"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

Auf www.ponyradio.de läuft der Refrain des Liedes (der Akkord "Döp - dö - dö - döp") zwischen den Songs rauf und runter. Ponyradio scheint eine Marke des Senders trigger.fm zu sein und bezeichnet sich selbst als "Satire"(?) Da weiß man nicht, was man davon halten soll, auch wenn das Lied oder der Sänger ja bekanntlich nichts dafür kann, dass sein Werk missbraucht wird.

Unter "Moderation und Meinung" veröffentlicht der Moderator, Christian vom Osten, seine Gedanken dazu:
https://ponyradio.de/2023/09/02/moderation-und-meinung-02-zu-gigi-dagostino-lamour-toujours-lamour-toujours/

sören42 schrieb:Da weiß man nicht, was man davon halten soll,

Wer das Lied aktuell spielt, will entweder provozieren oder hat schlichtweg keine Ahnung von der aktuellen Situation. Natürlich kann das Lied nichts dafür, aber es zu spielen macht es nicht besser.

Aniara schrieb:Wer das Lied aktuell spielt, will entweder provozieren oder hat schlichtweg keine Ahnung von der aktuellen Situation.

Es gibt noch eine dritte Möglichkeit - wer das Lied spielt, will Arschlöchern nicht die Deutungshoheit überlassen. Und das ist vollkommen richtig so.

Wie gesagt, bei der EM fände ich es schwierig, riskant. Aber ansonsten sollte das Lied auf jeden Fall gespielt werden.

Ich habe mir jetzt die Dampfplauderei des Moderators Christian vom Osten zum Thema angehört- eine Glosse über "Kontaktschuld", ein Ausdruck, den ich zuletzt von SPD-Spitzenkraft Kevin K. in Zusammenhang mit den Gründen für das schlechte Abschneiden seiner Partei bei den Europawahlen gehört habe.

Um es kurz zu machen, kann ich dem Beitrag des Moderators nichts Anstößiges entnehmen - der Gag des ganzen, und dazu muss man auch den anschließenden Musikbeitrag anhören, besteht wohl darin, dass er den d'Agostini-Titel im Anschluss in einem Mix ohne das markante Synthi-Riff spielt.

Also der Teil, wo mitgegrölt wird, fehlt.

Photographer73 schrieb:Es gibt noch eine dritte Möglichkeit - wer das Lied spielt, will Arschlöchern nicht die Deutungshoheit überlassen. Und das ist vollkommen richtig so.

Genau das ist auch meine Meinung dazu.
Das Lied sollte jetzt überall rauf und runter gespielt werden, gerne auch auf den CSDs. Ich überlasse doch nicht rechten Spinnern eine Hymne, mit der ich so viel Positives verbinde, so viele großartige Erinnerungen an meine aktive Partyzeit habe.

Photographer73 schrieb:Wie gesagt, bei der EM fände ich es schwierig, riskant. Aber ansonsten sollte das Lied auf jeden Fall gespielt werden.

@Photographer73
Warum ist es ausgerechnet bei der EM riskant? Wo genau ist der Unterschied, ob Hassparolen im Rahmen eines Fussballspiels gegrölt werden oder auf einer anderen (öffentlichen) Veranstaltung?

@Dr.Edelfrosch

Wahrscheinlich damit nicht "die halbe Welt" am TV sieht/hört wie in den Stadien oder auf Fanfesten kleine Gruppen ausländerfeindliche Parolen gröhlen. Die WM 2006 in Deutschland, traf weltweit auf Begeisterung. Auch wenn es diesmal nur eine EM ist, aber es wäre wohl nicht gut für die Außendarstellung, wenn Ausländerfeindlichkeit beim Turnier ein großes Thema wird.

In aller Welt zeigte man sich positiv überrascht, mit welcher Hingabe Deutschland die Weltmeisterschaft feierte. Vor allem die Tatsache, dass auch „exotische“ Mannschaften würdig empfangen und bejubelt wurden,[58] sorgte für einen grundlegenden Wandel des Deutschlandbildes im Ausland.

Insbesondere am Beispiel England lassen sich konkrete Veränderungen in der Gesellschaft aufzeigen: Vor der WM wurden mit Deutschland oft die Zeit des Nationalsozialismus und Adolf Hitler verbunden. Studien der Edge Hill University[59] zufolge wurde dieses negative Bild besonders durch die englischen Schulen geprägt, weil dort Deutschland praktisch nur im Kontext des Zweiten Weltkriegs thematisiert wurde. Mittlerweile wurde auch die deutsche Geschichte nach 1945 in die Lehrpläne aufgenommen, zudem ließ sich direkt nach der Weltmeisterschaft ein ruckartiger Anstieg der Anmeldungen für Sprachkurse bei den britischen Goethe-Instituten verzeichnen.

