Kindererziehung: Ohrfeige noch gerechtfertigt?
02.10.2009 um 21:38
Bei diesem Thema war ich auch sehr lange davon überzeugt, daß man an seine Kinder unter keinen Umständen auch nur in irgendeiner Form Hand anlegen sollte.
Ich habe mich früher öfter mit einigen Freundinnen über dieses Thema unterhalten, während sie kein Problem in einem leichten Klaps (ein KLAPS, kein Schlag, wohlgemerkt!) hatten und selbigen auch das eine oder andere Mal am eigenen Körper erlebt hatten, stand ich dieser Methode hochgradig ablehnend gegenüber und habe auch niemals eine solche Erfahrung machen müssen. - Gut, ich war aber auch so ein braves Kind :D
Mit der Zeit hat sich meine Einstellung allerdings verändert, mich beschäftigte dieses Thema immer wieder, obwohl ich keine Kinder habe und auch sonst keinen direkten, persönlichen Grund, mich intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen, jedoch ließ mir hierbei irgendetwas nie so richtig meine Ruhe.
Nach reiflichem Überlegen bin ich zu der Meinung gekommen, daß ich einen leichten Schlag in bestimmten Fällen für angebracht und nicht übertrieben halte.
Wohlgemerkt erst als letztes Mittel und nur in einer äußerst brenzligen Situation, keineswegs als alltägliches "Ritual" oder gar mit vollem Kraftaufwand eines Erwachsenen, das betone ich ausdrücklich.
Ich möchte eine weitere Komponente mit einbringen.
Man sollte sich die Fragen stellen, worum es bei so einem Klaps wirklich geht, und was er genau in dem Kind bewirken soll. Anwenden würde ich ihn in brenzligen Situationen in denen mein Kind massiv über die Stränge schlägt, wie z.B. jemandem Schaden zufügt oder etwas sehr Gefährliches tut, wobei es hierbei geht ist die direkte, sekundenschnelle Wirkung dieses Klapses auf das Kind, denn die so erfolgte blitzschnelle Reaktion des Elternteiles dringt direkt und ohne Umwege zur Seele des Kindes vor, kommt also dort an, wo der eigentliche, tatsächliche auszubildende Mensch sitzt und eben dieser ist in solchen Situationen durch behutsames Reden nur äußerst schwerlich zu erreichen, weil in einer längeren Rede die sofortige Konsequenz nicht annähernd so gut weil schnell wirkt.
Es geht also in erster Linie nicht darum, das Kind in irgendeiner Form zu demütigen oder ihm wehzutun, sondern um den Moment des Schreckens der das Kind auf einer tieferen und nachhaltigeren Ebene erreicht: wir kennen dies doch sicherlich selber aus eigenen Erfahrungen, wie heilsam so ein Aufschrecken aus einer bis dahin gar nicht als solche wahrgenommenen Missetat ist, es ist wie das sprichwörtliche Aufwachen aus einer geistigen Umnachtung. Da ein Kind sein eigenes Handeln noch nicht in der Art überschauen kann, wie dies einem Erwachsenen möglich ist, bedarf es in solchen "Notfällen" eines Aufweckmomentes der dazu dient, daß das Kind zum einen erkennt, daß es gerade etwas sehr Falsches getan hat und zum anderen dient dieser Moment als meistens sehr wirksame Vorbeugung gegen ähnliches Verhalten in der Zukunft.
Wenn es sich nicht um total verzogene Kinder handelt, wirkt diese Methode.
Befragt man die Kinder hinterher so werden sie sagen, daß sie den Schmerz gar nicht primär wahrgenommen haben, stattdessen den heilsamen Schreck.
Solch ein Handeln setzt aber äußerst reflektierte und verantwortungsvolle Eltern voraus, die sich dieses etwaigen Einsatzes voll bewußt sind und nicht etwa aus Lust und Laune oder einem Überlegenheitsgefühl heraus schlagen.
Nochmals: ich rede hier mitnichten von "Prügeleltern". Diese sind zutiefst zu verurteilen und ihr oftmaliges und brutales Schlagen ihrer Kinder hat nichts mit einem "erzieherischen Klaps" zu tun!
Dieser Klaps dient also dazu, das Kind vor größeren Schäden zu bewahren indem es sie im Keim erstickt. Um dies gänzlich nachvollziehen und in aller Tiefe verstehen zu können ist es selbstverständlich vonnöten, das Wesen >Mensch< nicht nur als eine rein körperliche Entität zu begreifen sondern zu wissen, daß der Körper lediglich Mittel der Seele und des Geistes ist.
Um eventuellen ganz Schlauen vorwegzugreifen: natürlich bedeutet das in keinster Weise, sich kasteien zu sollen, da auch der Körper ein uns gegebenes wertvolles und schützenswertes Gut ist, zumal Übertreibung in jeder Hinsicht immer schädlich ist.
Es wird immer von einer von Liebe geprägten Erziehung gesprochen und ich stimme bedingungslos zu, daß nichts wichtiger und essentieller ist als die Liebe;
jedoch versteht ein Großteil der Menschen unter "Liebe" ausschließlich ein uneingeschränktes Ja-Sagen, ständiges Nachgeben oder eine regelrecht süßliche Weichlichkeit. Das ist keine Liebe, wahre Liebe bedingt immer auch die Strenge und tut nur das, was dem Nächsten tatsächlich und nicht nur oberflächlich nützt!
Ein Elternteil welches sein Kind wirklich liebt, wird unter so einem Klaps mehr leiden
als das Kind selber.
Kinder brauchen Grenzen, und wenn sich bei diesem Satz schon so manchem Freund der antiauthoritäten Erziehung die Haare aufstellen mögen, so sei diesem empfohlen, nicht vorschnell zu urteilen sondern tiefer in die eigentliche Bedeutung von Grenzen einzudringen. Eine Grenze bedeutet für ein Kind in erster Linie nicht Freiheitseinschränkung, sondern, ganz im Gegenteil eine Sicherheit, weil durch die Grenzen ein natürlicher Schutzraum gezogen wird innerhalb dessen man sich gesichert bewegen kann. Eine Grenze zu haben und zu akzeptieren ist nur natürlich und die Eltern, die ihrem Kind alles ohne Einwand durchgehen lassen sollten sich fragen, inwieweit sie ihrem Kind damit wirklich etwas Gutes tun.
Ein leichter Klaps sollte, ich hoffe das ist klargeworden, nie das Mittel erster oder zweiter Wahl sondern eine Notmaßnahme sein, und es liegt in den Händen der Eltern, ihre Kinder so verantwortungsvoll und konsequent-liebevoll zu erziehen, daß sie gar nicht die Hand gegen ihren Nachwuchs erheben müssen.