@alle:
Da muss ich jetzt auch meinen Senf dazugeben.
Erstmal drücke ich allen Prüflingen die Daumen.
Zum Abitur:
Wer irgendwie die Möglichkeit hat, sollte auf dem ersten Bildungsweg das Abitur machen. Man weiss nicht, wofür man´s mal braucht und so leicht, wie auf diesem Wege bekommt Ihr´s nicht mehr. In meinem Jahrgang ( Abi ´84, NRW ) haben viele im Anschluss an die Schule eine Berufsausbildung gemacht und sich dann ans Studium gegeben. Ich auch. Hätte mir jemand direkt nach dem Abi gesagt, dass ich mal studiere, hätte ich mir an den Kopf gefasst. Als ich während der Berufsausbildung feststellte, dass mich das total unterfordert, obwohl es ein interessanter Beruf war ( und ist ), der meinen Neigungen entsprach, war ich froh, den Hochschulzugang in der Tasche zu haben.
Ich habe allerhöchsten Respekt vor jedem, der neben dem Beruf her sein Abi nachholt. Das ist hartes Brot und diejenigen, die auf die Weise zum Hochschulzugang gekommen waren, waren so hart und so motiviert, dass man von ihnen meist nur die Rücklichter sah.
Für mein Abitur habe ich denkbar wenig getan. LKe Englisch und Biologie, GKe Geschichte und Deutsch. Das lag mir. Ein gutes Gedächtnis, eine gewisse Kaltschnäuzigkeit und etwas Glück haben gereicht, um zu bestehen. 2,8, nicht berühmt, aber durchgekommen und Studium war zu dem Zeitpunkt eh´ kein Thema für mich, wie schon gesagt.
Meine bessere Hälfte ( das verdammt Beste, was ich aus der Schule mitgenommen habe! ) behauptet immernoch, dass das einzige Mal, dass sie mich während der Zeit nervös gesehen hat, ein paar Minuten während der Ergebnisbekanntgabe waren, als verschiedene Leute mit hängenden Köpfen aus dem Direktorenzimmer kamen, die ich leistungsmässig und anhand ihres ( für mich ) irren Lernpensums, für "sichere Kandidaten" gehalten hatte.
Zum Studium:
Es kommt sehr darauf an, ob man einen "weichen" Studiengang wählt oder einen, in dem ernsthafte Wissenschaft gefragt ist, ob man sich irgendwie mit vielen schönen Worten durchschwätzen kann, oder ob harte Fakten und messbare Ergebnisse zählen.
Prüfungen gewinnen ein ganz anderes Gewicht, wenn auf einmal das Damoklesschwert der nicht beliebig often Wiederholbarkeit über Einem hängt. Da steht auf einmal die Arbeit von Semestern auf dem Spiel oder gar das erfolgreiche Ende des Studiums selbst. Wer da noch behaupten will, das Abitur wäre schwerer, der hat sowas wahrscheinlich nie erlebt. Acht, zehn, zwölf Stunden sind in Prüfungszeiten kein Thema.
Eine, wenn nicht die grosse Schwierigkeit im Studium besteht in der ( Selbst- ) Motivation:
-Manches, was man lernt, erscheint Einem so weit ab von dem, was man eigentlich machen will, dass man es garnicht einsehen mag, das zu lernen. Erst später wird einem mitunter klar, dass man das doch braucht, mitunter nur alle paar Monate mal, aber dann geht´s meist echt um "Alles oder Nichts", und man ist erstaunt, was der "alte Denkbrei" unter Druck und Hitze noch so herauskramt.
-Die Organisation und Planung über einen längeren Zeitraum hinweg durchzuhalten, da Einem kein Mensch hilft, seine Scheine hintereinanderzukriegen, erfordert Durchhaltevermögen.
Wenn ich mir ansehe, was heute an den Schulen läuft, bin ich froh, das alles hinter mir zu haben. Dass heute schon Fünft-, Sechst- und Siebtklässlern ( von den oberen Jahrgängen mal nicht zu reden ), mit Unterricht bis 16:00 Uhr und länger die Kindheit geraubt wird, dass die Kids mit Hausaufgaben auf Tagesarbeitszeiten kommen, die teilweise über denen von Erwachsenen liegen, ist krank und traurig.
Universitätsluft schnuppere ich regelmässig auf Fortbildungen gerne wieder, ich bin mir aber schon im Klaren darüber, dass das mit der Zeit ( und dem Druck ) des Studiums nicht vergleichbar ist. Nochmal ins Examen? Lieber nicht.
MfG
Dew