Eine typische Aussage zum Meinungswandel über Deutschland in England stammt vom Fußball-Experten Oliver Holt, der beim Daily Mirror tätig ist und der ARD nach der Weltmeisterschaft sagte:

„Bei meinen Großeltern hing noch eine Landkarte an der Wand, auf der der Vormarsch der Nazis eingezeichnet war. Das war immer in ihrem Bewusstsein. Zu stark waren die schrecklichen Erinnerungen. Doch mit der neuen Generation ändert sich das.“[60]

Quelle: Wikipedia: Fußball-Weltmeisterschaft 2006#Fazit

Bone02943 schrieb:Auch wenn es nur eine EM ist, aber es wäre wohl nicht gut für die Ausßendarstellung, wenn Ausländerfeindlichkeit beim Turnier ein großes Thema wird.

@Bone02943
Ach so, es geht also "nur" darum, das Menschen aus dem Ausland denken sollen, das in Deutschland alles heile Welt ist. Dachte schon man würde evtl auf die Gefühle von vor Ort anwesenden Menschen achten.

Dr.Edelfrosch schrieb:Dachte schon man würde evtl auf die Gefühle von vor Ort anwesenden Menschen achten.

Und auch auf die Gefühle anderer Menschen, z.B. der Besucher. Wäre doch nicht verkehrt, oder?

Sonst hat die Zeit am Ende womöglich vielleicht recht mit ihrer Schlagzeile "Die Welt zu Gast bei Feinden."
https://www.zeit.de/sport/2024-06/fussball-em-2024-nationalmannschaft-sommermaerchen-sport

Wollen wir uns wirklich als solche aggressive Grantler darstellen und selbst so wahrnehmen?

@Dr.Edelfrosch

Es sind zumindest meine Gedanken dazu, warum dieses Lied vielleicht besser nicht bei der EM in den Stadien oder auf offiziellen Fanfesten gespielt werden sollte. Bei so einem Turnier geht es nunmal auch um Prestige, ums eigene Image. Und was wir noch weniger brauchen als eh schon, wäre eine weltweite negative Berichterstattung während der EM, nur weil irgendwo ein paar wenige laut ausländerfeindliche Parolen in die Mikrofone der internationalen Presse gröhlen.
Der von dir genannte Punkt wäre aber sicherlich auch relevant und halte ich nicht für verkehrt.

Am besten wäre natürlich das Lied würde überall gespielt werden können, ohne das ausländerfeindliche Parolen dazu gegröhlt werden und Menschen den rechten Arm heben.

@Dr.Edelfrosch

@Bone02943 und @martenot haben eigentlich schon alles gesagt. So denke ich auch darüber. Bei einem Großereignis dieser Art, was zudem live übertragen wird, fände ich es riskant, auf das Beste zu hoffen - dass eben keine Idioten besagte Stellen undichten.

Das Landgericht München hat jetzt ein Urteil gesprochen. Die unverpixelten Videos und Bilder dürfen nicht mehr gezeigt werden in den öffentlichen Medien.

Frau siegt vor Gericht! Sylt-Video darf nicht unverpixelt gezeigt werden| Anwalt Christian Solmecke

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Es ist zwar jetzt eh zu spät, aber ok....

Aniara schrieb:Das Landgericht München hat jetzt ein Urteil gesprochen. Die unverpixelten Videos und Bilder dürfen nicht mehr gezeigt werden in den öffentlichen Medien.

Völlig richtige, wenn auch zu späte Entscheidung.
Genau wie das Verhalten der Protagonisten, war auch der Umgang mit diesen völlig inakzeptabel.

Photographer73 schrieb am 13.06.2024:Es gibt noch eine dritte Möglichkeit - wer das Lied spielt, will Arschlöchern nicht die Deutungshoheit überlassen. Und das ist vollkommen richtig so.

😂😂 👍🏼 💪 🙌 ‼️



Was für ein genialer Sender, der bisher vollkommen an mir vorbei gegangen ist.
Genau mein Humor, also schanke dön @sören42.

sören42 schrieb am 12.06.2024:Auf www.ponyradio.de läuft der Refrain des Liedes (der Akkord "Döp - dö - dö - döp") zwischen den Songs rauf und runter. Ponyradio scheint eine Marke des Senders trigger.fm zu sein und bezeichnet sich selbst als "Satire"(?)

Unter dem Deckmantel der Satire fremdenfeindlichen Rotz zu verbreiten, löst in mir eines aus: Abgestoßensein. Ekel.

Die Seite von n-tv fasst unter der Überschrift "Rassistische Straftaten
Ein besonders schlimmes Wochenende in MV" einige Ereignisse zusammen, die Gemeinsamkeiten aufweisen:

Wer an diesem Wochenende die Schlagzeilen aus Mecklenburg-Vorpommern verfolgt, muss erschüttert sein. Was mit ausländerfeindlichen Umdichtungen von Gigi D'Agostinos "L'amour toujours", vorgetragen unter anderem von gut betuchten Partygästen auf Sylt, vor einigen Wochen begann, bestimmt derzeit das polizeilich erfasste Geschehen in Mecklenburg-Vorpommern. Pünktlich zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft. Unter wehenden Deutschlandfahnen stimmen einige DFB-"Fans" vor etlichen Zeugen "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus" an. In Rostock-Warnemünde kommt es im Zuge dessen zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit Polizeibeamten. Auch ein 15-jähriges Mädchen soll freudig mitgegrölt haben.

Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Rassistische-Gewalttaten-in-Mecklenburg-Vorpommern-Ein-besonders-schlimmes-Wochenende-article25018141.html

Und ein weiterer Vorfall, besonders abstoßend, unter mehreren:

Unter der Überschrift "Polizeieinsatz Grevesmühlen" ist indes eine besonders verächtliche Tat zusammengefasst. Am Freitagabend greift eine Gruppe von rund 20 Personen zwei kleine Mädchen an. Sie sind acht und zehn Jahre alt. Sie stammen aus Ghana. Dem jüngeren Mädchen treten mehrere Personen ins Gesicht. Die Eltern der Kinder greifen ein. Auch der Vater wird leicht verletzt. Als die Polizei anrückt, beleidigt eine unbekannte Person die Opfer noch rassistisch. Bei den Tatverdächtigen soll es sich laut den Beamten um Jugendliche und Heranwachsende handeln.

Quelle: ebda.

Es ist eben nicht so, dass auf Worte nicht Taten folgen. Die hier diskutierten Parolen schaffen bei manchen Menschen offenbar ein Klima der Enthemmung und Gewalttätigkeit. Einem Kind ins Gesicht zu treten, wie widerwärtig.

Und nein, ich behaupte nicht, dass die Täter des zweiten Falles die Parole angestimmt haben, das geht aus den Meldungen nicht hervor. Aber wer es tut, trägt eine Mitschuld an einem Klima, in dem solche Taten gedeihen.

Aus dem Link von @sallomaeander

Am Freitagabend greift eine Gruppe von rund 20 Personen zwei kleine Mädchen an. Sie sind acht und zehn Jahre alt. Sie stammen aus Ghana. Dem jüngeren Mädchen treten mehrere Personen ins Gesicht. Die Eltern der Kinder greifen ein. Auch der Vater wird leicht verletzt. Als die Polizei anrückt, beleidigt eine unbekannte Person die Opfer noch rassistisch. Bei den Tatverdächtigen soll es sich laut den Beamten um Jugendliche und Heranwachsende handeln.

Das ist einfach nur noch widerwärtig! Diese Typen, die hier nicht nur pöbeln, sondern sich auch noch an kleinen Kindern vergreifen und sich dabei wahrscheinlich ganz toll finden, sind für mich Abschaum. Ich hoffe, sie bekommen juristisch so richtig einen vor den Latz geknallt! Und da ist es mir auch völlig egal, dass es Jugendliche sind. Das hat nichts mehr mit "ein bisschen über die Stränge schlagen" zu tun.

sallomaeander schrieb:Und nein, ich behaupte nicht, dass die Täter des zweiten Falles die Parole angestimmt haben, das geht aus den Meldungen nicht hervor. Aber wer es tut, trägt eine Mitschuld an einem Klima, in dem solche Taten gedeihen.

So ist es. Es enthemmt und bereitet den Boden für weiteres. Ich kann gar nicht soviel saufen, wie ich kotzen möchte. Ekelhaft!

Wer gegen den Kopf tritt riskiert den Tod.
Das geht gar nicht. Krank. Bescheuert. Was ist da schief gelaufen?

Wie degeneriert muss man eigentlich sein, um einem 8-jährigen Kind ins Gesicht zu treten? Und das von mehreren und keiner greift ein? Dann wird das Ganze noch als mutmaßlich rassistisch deklariert - na ja, schwarze, kleine Mädchen zusammen zu schlagen, werte ich durchaus rassistisch. Warum eigentlich nicht klar benennen, oder ist es Usus in Grevesmühlen, random kleinen Mädchen einfach so ins Gesicht zu treten?

Und ich stimme zu,

sallomaeander schrieb:Und nein, ich behaupte nicht, dass die Täter des zweiten Falles die Parole angestimmt haben, das geht aus den Meldungen nicht hervor. Aber wer es tut, trägt eine Mitschuld an einem Klima, in dem solche Taten gedeihen.

dass auch wenn der Song hier nicht instrumentaliert wurde, es ein Klima schafft, wo solche Taten möglich werden.

@Interested Es wird sogar von der Polizei geprüft, ob zwischen der hier diskutierten Umdichtung und dem schlimmen Angriff auf die kleinen ghanaischen Mädchen und ihre Eltern ein Zusammenhang besteht:

Auf dem Stadtfest in Grevesmühlen sollen zudem am Freitag Unbekannte zum Lied "L'Amour toujours" rassistische Parolen gegrölt haben. Ob es einen Zusammenhang mit dem Angriff auf die Mädchen besteht, werde geprüft, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Rostock gegenüber NDR 1 Radio MV.

Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Rassistische-Attacke-in-Grevesmuehlen-Hinweise-erreichen-Polizei,rassismus290.html