbeitgebern mal etwas ändern und sie würden wieder darauf achten wie und unter welchen Verhältnissen ihre Arbeiter ihren Wohlstand nähren...hm, ich denke wir leiden zivilisatorisch schon!
Das ist für die heutige Zeit totaler Quatsch, denn zahlreiche zeitgemäße Unternehmen haben längst erkannt, dass Vorsorge gegen Stress sprich "Burnout" Fehltagen aufgrund von psychischen Problem vorbeugen kann und Mitarbeiter somit leistungsfähiger sind. Auch bei uns im Unternehmen gibt es Programme und kostenlose Beratung wenn man stressbedingte Probleme hat.
Dies gab es aber zur Zeit der Industrialisierung oder in der Nachkriegszeit nicht. Psychische Probleme waren damals eher ein Tabuthema, nicht umsonst schimpfen einige der "Alten" über Burnout ganz nach dem Motto: "Das gab es damals bei uns nicht!" und nehmen Leute die sich über psychische Belastung beklagen überhaupt nicht ernst.


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19.01.2017 um 15:38
@Rattensohn

dann muss ich sagen hast du mit deinem Arbeitgeber recht, aber was denkst du wieviele Arbeitnehmer huete ebenfalls noch immer ausgenutzt werden, bei mancher Firma gibts weder Betriebsrat noch Gewerkschaft...aber wir wandern ab!

Ich denke vieles was wir heute als "Diagnose" kennen, gibt es schon wesendlich länger, hat sich mit der Industriealisierung entwickelt. Umweltfaktoren können krank machen das ist, war und bleibt so!

Die Frage ist, wie geht man Probleme an, die durch den modernen Alltag entstanden sind (nettes aktuelles Beispiel: Beispiel SMS Daumen ;) ), ich denke mit vielen Zipperlein wird von Seiten der Pharma-Industrie ganz schön Schotter generiert...


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19.01.2017 um 16:14
@DieSache
Betriebsrat und Gewerkschaften gab es früher noch viel weniger bis gar nicht. Heute ist ein Betriebsrat ab einer gewissen Größe sogar gesetzlich vorgeschrieben. Also kann man schon grob und ganz allgemein sagen, Arbeitnehmern geht es heute besser als früher.

Ich denke es steckt schon immer im Menschen, heute wird es nur klar diagnostiziert, da stimme ich dir zu. Aber Stress und Überlastung wird es sicherlich auch im Mittelalter und davor gegeben haben. Man denke nur an Bauern die so gut wie sämtliche Ernteerträge an die Obrigkeit abdrücken mussten und selber Hunger litten, hinzu kam die ständige Angst vor Plünderungen und Krieg anderer Fürsten, Könige etc. Was ich damit sagen will, unsere aktuelle Gesellschaft mag zwar stressig und hektisch wirken, aber frühere Zeiten hatten auch ihre Schwierigkeiten und Stressfaktoren in welcher Form auch immer, der Unterschied meiner Meinung nach: Heute wird darüber geredet, man kennt die Probleme und es gibt Hilfe, früher war dies nicht der Fall.

Sicherlich wird damit Geld gemacht, aber das darf man den Pharmaunternehmen nicht vorwerfen, schließlich existieren Unternehmen in erster Linie um Geld zu verdienen und Entwicklungen/Forschung muss auch finanziert werden. Eher muss man den Ärzten, die stellenweise viel zu Leichtfertig Diagnosen erstellen und Medikamente verschreiben, in die Verantwortung nehmen. Denn nicht jeder der mal einen oder mehrere Monat Stress hat und überarbeitet ist, hat sofort einen Burnout, schließlich ist es auch eine Frage der persönlichen Belastbarkeit und Lebenseinstellung, wie man mit schweren Zeiten umgeht oder generell wie man diese empfindet.


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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

19.01.2017 um 16:56
zum Eröffnungspost:

ich denke, dass viele der psychischen Störungen, die derzeit von den Ärzten behandelt werden, ihre Ursache in der allgemeinen Umgebung haben die uns umgibt. ganz allgemein würde ich allerdings nicht sagen, dass die Umwelt die Psyche 'zerstört'.
vielleicht würde ich eher sagen, dass die Psyche auf einem Prüfstand steht und besonders labile oder feinfühlige Personen sehr stark darauf reagieren. anderswo habe ich das schon mal verglichen mit den sogenannten 'Zeigerpflanzen' die man in der Biologie kennt.

Wikipedia: Zeigerpflanze

Gefühlskälte untereinander und sich entgegenstehende Ziele und Absichten der Bürger führt zu 'Persönlichkeitsstörungen'

viele der Schwachen und stark emotionalen reagierenden Personen bleiben dann im Wettbewerbsdruck auf der Strecke..

btw: gibt es eigentlich Studien, ob Menschen wie z.b. Christen, die von klein auf regelmäßig zu gemeinschaftlichen Treffen gehen, weniger anfällig sind für Persönlichkeitsstörungen die dann diagnostiziert werden müssen?


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Zerstört die moderne Gesellschaftsform unsere Psyche?

19.01.2017 um 17:09
Hmm, ob sie die Psyche wortwörtlich zerstört weiß ich nicht, aber sie scheint die Störungen, Krankheiten etc. zumindest stark zu begüngstigen durch Leistungsdruck usw. da möge man sich mal die USA angucken die ja angeblich so vorbildhaft sind, dabei haben sie eine sehr hohe Mordrate, man liest fast jeden Tag von Serienmördern dort, usw.


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19.01.2017 um 21:37
Die Disskussion hier ist interessanterweise sogar ein super Beispiel für die verdinglichte Psyche der Menschen in dieser Gesellschaftsform. Es wird sofort mit (mit welcher Absicht auch immer) vergangenen Gesellschaftskonstellationen argumentiert und mit diesen verglichen. Daraus resultiert dann auch schnell der Trugschluss, dass das Heute besser oder schlechter im Vergleich mit XY sei. Die unterschiedlichen Qualitäten können gar nicht mehr gedanklich und argumentativ erfasst werden, da man aussschließlich quantitativ argumentiert. Mehr oder weniger Arbeit, mehr oder weniger Essen, mehr oder weniger Armut. Die Form dieser Diskussionsführung sagt lustigerweise mehr über das Thema aus als der intendierte Inhalt.


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