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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

297 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: ADHS ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

11.11.2017 um 02:53
Seit ich Ritalin nehme geht es mir endlich mal gut. Dass es eine Erfinfung sei ist ehrlich gesagt eine Frechheit. Solche aussage können nur Menschen aussprechen die nicht betroffen sind.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

11.11.2017 um 03:06
Meine 15 Jahre alte Pflegeschwester hat auch ADHS und zu behaupten diese Krankheit sei eine Erfindung ist eine Frechheit.

Klar gibt es zusätzliche Faktoren die bei manchen Kindern die Ausprägung des ADHS beeinflussen aber auch nicht bei allen Betroffenen.
Bei meiner Pflegeschwester ist es ganz klar der Zucker. Sobald sie Süßigkeiten und Softdrinks konsumiert verschlimmert sich ihr ADHS. Ohne Zucker kommt sie mit ihrem Ritalin gut über den Tag, mit Zucker ist sie kaum zu bändigen und einfachste Aufgaben sind für sie nicht mehr zu bewältigen, was sie frustriert und zu noch mehr Aktionismus führt.

Wenn ich meine Eltern so reden höre von der Schule von früher, dann gab es ADHS schon immer. Früher sind sie aber durchs System gerutscht. Meine Eltern sind in den 60ern in einer Dorfschule mit einer Klasse und 60 Schülern beschult worden. Sitzenbleiben gab es nicht und nach 8 Jahren wurde man entlassen, egal was man konnte. Das war aber nicht so schlimm denn in der Landwirtschaft gab es damals für alle Arbeit auch für die die sich nicht gut konzentrieren konnten.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

11.11.2017 um 18:21
@Cyenita
Wenn ich meine Eltern so reden höre von der Schule von früher, dann gab es ADHS schon immer.
Richtig. Bester Beleg: Der Zappelphilip im Struwelpeter, der, mal ganz nebenbei, jede Menge neurologischer, sozialer und psychischer Störungen behandelt. Alles schon "früher" da gewesen, nur nicht erkannt und nicht behandelbar.
Früher sind sie aber durchs System gerutscht.
Also, nicht wirklich. Ist zwar auch eine Frage, wann genau nun Dein "früher" ansetzt, aber auch hier ist Der Zappelphilip ein historisches Exempel, wie man "früher" mit neurologischen Stlörungen umging: man gab dem Betroffenem die Schuld. Und half ihm nicht nur Null, sondern packte obendrein noch Schuldkomplexe und Ängste drauf.
Sitzenbleiben gab es nicht
Das ist nicht ganz richtig. Es gab sehr wohl ein Sitzenbleiben (auch ich ging in den 60er in eine Dorfschule). Es fiel nur unter Umständen nicht auf, wenn diese Dorfschule ein- oder höchstens zweiklassig war.
Das war aber nicht so schlimm denn in der Landwirtschaft gab es damals für alle Arbeit auch für die die sich nicht gut konzentrieren konnten.
Das ist allerdings Ansichtssache. Wer weiß denn, ob so jemand wirklich gerne in der Landwirtschaft gewesen wäre? Vielleicht hatte der ganz andere Wünsche, die er nur nicht realisieren konnte?
Selbst, wenn er diesen Job meistern konnte, hat man ihn dennoch in alelr Regel für "doof" gehalten. So ein Fremd- oder womöglich Selbstbild ist aber wirklich nicht angenehm.

Es kommt natürlich auch immer auf die Intensivität dieser Störung an. Und darauf, wie intelligent der Rest des Gehirnes ist. Manche Betroffenen zappeln halt ein wenig, lassen sich ablenken, aber können sich dennoch auch konzentrieren (mir geht es so - mit etwas Mühe oder Leuten, die mich stupsen, schaffe ich es auch, bei einer Sache zu bleiben. Geht besser, je ruhiger die Umgebung ist).

