Becky schrieb am 15.12.2019: Ich kenne nur wenige behinderte Kinder, die eine angeborene Behinderung haben, vor der Geburt hat man es aber nur bei einem Kind feststellen können.
Die Natur sortiert auch selbst ziemlich gnadenlos aus. Nicht von ungefähr enden verhältnismäßig viele Schwangerschaften zu Beginn in Fehlgeburten. Und ... es wird schon sehr "diskret" gezielt abgetrieben. Du kannst z.B. Down Syndrom heute sehr gut und sehr früh erkennen und entsprechend gegensteuern. Wenn das Kind behindert ist, dann gilt ja auch die 12 Wochen Frist nicht. Ich habe im Krankenhaus mal jemanden kennenlernt, die unbedingt ein Kind wollte, nach zig Versuchen schwanger wurde und das Kind dann eine Missbildung hatte - man hätte operativ viel machen können, aber die Marge war groß: zu 30% hätte das Kind ein völlig normales Leben gehabt, zu 30% eine massive Einschränkung: Sie hat sich dann für eine Abtreibung entschieden, obwohl die Chance, ein "normales" Kind zu haben oder ein Kind mit leichten Einschränkungen, bei weitem überwog. Das ist eine große "Dunkelziffer", über die nicht gesprochen wird.
Eine Freundin von mir war mit einem Kind mit Trisomie 18 schwanger. Sie wusste, dass es nicht überlebensfähig war, wollte die Schwangerschaft aber zu Ende bringen und sich dann, am Ende, ordentlich verabschieden. Im Kreissaal stieß sie da auf ziemliches Unverständnis, die Hebamme war eher genervt, dass der Pfarrer für die Nottaufe kam, und zweifelte unter der Geburt mehrfach die Entscheidung meiner Freundin ziemlich offen an.
behind_eyes schrieb:Ich bin auch pro Choice, befinde mich aber in einem philosophischen Dilemma.
Ein beginnendes Leben betrifft eben nicht nur Frauen, es gehören immer zwei dazu.
Klar, die Frau trägt die Haupt"last" und es ist ihr Körper, deswegen pro Choice aber es ist eben nicht nur ihr Leben.
Ich finde die jetzige Regelung gut. Für mich selbst stand fest, dass ich niemals ein Kind hätte abtreiben können (ich wurde 1x ungewollt schwanger und bin heute riesig froh, dass ich, trotz widriger Umstände, das Kind behalten habe). Ich finde, durch die Beratung ist wenigstens einmal die Kindesperspektive gesichert. Jemanden zu zwingen, die Schwangerschaft durchzuziehen, ist natürlich auch nicht zielführend. Jemand aus meinem Bekanntenkreis, überzeugte Singlefrau, wurde nach einem Urlaubsflirt völlig ungeplant schwanger, für sie war klar, dass sie das Kind nicht bekommt. Sie war dann bei der Beratung und hat tatsächlich einen anderen Blick auf die Sachlage bekommen. Heute ist sie froh, dass es die Beratung damals gab - Kind ist nun 14.
Oft denkt man ja auch nicht rational und befindet sich in einer Echo Bubble, wo die Leute, mit denen man spricht, oft die gleiche Sichtweise haben wir man selbst.