FerneZukunft schrieb:Es gibt schon genug Männer, die sich trennen, wenn eine Frau ein gesundes Kind bekommt. So ein Mann ist absolut nichts wert und man soll froh sein, wenn er sich schleicht. Das selbe gilt für den Freundeskreis. Wenn Leute mit mir den Kontakt abbrechen, nur weil ich einen Pflegefall daheim habe, sind das keine Freunde! In diesen Fall würde ich mir sofort einen neuen Bekanntenkreis aufbauen. Entweder über eine Selbsthilfegruppe (da gibt es einige) oder eben mit Leuten, die auch zur Therapie müssen. Die haben dafür Verständnis.
Du machst es dir viel zu leicht. Hast du ein behindertes Kind? Ich ja. Und ich kann dir versichern, dass früher oder später auch die besten Freunde nicht mehr Fragen, ob man mit ins Kino will, weil die Antwort eh nein ist. Und warum? Weil man nicht einfach so weg kann, zudem kostet es Geld (Eintritt, Taxi, weil aufm Dorf um 20 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden, Babysitter), das ist nicht machbar, wenn man keinen Job hat. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich drum beneide, dass du arbeiten gehen kannst! Dass du dadurch eine gewisse Unabhängigkeit hast und dich nur vor deinem Arbeitgeber und dir selbst rechtfertigen musst für "Verfehlungen" oder Jobwechsel. Ich muss mich jeden Tag rechtfertigen, vor Mitmenschen, weil ich ja eh nur ne faule Schmarotzerin bin, zu dumm oder unfähig, Kind und Job unter einen Hut zu bringen und ja arbeiten könnte, wenn ich wollte. Vor Ämtern, wenn man dieses oder jenes beantragt. Blöde Fragen, warum das Kind nicht ganztägig in den Kindergarten geht, ist ja schließlich ab Sommer Schulkind (Nachteil einer nicht sichtbaren Behinderung: alles zigfach erklären, weils viele nicht kapieren (wollen) oder glauben, deswegen hab ich immer aktuelle Befunde dabei).
Aktuelles Beispiel, das meine Nerven arg strapaziert: Mitte Juni 2016 Antrag auf Kostenübernahme zur interdisziplinären Frühförderung gestellt, damit mein Kind einigermaßen auf die Schule vorbereitet werden kann. Der Antrag lag dann nach diversen Stationen (Kinderarzt, Frühförderstätte, Krankenkasse) seit Ende September beim zuständigen Amt. Wann habe ich die Zusage bekommen? Anfang dieser Woche. Therapiebeginn ist Ende März (!!) und endet am 31.07., dann ist es vorbei mit Frühförderung, denn die endet mit Beginn der Schulpflicht. Vier Monate Therapie also. Danach muss alles neben der Schule ambulant weiterlaufen. Und keiner fühlt sich zuständig.
Wegen zig solcher Sachen würde ich unter keinen Umständen ein zweites Kind wollen. Denn dann würde ich keinem Kind gerecht werden können. Für mich würde sich nichts ändern. Keine Zeit für sich bliebe keine Zeit für sich^^ auch wenn mir eine Ärztin schonmal mehr oder weniger direkt gesagt hat, dass ein Geschwisterchen meinem Kind guttun würde. Da fehlten mir tatsächlich die Worte, weil die Ärztin genau wusste, wie unsere Situation zu der Zeit war, ich nicht mehr als ein bis zwei Stunden pro Nacht schlafen konnte, mein Kind grundlos aggressiv und gewalttätig war usw.