@Kältezeit In gewissem Sinne mag die Diksussion, ob und was der Körper einem signalisiert und ob man dem nur nachgehen müsse, schon zum Abtreibungsthema, da oft auch unterstellt wird, dass Frauen, die abtreiben, egoistisch und gefühllos sind. Und wie könnte etwas, was so einen großen Einfluss auf den Körper hat und Nährstoffe "fordert", nicht selbst ein Recht auf Leben haben wollen und dürfen?
Darf man der Natur, die so mächtige Signale setzt, widersprechen und die reale Lebenssituation als ausschlaggebend für die Entscheidung für oder gegen den Embryo voranstellen?
Und nun zu dem Artikel zum Heißhunger:
Du kannst aber schon eine wissenschaftliche These von einem erwiesenen Zusammenhang unterscheiden?
Wenn Frauen Heißhunger auf Absurdes haben, liegt das womöglich eher an ihrem Hormonhaushalt als an tatsächlichem Bedarf an Erdbeertorte nachts um 24:00 Uhr und kaum, dass der treusorgende Erzeuger die Torte beschafft hatte, nach Gewürzgurken (ja, den Klassiker gab es auch in meinem Freundeskreis). Zum Glück gab es die Gurken wenigstens in der nächsten Tankstelle, sonst hätte es womöglich eine alleinerziehende Mutter mehr gegeben.
Folsäuremangel haben viele Schwangere, aber keine, die ich kannte, hatte Heißhunger auf irgend ein Nahrungsmittel, in dem viel Folsäure vorkommt: Weizenkeime, Leber, Linsen, Spinat, ... und selbst die, die viel Gemüse und Obst aßen, hatten zum Teil Folsäuremangel, aber doch eher Heißhunger auf Torte.
Dass Übelkeit oder Heißhunger mit dem Körpergewicht zusammenhingen, wie im Artikel geschrieben wird, kann ich aus der Beobachtung sehr vieler Schwangerer in Freundeskreis, Familie und Beruf nicht bestätigen. Übelkeit generell ist ja eher kontraproduktiv, wenn man davon ausgeht, dass der Embryo Nährstoffe braucht, trotzdem litten auch dünne Freundinnen und Bekannte darunter, bis dahin, dass alle zwei Tage Infusionen verabreicht werden mussten, weil die Schwangere nichtmal mehr trinken konnte.
Lustig auch, dass gleich auf der folgenden Seite des Schwangerschafts-Beraters steht, wie man Heißhunger mit den hässlichen Folgen für die Figur vermeiden kann, und dass der Heißhunger zu gesundheitsgefährdendem Übergewicht und Diabetes führen kann.
Sehe nur ich da einen Widerspruch zwischen "Höre auf Deinen Körper" und "Höre auf Deinen Arzt und den Spiegel"?
Kältezeit schrieb:Ich bin der Meinung, dass man diese Zusatzstoffe und Pillen und Tropfen nicht braucht, denn der Körper (und das ungeborene Kind) signalisieren einem, was sie benötigen. Dem muss man eben nur nachgehen.
Dann würde der Körper nicht Zucker verlangen, sondern die empfohlenen fünf gesunden Mahlzeiten und Obst als Snacks, nicht Schokolade. Dem Körper ist aber im Zweifelsfall übel, sodass schonmal die ersten beiden Mahlzeiten gar nicht möglich sind, egal wie gesund sie sein mögen.
Im Falle der Schwangeren, die sich die Seele aus dem Leib reihern und Schwangerschaftsdepressionen oder andere schwere Nebenwirkungen erleiden, die auch den Embryo gefährden, könnte das dann umgekehrt ja nur bedeuten, dass der Körper sich gegen die Schwangerschaft sträubt. Mit allen Konsequenzen für den Embryo.
Es wird aber nur der positive Fall zum Vorbild genommen ... der negative, da ist dann eben die pöse Zivilisation oder die unsensible/ungesunde Schwangere schuld.
Was gesund und sinnvoll ist, müssen Schwangere und Arzt zusammen entscheiden, da helfen kluge Ratschläge nicht viel. Und ob der Natur mehr Recht zugestanden wird als der Lebenssituation, entscheidet (bis zum dritten Monat) alleine die Schwangere, im Idealfall zusammen mit dem Vater.