Morumotto schrieb:Es ist aber ziemlich schwer, so zu schreiben, dass sich niemand
daran stört
Nein, eigentlich gar nicht, wenn man darüber nachdenkt, was man schreiben will.
Sexualisierte Gewalt an Kindern. Ganz einfach zu merken. Kein Missbrauch, der impliziert, es gäbe einen „richtigen Gebrauch“ von Kindern usw.
Die Gesellschaft idealisiert ihre Idole nun einmal, nicht nur ihre prominenten „Vorbilder“, das geht im Kleinen ja schon los. Der gutaussehende fröhliche Sunnyboy, der charmant jede Schwiegermutti um den Finger wickelt, kann nicht pädophil veranlagt sein. Das ist jenseits der Vorstellung vieler. Ist diese Person auch noch in einer „Autoritätsposition“ (siehe allein die Fälle sexualisierter Gewalt in der Kirche oder eben ein Prominenter) dann ist es für sehr viele komplett unmöglich sich vorzustellen oder sie gar bei Beweisen das zu akzeptieren, dass derjenige tief in dem Sumpf hängt.
Tauchen dann Opfer auf, die denjenigen belasten, wird ihnen nicht geglaubt (das ist meine eigene Erfahrung mit meinem Vergewaltiger- der „Sunnyboy“) oder die Mitschuld gegeben. Als Opfer „hätte man immer…sollen“, um eben nicht Opfer zu werden. Dass es sich allzuoft um Kinder handelt, die gar keine Ahnung haben, was ihnen da gerade passiert und nur spüren, dass es falsch ist und extrem wehtut - das wird gern ausgeblendet.
Mir hat man gesagt, ich hätte doch einfach weggehen können (ich war 5).
Gerade bei Promis sind (zu) viele bereit, wenn sie schon wissen, dass derjenige bspw. pädosexuell ist oder sexualisierte Gewalt (an Erwachsenen) ausübt, das hinzunehmen; so nach dem Motto „Derjenige tut soviel für uns/die Kultur…dunkle Seiten hat jeder.“; dazu gerne mit dem Zusatz „Derjenige sieht so gut aus/ist so reich, das hat er doch gar nicht nötig.“.
BS!
Der gesellschaftliche Stand dieser Person steht über dem durch diese geschaffenen Leid Einzelner oder ganzer Gruppen. Und hier muss man sagen…Opfer sexualisierter Gewalt werden sehr oft nicht ernst genommen, unabhängig der Position des Täters.
Als Opfer hat man das Gefühl sich stets im Spießrutenlauf zu befinden. Jeder klatscht mal drauf, bis das Opfer kaputt ist…geht es um einen bekannten möglichen Täter fallen die Klatschen halt heftiger aus, bis das Opfer mundtot ist und nicht am Ruhm und der Fassade des Stars kratzt.
Das Durchhaltevermögen und die Kraft, das bis zum Ende eines Prozesses durchzuziehen, muss man erstmal aufbauen und bewahren können. Dass viele Opfer das allein schon durch die Tat(-en) nicht mehr haben, jeden Tag ums Überleben kämpfen…dass ihr Leben zerstört ist, während sie zusehen dürfen, wie der Täter gehätschelt und gepampert wird - wie soll man hier noch Kraft schöpfen?
Und hat man die Kraft aufgebaut vom Opfer zum Betroffenen zu werden, so dass man offen darüber sprechen kann, sich auch einem Prozess aussetzt usw.,
wird nochmals heftiger zugeschlagen.
Mein Täter war kein Promi. Es ist 35 Jahre her und spreche ich heute darüber (wozu ich Jahre gebraucht habe, dass das überhaupt möglich ist), kommt nicht selten „Das stimmt doch gar nicht, du willst doch nur Aufmerksamkeit.“ oder (O-Ton meine Mutter vor einigen Tageb) „Das nehm‘ ich doch nicht ernst. Sowas passiert nicht einfach so, da hast du sicher was gemacht, was das provoziert hat.“.
Ist der Täter prominent kann man solche Aussagen in Deutlichkeit, Aggression und verbaler Gewalt potenzieren. Wer besteht gegen den Mob, der den Täter verteidigt und ihn verherrlicht?