sacredheart schrieb:Ich finde schon die Idee 'eines Seelenverwandten' irgendwie unschön, den man angeblich finden muss. Die lebt dann in Djakarta und ich lerne sie nie kennen, oder was?
Ich habe mich immer dem Zufall überlassen und bin damit eigentlich meistens gut gefahren. Okay, manchmal auch nicht - Risiko!
"Seelenverwandtschaft" halte ich ohnehin für unsinnig, allein schon aus dem Grunde, weil ich bis zum Beweis des Gegenteils nicht an die Existenz einer Seele glaube.
Und eine Sexualbeziehung mit einer "Verwandten" klingt mir dann doch zu inzestuös. Das überlasse ich dem Hochadel oder alpinen Talbewohnerinnen.
Ich schrieb es schon einmal in anderen Threads, aber weil alte Männer sich ständig wiederholen (sich ständig wiederholen, sich ständig...), hier noch einmal zusammengefasst, womit mich Frauen im Allgemeinen beeindrucken können und eine ganz spezielle Frau mich ganz speziell beeindruckt:
Ohne Differenzen in der Partnerschaft wäre das Leben ja ödest langweiligst (wie meine Tochter das superlativieren würde) - praktisch sein eigenes Spiegelbild zu lieben, also jemanden, der genau so ist wie ich, stelle ich mir nicht nur ziemlich narzistisch, sondern auch noch höchst uninteressant vor. Also, wenn meine Partnerin 100%ig wie ich wäre (nur ohne Bart), so fände ich das todlangweilig.
Nur, weil es in einer Partnerschaft unterschiedliche Meinungen gibt, muss dies ja nicht gleich die Beziehung killen.
Im Gegenteil - ich finde unterschiedliche Meinungen, Vorstellungen, Temperamente durchaus belebend.
Ich schätze ihre Spontanität, ihre Emotionalität, ihre Sorg- und Achtlosigkeit, die "Nimm das Leben nicht so schwer..."-Mentalität. Ja, durchaus auch eine gewisse "katholische Wurstigkeit" und "irische Schlampigkeit" - aber auch andererseits die Klarheit im Wissen, was man will und was nicht, sowie die spannende Mischung aus Flippigkeit (wenn's geht) und Disziplin (wenn's drauf ankommt).
Ich liebe ihren irisch-katholischen Schlendrian und ihre Schlampigkeit und Verschwendungssucht im privaten Bereich, ihre ausgefallenen Wünsche hinsichtlich Freizeitgestaltung und Sexualität.
Im Privatbereich lässt sie es so ruhig angehen wie im Job hektisch.
Schlampigkeit ist meiner Meinung nach eine Reaktion auf den Zwang, im Job ständig perfekt zu wirken. Und ausserdem stehe ich auf Schlampen, so lange sie geile Schlampen sind!
Ich bin eher der klassische wortkarge norddeutsche Schwerdenker, der preussisch-protestantische Pedant mit ausgeprägter Arbeitssucht, das ganze gewürzt mit einem Hauch von Pessimissmus.
Da lobe ich mir mein Schätzchen: Immer 110%, immer etwas zu laut, zu albern, zu sexy, zu gesprächig und für jeden Blödsinn gut, as long as it is shocking!
Stellt Euch eine Mischung aus Bette Midler (in jünger und schlanker), Fran Drescher (in rotblond), Ina Müller (ohne Gesang) und Amy Winehouse (ohne Tattoos, aber lebendig) vor. Dann habt Ihr eine grobe Vorstellung von meiner Eheliebsten. Niemand ausser mir wollte sie heiraten.
:DIch kann schlechter einparken und schiessen als sie, dafür aber schneller bügeln und meine Deutschkenntnisse waren mal besser. Meine Frau kann geschickter mit der Kettensäge und dem Gewehr umgehen, dafür kann ich geniessbarer kochen und preiswerter einkaufen.
Seit über einem Vierteljahrhundert ertrage ich St. Patrick's Day (Ein Mann sieht grün!) und sie "german gemutligkeit". Ich liebe ihre irisch-katholische Schlampigkeit und sie meine preussisch-protestantische Pedanterie.