Manchmal wächst sich ADHS auch aus. Oder kann, wie Du schon sagst, nahrungsmäßig beeinflusst werden.
Leider kann es auch dazu kommen, dass es unbehandelt, im Alter wieder schlimmer wird. Das Messie-Syndrom soll eine unmittelbare Folge sein. Was verständlich wird, denn Messies entwickeln ja jede Menge Sammelwut, weil sie sich eben ganz schnell ablenken lassen und sofort etwas Neues machen müssen, aber schnell das Interesse/die Konzentration verlieren. Was einem Aufräumen doch sehr im Wege steht. Dieses Verhalten, alles anzufangen und nichts zu Ende zu bringen, nennt man hierzulande auch "fünfzehn Baustellen gleichzeitig eröffnen".
Keine Bange, ich hab erst zwölf ... ;)

Frage mich oft, ob nicht der Shoppingwahn manche Menschen auch leichtes ADHS wäre. Hundert Paar Schuhe und nur drei werden getragen.

Letzten Endes wird man von ADHS und diesen vielen Ablenkungen echt behindert, alles auf die Reihe zu kriegen. Das ist aber alles andere als lustig oder gar ein Zeichen irgendeiner besonderen Auserwähltheit.

Und das bitte, sind nur milde Auswirkungen. Es geht viel schlimmer. Messie sein zB ist eigentlich schlimm, und nie etwas schaffen, oder wie es mal ein Betroffener nannte, "dieses Gewitter im Kopf", eine Katastrophe.


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12.11.2017 um 16:07
Mein Sohn hat ADHS mit verschiedenen Nebenerkrankungen.

Viele Leute wissen gar nicht, was das ist.

Mein Sohn hat über einen gewissen Zeitraum Medikinet bekommen, veränderte sich aber stark, wurde richtig bösartig. Ob man nun seinem Kind ein solches Medikament geben möchte, kommt auf die Situation und Lage an. In seinem Fall braucht er Medikamte, um sich besser auf die Schule konzentrieren zu können. Ohne das, würde gar nichts gehen.

Allerdings bekommt er jetzt das Strattera, was IHM hilft. Wohlgemerkt: IHM hilft, nicht uns. Wir nehmen ihn so, wie er ist.

ADHS hat nichts mit dem persönlichen Umfeld zu tun. Die Ursache kennt man nicht genau, nur dass es ein gewisser Prozess im Gehirn ist, der ans Laufen kommt.

Das gab es schon früher. Diese Kinder versuchte man drastisch zu erziehen. Sie galten als schwer erziehbar. Diese herrische Erziehung bewirkt natürlich genau das Gegenteil. Grenzen ja, Gewalt und Druck Nein!

Es gab Erziehungsanstalten und später Euthanasie-Einrichtungen. Ich möchte nicht wissen, wie viele in einer Irrenklinik landeten. In dieser wurden häufig Eingriffe am Gehirn getätigt.


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12.11.2017 um 18:47
Bisher fahren wir mit Ritalin LA 20mg sehr gut und mein Kind bekommt endlich was mit in der Schule. Durch seine auditive Verarbeitungsstörungen und dem ADS wurde es unerträglich.
Ich war letztens bei einem Schulgespräch und habe allerlei Gemecker erwartet und habe nur gutes über ihn zu hören bekommen.
Bin so erleichtert dass endlich dieser Frust aufhört und ernin der Klasse aufblüht.
@Magdalena74
Ich glaube da muss man etwas suchen bis man das richtige gefunden hat. :)


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

18.12.2021 um 08:35
ADHS

Schwermetalle, schlechte Eltern, Impfschaden, Ernährung, Heutige Lebensweise, Gibt es garnicht, (weil ich es ja nicht habe) Pharmalobby ...

Alles, Alles wird geglaubt.
Aber nicht der Wissenschaft, dass es Neurobiologische Ursachen hat.
Eine Entwicklungsstörung des Gehirns.

