Selbstreflexion, Umgang mit den eigenen Schwächen

Ich finde Selbstreflexion ist etwas enorm wichtiges. Es ist der erste Schritt dafür Kritikfähig zu sein und aus seinen Fehlern zu lernen. Wer seine Fehler nicht einsieht, der wird es auch in Zukunft nicht besser machen.

Allerdings haben das die wenigsten Menschen, die ich bis jetzt kennengelernt habe..

wolfspirit schrieb am 18.09.2005:Welche Strategien habt ihr- für die verschiedensten Herausforderungen die die eigene Persönlichkeit einem stellt?

einfach kämpfen, Schlachten schlagen die (in meinem Fall) kaum einer nachvollziehen kann..

Ich glaube, Menschen mit Selbstreflexion sind in der Politik am falschen Platz.
Ich finde Sahra Wagenknecht eine wirklich gute Politikerin,
aber auf die Frage, ob sie (in der Politik) je gelogen hätte, kam sinngemäß die Antwort (wie bei allen anderen befragten Politikern):

"Nein, ich habe noch nie (bewußt) gelogen."

Immerhin wäre sie damit die erste Heilige, die ich kenne.

Ich denke der erste Schritt ist immer, es selbst zu erkennen.
Dann herauszufinden wodurch es getriggert wird.
Und letztlich daran zu arbeiten, warum einem dies oder das so auf die Palme bringt.

Nicht die anderen sind schuld daran, sondern man selbst trägt es das jeweilige Gefühl in sich, doch andere können es aus einem herauskitzeln.

In einer Umwelt, in der Leistung um quasi jede Uhrzeit abrufbar ist, wird es für den Einzelnen zunehmend schwerer, sich eigene Schwächen eingestehen zu können.
Häufig kommt es zu Abwehrmechanismen, die Betroffenen entwickeln Marotten oder werden psychisch krank.
Da das Durchschnittsalter in Deutschland stetig steigt und die Selbstreflexion immer mehr im Hintergrund und der Konsum immer mehr in den Vordergrund rückt, muss sich jeder Einzelne zunehmend mehr in die Pflicht nehmen, auf sein eigenes Leben zu schauen, um psychisch nicht zu erkranken.
Natürlich sind die Einen mehr, und die Anderen weniger anfällig.
Ich z.B. habe mir jetzt ein Buch zugelegt, welches ca 1930 geschrieben wurde.
Es ist interessant, wie anders der Schreibstil ist und wie ausgeschmückter es beschrieben wird, wie diejenigen Personen im Buch ihre Zeit verbringen (ist zumindest mein Eindruck).

Es wird zunehmend wichtiger sich wieder einmal zu "entschleunigen", back to the roots.

@devanther
Selbstkritik üben lernt man am besten bei den Autonomen,denn irgendwann hat man es endlich geschafft und ne Aktion auf ner Demo oder demobegleitend bzw bei ner Kampagne,versaut.
Das gibt dann in der Manöverkritik den totalen Einlauf,wenn man da seine Fehler nicht sehen will gehts richtig zur Sache.
Wer dann nicht dazulernen will kann schliesslich gehen,bevor er gegangen wird.
Schliesslich ist die Kritik kein Angriff auf die Integrität sondern Hilfe um Schwächen und Bedürftigkeiten zu beheben
Und letztlich,wer wäre ich ohne meine Macken,Meisen,Marotten und Neurosen??
Sie prägen mich,verleihen mir Profil und Tiefenschärfe

@Warhead
Nicht nur auf Demos, schon allein auf der Arbeit wäre eine konstruktive selbsreflexion sehr wichtig.
Wenn dann aber dort Menschen herum rennen, bei denen die selbstwahrnehmung und die fremdwahrnehmung überhaupt nicht übereinstimmen, die supervision abgeschafft wurde und es nur noch um den eigenen Profit geht...
Kranke Auswüchse der kapitalistischen ellenbogengesellschaft.

@Warhead

Demos verkacken kann nicht nur Otto Normalautonomer.
Auch bei der Gegenseite kann mal was in die Hose bzw. Bomberjacke gehen.

ich verliere sehr schnell das vertrauen in andere menschen bzw. brauchts lange bis ich vertrauen entwickle..

was selbstreflexion angeht sehe ich mich als äußerst kritikfähig aber auch selbstbewusst und manchmal etwas stur^^

Das Hinterfragen der eigenen Handlungsweisen, sollte nie enden!

Ich kann mich selbst hinterfragen - oder auch vorderfragen - so oft ich will: Ich verweigere mir da einfach die Antwort.

Nee, mal ernsthaft: Ich denke, im Laufe seines Lebens lernt man, eigene Verhaltensmuster zu überprüfen, ob sie noch situationsangemessen sind. Dann fragt man noch mal sein Erfahrungsarchiv - und irgendwann kennt man seine Schwächen und lebt mit ihnen wie andere mit Krebs.

mit jeder einzelnen erfahrung
wird man etwas 'schlauer'... `?

Doors schrieb:und lebt mit ihnen wie andere mit Krebs.

diese krankheit.. ist manchmal heilbar.. zum glück..
aber eingefahrene verhaltensmuster .. oft nicht
es sei denn.. man bemerkt selbst, dass man sich anderen gegenüber
schlecht verhält..