Ihr Engagement in der SPD und meines in der Linken führt zu lebhaften Diskussionen.
Man muss sie einfach lieben. Sonst schlägt sie einem die Zähne aus. (guter, alter irischer Pub-Brauch).
Ich nerve meine Frau mit frühem Aufstehen,entsprechend früh, d.h. vor Mitternacht ist der Tag für mich gelaufen.
Ich nerve meine Frau mit meinen Perfektionsansprüchen an mich und an andere.
Ich nerve meine Frau damit, dass ich nicht lache.
Ich nerve meine Frau damit, dass ich angeblich das Leben nicht so unbeschwert geniessen kann.
Ich nerve meine Frau, weil ich keinen Alkohol konsumiere.
Meine Frau nervt mich im Gegenzug mit Schlampigkeit,Verschwendungssucht, Trödelei und ausgefallenen erotischen Ideen.
Beispiele gefällig?
Wenn sie von einer Geschäftsreise nach Hause kommt, zieht sich eine Spur von Schuhen und Bekleidungsstücken von der Haustür bis zum Bad. Es sieht aus, als hätten Hänsel und Gretel eine Partie Strip-Poker gespielt - und ich liebe es, beim Wäsche waschen klebrige Slipeinlagen aus ihrer Unterwäsche zu fummeln.
Es gibt Menschen, die sind bereit, ihr Seelenheil und viel Geld für Schnick-Schnack aus dem Fenster zu werfen. In der Garage ruhte bis vor einiger Zeit ein rund 40 Jahre altes Jaguar E Cabrio, und wenn ich dessen Unterhalts- und Reparaturkosten auf die Laufleistung umrechne, komme ich auf Betriebskosten pro Stunde wie für einen Tornado.
Aber gnä' Frau hängen daran. Ihr Kindheitstraum und mein Trauma. Wie oft habe ich diese Krücke irgendwo abgeschleppt. Ersatzteile dafür werden vermutlich von Bill Gates persönlich in Platin handgefertigt. Glücklicherweise haben wir die Karre zwischenzeitlich an einen reichen Trottel verhökert.
Vor einigen Jahren erstand meine Liebste in London eine Sonnenbrille für rd. 500 Euro und liess sie nach einer Stunde in einem Strassencafe liegen. Da geht Madame dann nicht zurück ins Cafe, sondern schnurstracks zurück zum Brillenladen und kauft eine neue. Während ich dann Schaum vorm Mund produziere. Ihr Kommentar: Komm, immerhin habe ich zwei Leuten eine Freude gemacht: Dem Finder, der eine Brille "for free" hat, und dem Ladenbesitzer, der doppelt verdient. Juchhu, Deppinnen sorgen für den Aufschwung im UK!
So pünktlich meine Frau in ihrem Geschäftsleben ist, zuverlässig wie eine Schweizer Uhr - im Privatbereich wird das kompensiert. "Als Gott die Zeit machte, hat er genug davon gemacht", offenbar in Irland ein stehender Begriff. Wer uns zur Sylvesterfeier einlädt, der kann gegen Ostern mit unserem Eintreffen rechnen. Solange dauert es, bis sich die Liebste zurecht gemacht hat, und wenn dann noch das Telefon klingelt, oder ihr etwas wichtiges einfällt... Hätte das Auto keine Standheizung, wären die wartenden Kinder im Winter schon längst erfroren.
Über den letzten Punkt nur soviel: Es gibt Frauen, die kompensieren Stress durch Schokolade - andere durch ausgefallene Anwandlungen. Ich danke ihrem katholischen Internat dafür.
:DTrotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb sind wir seit nunmehr über 25 Jahren ein ziemlich glückliches und, wie ich finde, auch ganz "normales" Ehepaar.
Differenzen beleben den Alltag - und zwischen kreativer Streitkultur und hirnlosem Zank liegen Welten!
Wenn zwei Alphatiere aneinander geraten, dann wird es machmal anstrengend - aber nie langweilig. Irischer Dickschädel vs. Hamburger Sturkopp. Sieg oder Tod! Oder, wenn's denn gar nicht anders geht, notfalls Kompromiss. Möge es noch lange so weitergehen!