Vielleicht haben ja die Struwelpeter vor 200 Jahren auch Quecksiber gelutscht und zu viel TV geglotzt.
Denn damals gab es das auch schon.
Dies Jungs waren eben nur unerzogen!

Alles, Alles, dürfen ADHSler erleiden.
Aber Medizin nehmen ist Pöse!
Pöse! Pöse! Pöse!

Dann lassen wir sie lieber stark Rauchen, Alkoholabhängig werden und im Leben scheitern!
AMEN !

Wenn ich mich konzentrieren kann, kannst du das gefälligst auch.
Und hör' auf zu heulen!


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

18.12.2021 um 12:37
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Aber nicht der Wissenschaft, dass es Neurobiologische Ursachen hat.
Diese Abneigung gegen die Erkenntnis, dass das Gehirn einfach ein Organ ist, das halt auch krank sein kann, rührt meistens Erachtens nach daher, dass man in früheren, gar nicht mal so lange zurück liegenden Zeiten, aufgrund der Unkenntnis der Sachlage einfach für verrückt galt und sozial in irgendeiner Form geächtet oder verhöhnt wurde, wenn es Problem mit dem Gehirn gab.

Auch heute noch akzeptieren etliche Menschen es nur ungern bis gar nicht, dass eine Störung eben nur in ihrem Kopf stattfindet, und das ohne, das es dafür einen externen Täter gebe, dem man eine "Schuld" zuschieben könnte.

Im Endergebnis wird Betroffenen dann auch leider nicht geholfen, da ja viele Eltern von Kindern mit dieser Störung meinen, die Medizin wolle sie vergiften und ihr Kind wäre ja in seinem wirren Zustand so "glücklich".
Wie eine Mutter (Netfund) mal meinte, sei ihr Kind doch so glücklich, wen es den ganzen Tag klang tanzen möchte." Das Kind aber fand das gar nicht so lustig, wie es nach außen wirkte, denn es selbst vernahm nur Blitze in seinem Kopf, die letztendlich zu den Zuckungen führte, die die Mutter in ihrer Rosa-Philosophie für Tanzen hielt.
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Dies Jungs waren eben nur unerzogen!
Nicht unbedingt, obwohl es das ist, was uns der Struwelpeter einreden möchte. Das Gegenteil der Ros-Eltern sind nicht nur die medizinisch Gebildeten , sondern auch jene Ahnungslose, die dann jedesmal von schlechter Erziehung ausgehen. Auch das ist nicht immer zutreffend.

Heute erkennt man darin super neuronale Erkrankungen. Der Suppenkasper ist ein Klassiker in Sachen Magersucht (die übrigens Jungs auch treffen kann), und damals bereits war das ende vorprogrammiert, wenn nicht geholfen werden kann: ein frühzeitiger Tod. Nur wie heute manche den Eltern die Schuld geben, gab man damals ausschließlich den Kindern die Schuld - Hilfe bekam und bekommt so kein Jugendlicher, die ganz und gar nicht selbst an ihrer Erkrankung schuld sind.

Ja, das Mädchen mit den Streichhölzern ist schon eher ein Fall für Nicht-auf-die-Eltern -hören-wollen, aber bereits der Hans-Guck-in-die-Luft ein klarer Fall von Konzentrationsstörungen. So etwas macht man nicht, weil man schlecht erzogen wäre.

Das Struwelpeter-Syndrom selbst ist tatsächlich ein seltener Gendefekt:
https://www.focus.de/gesundheit/videos/haare-lassen-sich-nicht-kaemmen-maedchen-leidet-an-struwwelpeter-syndrom-ihr-umgang-damit-ist-eine-inspiration-fuer-alle_id_7443237.html
Wenn auch hier das Problem nicht im Unwillen des Kindes liegt.

Im Übrigen ist das eigentlich ein ganz schlimmes Buch, denn es ruft zur Verhöhnung und Ausgrenzung von Menschen auf, die einfach etwas anders wären oder/und eben nicht der Kultur und Sozialisation des Kinder so gar nicht kennenden Autors und der spöttelnden Leserschaft angehören.

