Kältezeit schrieb am 03.02.2019:Das ist halt die Frage, denn der TE spricht von Transsexualität als drittes Geschlecht. Und wie ich schon sagte, habe ich hier Probleme mit dieser Bezeichnung, da eine Geschlechtszuordnung bei jenen ja doch stattfindet.
Nicht in jedem Fall. Ich würde daher zwischen der Trans- und Intersexualität in bestimmten Fragen differenzieren. Im Grunde hat auch da zwar jeder seine/ihre Tendenzen zu den binären Polaritäten, jedoch gibt es tatsächlich auch jene, die sich keinem Geschlecht so richtig zuordnen können (physisch wie auch mental). Manche Menschen vereinen Aspekte beider Geschlechter. Jene Menschen sollte man auch nicht gegen ihren Willen in eine Geschlechterrolle zwingen, die nicht mit ihnen in Einklang ist.
Kältezeit schrieb am 03.02.2019:Übrigens sind Transmenschen auch dahingehend interessant, als dass man anhand ihnen belegen kann, dass es irgendwie, irgendwo doch eine Empfindung bezüglich der eigenen Zuordnung zu einem Geschlecht gibt. Transsexuelle empfinden sich ja schon sehr früh nicht ihrem biologischen Geschlecht zugehörig, und das spricht dafür, dass die Zuordnung zu einem Geschlecht nicht anerlernt oder anerzogen sein kann.
Teils, teils, ja bei der Transsexualität gibt es noch die neurologische Ebene, die manche momentan auch immer genauer im Bereich der Neurowissenschaft erforschen. Im Grunde gibt es daher auch einen fließenden Übergang von der Transsexualität zur Intersexualität, da eben in beiden Fällen auch physische und eben auch biologische Komponenten vorhanden sind. Im Falle der Transsexualität ging man lange von rein psychologischen Eigenschaften aus, hatte aber noch keine Kenntnisse im Bereich der Neurowissenschaft diesbezüglich. Daher ist es bei den meisten Transpersonen auch sehr früh eine über das rein mentale hinausgehende Eigenschaft. Wo sich bei der Intersexualität auch äußerliche Überschneidungen der Geschlechter ergeben, ergibt sich das bei der Transsexualität mehr in der inneren, neurophysiologischen Ebene.
Kältezeit schrieb am 03.02.2019:Es scheint also eine ureigene Empfindung zu geben. "Ich bin Mann" oder "ich bin Frau". Und die damit einhergehende Abgrenzung zum anderen Geschlecht.
In den meisten/überwiegenden Fällen ja, hier und da gibt es aber auch jene, die sich da weder mental, noch physisch eindeutig festlegen können/wollen. Es gibt das auf der physischen und mentalen Ebene, so auch zum Teil auf der sozialen und kulturellen Ebene. Ich z.B. in Agender und bin zwar männlichen Geschlechts, habe jedoch auch feminine Eigenschaften (bin daher recht androgyn), so hab ich aber auch Eigenschaften, die unabhängig geschlechtlicher Fragen betrachten lassen (das kann bei jedem Menschen vorhanden sein, bei Dingen, bei denen das Geschlecht keine Relevanz hat). Es gibt also eine kleine Minderheit, die sich da nicht so ganz klar vom jeweils anderen Geschlecht abgrenzen kann/will.
Ich selbst akzeptiere daher auch nonbinäre Menschen, so aber auch gleichsam jene, die da eher binär ausgerichtet sind. Die meisten Menschen sind klar bei den binären Polaritäten des Geschlechts, aber einige, wenige sind auch in einem nonbinären Spektrum "dazwischen". Ob man das nun "Drittes Geschlecht" nennen muss, oder spezielle Geschlechterbezeichnungen dafür haben muss, ist eine andere Frage (für mich sind da Label nicht so wichtig, auch wenn sie hier und da eine gewisse Orientierung geben können, wie auch zur Selbstbeschreibung nützlich sein können).
Da bin ich recht ähnlich wie dieses androgyne Model Stav Strashko:
"I identify as a female, I would rather live with no labels – but we live in a society where people just want you to label yourself. I identify more as a girl than a guy definitely, but haven’t had any surgeries done. I don’t want them and I don’t feel this is what’s going to make me a woman. As a role model, I’m not powerful enough yet, but I promise I will be. I want to use the platform that I have, to help other kids feel good about themselves."Ich würde daher einfach binäre und nonbinäre Geschlechterprinzipien nebeneinander akzeptieren, mit fließenden Übergängen die hier und da bei einigen gegeben sein können, von einer einfachen Androgynität, über Transgender, bis hin zur Intersexualität, die zwar eine Minderheit im Verhältnis zu "Cisgendern" bilden (also jenen, die mental, wie auch physisch mit ihrem Geschlecht in Einklang sind), aber man muss das eine ja nicht gegen das andere setzen. Daher finde ich es schade das da überhaupt ein "Konflikt" besteht. Es kann sich doch auch einfach gegenseitig ergänzen.