Statt Kindern und Jugendlichen zu helfen, sich in ihrer Haut wohl zu fühlen, werden sie ausgelacht und nieder gemacht.

Der einzige Geschichte, die positiv zu sehen ist, ist, die gegen Rassismus auftritt, wobei auch hier nur versucht wird, das Problem als alleinige Schuld der Kinder zusehen. Heutzutage ist es klar, dass Kinder nur durch das Vorbild der erwachsenen zu Rassisten werden, und nicht aus eigenen Stücken.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

18.12.2021 um 15:06
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Statt Kindern und Jugendlichen zu helfen, sich in ihrer Haut wohl zu fühlen, werden sie ausgelacht und nieder gemacht
Tja, diese Menschen haben eben Pech gehabt.
Anstatt ihnen zu helfen, das es ja Mittel gibt.
Nur dass es auch Missbraucht werden kann, Sinnvoll eingesetzt, aber viel Leid mildern kann, wird von Kinderkoks gesprochen.

Richtig informiert, würde ein Umdenken stattfinden anstatt Vorurteile nachzuplappern.

Und die Behandlung mit Ritalin ist auch nicht einfach und muss sehr gut Dosiert werden um die gestörte Hirnfunktion auszugleichen.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

18.12.2021 um 16:00
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Anstatt ihnen zu helfen, das es ja Mittel gibt.
Ja, lieber Schwurbler. Diese Mittel sind nämlich genau das, das der eigene Körper nicht von alleine im richtigen Ausmaß herstellt. deshalb sind diese Menschen ja krank. Und ob du es glaubst oder nicht, und nein, sie fühlen sich nicht wohl dabei.

Es ist nicht lustig, sich nichts merken oder auf nichts konzentrieren können, weil jeder Gedanke, den man fasst, sofort vom nächsten unterbrochen wird, der auch nicht zu Ende gedacht werden kann.

Es ist nicht lustig, bei jeder Ablenkung, und sei es nur das Ticken einer Uhr oder die Bewegung des Sitznachbarn, sofort hingucken und hinhören zu müssen und dabei das zu vergessen, das man gerade tat. Für die Betroffenen fühlt sich ADHS nämlich wie ein Zwang an, nicht wie eine freiwillige Entscheidung nur Lustiges zu tun.

Es ist nicht lustig, unter Zwängen zu leiden, denn auch die legt man sich nicht freiwillig zu.

Es ist nicht lustig, unter Angstzuständen zu leiden, denn diese verhindern, dass man mit seinen Mitmenschen frei und locker umgehen könnte. Es ist nicht lustig, sein Leben lang nur zu Hause zu hocken, weil man sich nicht raus traut. Oder weil man immer eine Vertrauensperson braucht, die für einen spricht, weil man selbst vor lauter unbegründeter, irrationaler, neuronal fehl geleiteter Angst den Mund nicht aufkriegt.
Die richtigen Medikamente können dieses Gefühl mildern, sodass sich Kinder dann sehr wohl trauen, mit andern Menschen zu kommunizieren. In dieser Angst reduzierten oder sogar freien Atmosphäre können sie dann auch lernen, dass es nicht schlimm ist, aus sich heraus zu gehen. Alleine dieser Effekt, diese Möglichkeit, die Erfahrung machen zu können, was man sich alles zutrauen kann, kann das ganze weitere Leben positiv beeinflussen. Ohne Behandlung findet das aber nicht statt, und solche Menschen brauchen ein Leben lang Betreuung.
Rechtzeitig eine Zeitlang richtig behandelt, sind viele Betroffene dann für den Rest ihres Lebens, wen auch nicht gänzlich Angst/Beschwere frei, immerhin in der Lage, weil sie es ja als Kind dank Behandlung angstfrei lernen konnten, sich auf ihre sozialen Fähigkeiten zu verlasen und schon deshalb weniger fürchten zu müssen.

Oder meinst Du, solche Behandlungen werden einfach nur so, zur Gaudi, aus Zeitvertreib heraus, weil die Medizin nichts anderes zu tun hätte, entwickelt? Aber ausgerechnet Schwurbler ohne Kenntnisse über diese Erkrankungen wissen es besser als jene, die sich wirklich damit befassen. Und das nicht au Basis von "ahnungslos, aber laut", sondern eben von tatsächlicher Forschung und Behandlung.
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Richtig informiert, würde ein Umdenken stattfinden anstatt Vorurteile nachzuplappern.
Gut so, erkannt hast Du Dein Problem ja schon. Jetzt musst Du nur noch Deinen eigenen Ratschlag befolgen.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

18.12.2021 um 16:28
Zitat von CyenitaCyenita schrieb am 11.11.2017:Meine 15 Jahre alte Pflegeschwester hat auch ADHS und zu behaupten diese Krankheit sei eine Erfindung ist eine Frechheit.
Absolut!
Ich habe mir, ehrlich gesagt, nur einige Posts auf der ersten Seite angesehen und die waren zu 100.00% Bullshit!
Spätestens bei der Aussage: "Da gabs eine Southpark Folge..." habe ich fast k*tzen müssen, entschuldigt bitte.

Wer in diesem Bereich keine Ahnung hat, soll einfach den Mund halten.

AD(H)S ist eine Krankheit, die als solche eingestuft wird, wie auch Depressionen. Die sind ja auch nicht phantom.
Wer mir also sagt, AD(H)S sein eine Phantomkrankheit, der irrt nicht nur, sondern sollte ich vor solchen Äußerungen erst einmal einarbeiten.
Da ich 8 Seiten Posts übersprungen habe, weil es mir daher ehrlich gesagt zu blöde wurde, hier mal etwas über AD(H)S.
Übrigens:
Mein Wissen habe ich ich als indirekt betroffener und durch Besuche von Selbsthilfegruppen, Ärzten, Vorlesungen und Büchern. Fragt mich also nicht nach Links.
Ich bin insofern betroffen, da wir in der Familie einen Fall von ADHS haben.

Zuerst mal die Erklärung, was ADHS bedeutet: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
Das H ist nicht bei jedem betroffenen generell gegeben und muss diagnostiziert werden.

Die Krankheit wirkt sich dahingehend aus, dass durch Dopaminmangel gewisse, bei jedem betroffenen andere, Informationen nicht im Gehirn transportiert werden können. Dies geschieht dadurch, dass Fresszellen, die an sich überschüssiges Dopamin entsorgen sollen, bedingt durch einen genetischen Defekt, zu viel Dopamin fressen und so Informationen gar nicht ihr Ziel erreichen.

Etwas 30% der betroffenen sind Mädchen, der Rest Jungen. Die Krankheit wird ausschließlich durch Vererbung übertragen und kann einzelnen Generationen überspringen, sodass z.B. der Opa es hat, der Sohn dann nicht, aber dessen Sohn es dann wieder hat.
Meist macht sich die Krankheit ab ca. dem 3. Lebensjahr bemerkbar.

Betroffene reagieren sehr unterschiedlich darauf. Der eine sitzt still in der Ecke, scheinbar völlig abwesend, der andere ist der berühmte Zappelphilip. Dazwischen gibt es unendlich viele Facetten.
Generell ist ADHS unheilbar, da es sich um einen Defekt im Gehirn handelt, den man sogar per MRT sichtbar machen kann.

Medikamente, wie das weit verbreitete Ritalin, Concierta, oder ähnliche wirken der Krankheit entgegen, indem sie dem Köper Dopamin zuführen und das in einer Menge, die die Fresszellen nicht mehr bewältigen können. So können die betroffenen dann in dem meisten Fällen beinahe normal leben, sich konzentrieren, arbeiten, etc.

Ein Beispiel, was ADS (Ich lasse das H mal weg, da oben erklärt) bewirkt.
Angenommen ich telefoniere gerade, dann klingelt der Postbote und draußen fährt ein lautes Auto vorbei. So weit, so gut.
Ich werden den Gesprächspartner bitten, kurz zu warten, da es geklingelt hat. Dann öffne ich, nehme das Paket entgegen und beachte das Auto allenfalls kurz, ohne aber näher drauf eizugehen. Sollte ein weiteres Ereignis eintreffen, werde ich diesem eine gewisse Priorität geben und entsprechend handeln.

Gleiche Situation, aber aus Sicht eines ADSlers:
Ich lege den Hörer weg, weil mich das Auto mehr interessiert. Ich öffne die Tür und sehe den Postboten, werde es aber vielleicht für einen dummen Zufall halten, dass er gerade kommt, wo ich die Türe öffne, denn das Auto hat immer noch die höchste Priorität gerade ud die Kingel habe ich vergessen/überhört, wegen des Autos.
Ich nehme, eher nebenher das Paket entgegen und schaue dem Auto nach. Erst wenn dieses weg ist, gehe ich zurück ins Haus.
Das Telefonat habe ich inzwischen so weit verdrängt, dass ich mich darum gar nicht mehr kümmere.
Sollte noch ein Ereignis eintreten, wird dieses augenblicklich die höchste Priorität bekommen.

Ich weiß nicht, ob das verständlich ist, es ist ein sehr schweres Thema, das selbst in der Familie immer wieder unnötig auch zu Streitsituationen führte.

AD(HS)Sler leben permanent mit verdrehten Prioritäten, nehmen oft Dinge wahr, die ein normaler Mensch gar nicht erkennt und sorgen so dafür, dass sie sich selber im Weg stehen, weil sie von den kleinsten Veränderungen/Gegebenheiten abgelenkt werden

Eine Diagnose ist in jedem Fall aber eine langjährige Prozedur und das Leben damit sehr oft Folter. sowohl für den erkrankten, als auch für sein Umfeld. Es erfordert, wenn nötig, eine sehr gezielte Medikation, die während des Wachstums auch laufend angepasst werden muss. Eine Tablette und der Schmerz ist weg, so einfach ist es leider nicht.

AD(H)Sler brauchen feste Regeln, für alles und jedes. Sie reagieren, im Gegensatz zu gesunden Menschen, sehr viel stärker auf Belohnungen oder Bestrafungen. Daher sind solche Leute z.B. bei Computerspielen oft schneller und besser als gesunde, da sie sofort belohnt oder bestraft werden (Game over). Das ermöglicht das RL gar nicht, was zu einem Teufelskreis führen kann.

Mit dem Erwachsenwerden bestehen gute Chancen, dass die gesunde Gehirnhälfte die Funktionen der geschädigten z.T. übernimmt/ersetzt, sodass viele bestoffene ohne Medikamente fast normal leben können. Bei ca. 25% der betroffenen aber wird es sich nicht auswachsen, wie man sagt. Auf alle Fälle sind erkrankte keine schlechteren Menschen, manchmal sogar eher die besseren, wie ich finde und ich habe durch unseren Fall schon viele kennen gelernt.

Aber gut, ich möchte keine Enzyklopädie dazu schreiben. Es ging mir nur so´n bisschen auf die Nerven, dass hier einige etwas schreiben, obwohl sie wahrscheinlich keine Ahnung vom Thema haben. Wer Fragen hat, kann sie mir gerne stellen, aber ich sage gleich, ich bin weder Arzt, noch geschult, aber ich habe über viele Jahre hinweg täglich meine Erfahrungen gesammelt und mich, soweit ich konnte, auch fachlich ein gutes Stück eingearbeitet.

Mit ist nur eines sehr wichtig, daher nochmals:
AD(H)S ist eine anerkannte Krankheit und gehört nicht in die Kategorie der Simulation, der Phahantomkrankheiten oder in die der Phantasie. Hier würde ich mir allgemein eine höhere Akzeptanz wünschen.

Gucky.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

18.12.2021 um 19:20
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Hier würde ich mir allgemein eine höhere Akzeptanz wünschen.
Hier geht es vorrangig erstmal nur darum, zu Widersprechen und seine Meinung, nicht sein Wissen kund zu tun, nach meiner Wahrnehmung.
Kein: "Ist ja interessant, kannst du mir mehr darüber schreiben?, Dann bin ich besser Informiert und ich kann was dazu sagen..."
Erstellt jemand einen Thread, kommen erst mal 10 User, die grundsätzlich die gegenteilige Meinung haben, Inhalt ist da eher Zweitrangig.
Dann geht das EGO-Pingpong los, und es werden mit Links von Pro und Contra um sich geschlagen bis es dann irgendwann persönlich wird.
So meine Wahrnehmung.

Allmy ist auch kein Medizinforum und das Alter und Bildungsstand der User sehr Heterogen.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

18.12.2021 um 21:07
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:... kommen erst mal 10 User, die grundsätzlich die gegenteilige Meinung haben...
Genau das!
Und vor allem wissen die wenigsten davon, worüber hier wirklich gesprochen wird.

Ich z.B. habe keinen Bezug zu Despressionen. Ich habe Freunde, die daran leiden, ich habe es mir oft versucht erklären zu lassen aber ich kann es einfach nicht (be)greifen. Also halte ich mich aus entsprechenden Diskussionen raus, um einmal nicht versehentlich für Stress zu sorgen und andererseits, um ungewollt in ein Fettfass zu fallen.

Gucky.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

19.12.2021 um 02:26
@Gucky87
Die Defizite spielen sich im Kopf ab. Die Ursache ist für die anderen Menschen deshalb unsichtbar.
Jede(r) glaubt aber dass jeder andere Mensch innerlich genau so funktioniert wie man selbst und wenn man merkt dass das offenbar nicht der Fall ist regiert man mit Unverständnis. Weil einem selbst die Dinge doch so leicht fallen muss das ja wohl eine böse Absicht sein dass es hier anders läuft. Oder es ist vorgetäuscht. Zumindest kann man sich ja mal anstrengen...
Nein, ich habe kein ADHS. Gottlob. Dafür kann ich mir kein Gesicht merken (Prosopagnosie). Und nehme bestimmte Gegenstände in meiner Wohnung wie Zimmerpflanzen oder Bilder jahrelang nicht wahr. Was z.B. meine Frau dazu meint habe ich oben schon geschrieben. Totales Unverständnis.
Wenn man aber selbst nicht optimal tickt ist es viel leichter die mentalen Defizite anderer Menschen zu akzeptieren. Und derer sind viele. ADHS ist ja nur eines.


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19.12.2021 um 06:23
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Weil einem selbst die Dinge doch so leicht fallen muss das ja wohl eine böse Absicht sein dass es hier anders läuft.
Ist wie mit Schwimmen.

Was, du kannst nicht schwimmen?
Das geht doch Automatisch.
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Also halte ich mich aus entsprechenden Diskussionen raus, um einmal nicht versehentlich für Stress zu sorgen und andererseits, um ungewollt in ein Fettfass zu fallen.
Meinungsbildung wird aber von der Mehrheit gebildet.
Hätte Methylphenidat als Arznei keinen Bezug zu Uppern, wäre die ganze Diskussion entspannter.
Schlangengift ist auch erstmal Gift.
Schlau eingesetzt aber sehr hilfreich.
Wenn ein Molekül einer Substanz dem Gehirn auf die Sprünge hilft....

"Kinder unter Drogen setzen!"
Ja, mei, Dann soll die Mehrheit dafür sorgen, dass betroffene nicht unter dem Diktat und Religion der Leistungsgesellschaft leiden müssen, und schon früh aussortiert und ausgegrenzt werden.
Trotzdem leiden ADHSler an sich selbst.
An ihrer Sprunghaftigkeit, Desorganisation.
Scham.

Wären ADHSler doof, wären sie ja vielleicht in Sonderschulen und Behindertenwerkstätten zufrieden und Glücklich, aber sie haben ein gleich hohen IQ und im denken, Kreativität vielen ein Stück voraus.
Das nicht zu nutzen ist Resourcenverschwendung.

In die Welt eines Autisten oder Homosexuellen steigt auch kein Neurodiverser ein.
Ich kann mir als Mann auch z.B. nicht vorstellen, mit Männern zu schlafen.
Aber trotzdem toleriere ich sie.
Wer bin ich, ihnen ihre Welt abzusprechen, nur weil ein Papst Betonköpfisch anderer Meinung ist und Papa früher auch alle "Schwulis" verachtete?

Soweit zu Inklusion und Toleranz.

Wären einige Kommentare mehr auf Wissen als auf Meinung begründet, wären wir schon zufrieden.


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

19.12.2021 um 13:38
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Spätestens bei der Aussage: "Da gabs eine Southpark Folge..." habe ich fast k*tzen müssen, entschuldigt bitte.
Das Ding ist, die ist sogar sehr gut und nimmt eben die Unart, wegen jedem Kinkerlitzchen Ritalin verschreiben zu lassen, auf's Korn.
An keiner Stelle jedoch wird in Abrede gestellt, das ADHS existiert, im Gegenteil:
"Auf jedes Kind, das es wirklich hat, kommen hundert, die es nicht haben!" (Chef, bezogen auf die Medikament-Verschreibung)


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ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

20.12.2021 um 15:38
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Wären ADHSler doof,
Ganz im Gegenteil, einigen von ihnen attestiert man einen IQ von 190 und mehr. Die sind alles andere als doof.
Zitat von sidnewsidnew schrieb:wegen jedem Kinkerlitzchen Ritalin verschreiben zu lassen
Genau das ist, was oft unterstellt wird.
Da ist von Drogen, etc. die Rede, obwohl bisher kein Medikament, das bei ADHS eingesetzt wird, nachweislich abhängig machen würde. Beim Fall in unserer Familie hat der betreffende Ritalin und zwischendurch Concierta bekommen. Letztes aber verursachte starke motorische Nebenwirkungen und er stieg wieder um. Mit Mitte 20 dann setzte er das Ritalin eigenmächtig nach mehr als 20 Jahren ab. Würde das Mittel abhängig machen, hätten sich wahrscheinlich Folgen gezeigt.
Bis heute aber lebt er sauber und mit der Krankheit kommen er und seine Arbeitskollegen gut klar. Er spricht offen darüber und sorgt so auch für mehr Verständnis und weniger Vorurteile.

Gucky.


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20.12.2021 um 18:11
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Da ist von Drogen, etc. die Rede
Von Amphetaminen, die Aufputschen werden Kinder "ruhiggespritzt".

Ahso.


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20.12.2021 um 22:43
@Hyperborea
Metylphenidat wird nicht gespritzt. Wenn man keine Ahnung hat- einfach mal den Mund halten!


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21.12.2021 um 15:48
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Von Amphetaminen, die Aufputschen werden Kinder "ruhiggespritzt".
Das zeigt doch eindeutig, dass Du, was das Thema AD(H)S angeht, keinerlei Ahnung hast, sorry.
Ich habe es weiter oben beschrieben, aber das hast Du offenbar nicht gelesen oder nicht verstanden und dann nciht nachgefragt.
So machen es eben viele...

Gucky.


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21.12.2021 um 20:56
Zitat von sidnewsidnew schrieb:Metylphenidat wird nicht gespritzt. Wenn man keine Ahnung hat- einfach mal den Mund halten!
Dann liess du mal meine Posts hier.


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