Hanne_Lore schrieb:Vorsicht ist sicher nicht verkehrt, allerdings muss man auch nicht hinter jeder Partygruppe gleich gewaltbereite Randalierer vermuten.
Ich verstehe es, dass nicht hinter jedem Partygröler ein gewaltbereiter Randalierer stecken muss. Das eine ist der Verstand, das andere ist das Gefühl.
Ich bin schon recht mutig und schreite auch ein, wenn mein Gefühl mir sagt, dass ich ohne Gefahr einschreiten kann.
Als Beispiel nennen ich mal einen jungen, schwarzen Afrikaner, der vor einem Supermarkt einen weißen Mann bedrängt hat. Der Afrikaner stellte lautstark dar, dass die Deutschen alle Schuld haben am Elend der Afrikaner. Er wiederholte das und mehrere andere Sätze immer wieder und der weiße Mann wusste nicht, was er sagen sollte. Er stand wie erstarrt und hörte dem Afrikaner zu. Mir schien das ganze nicht sicher zu sein für den weißen Mann und ich bin auf den jungen Afrikaner zugegangen und habe diesen gefragt, um was es eigentlich geht. Sofort stellte der Afrikaner einen Mini-Abstand zwischen sich und mir her, und erzählte. Wir sprachen so miteinander und ganz wohl fühlte ich mich nicht, weil der Afrikaner diese Armlänge-Grenze, die unter uns Europäern gilt, unterschritten hatte. Ich sagte nichts, weil das einen zusätzlichen Streitpunkt ergeben hätte und vom Thema abgelenkt hätte.
Und nun kommt's: Plötzlich wollte der Afrikaner etwas aus seinem Jacket zücken! Das war mir zutiefst unheimlich und ich bekam Angst. Ich zeigte aber keine Angst, sondern nur einen extrem missbilligenden Blick. Er hat den Blick verstanden und steckengelassen, was auch immer er herausziehen wollte. Ich hatte ein Messer visualiesiert. Aber im Nachhinein dachte ich, vielleicht wollte er nur eine rauchen. Und noch viel später fiel mir ein, dass er mir vielleicht ein Foto zeigen wollte oder irgendetwas anderes.
Wie dem auch sei. Der Grund der Predigt des Afrikaners vor dem Supermarkt über die Schlechtigkeit der Deutschen war, dass er verspürte, dass Frauen keine Afrikaner haben wollte als Lebenspartner in Deutschland. Am Ende verstand er, dass sehr wohl Frauen auch Afrikaner als Männer akzeptieren. Ich hatte ihn beruhigt.
Im Nachhinein kam mir aber diese Sache immer noch brenzlig vor, als ich so nah stand und er plötzlich etwas zwar nicht aus der Hinterhand, aber doch etwas Verstecktes hervorholen wollte und so nah bei mir stand. Das hat mich nachdenklich gemacht.
Ich gehe kein Risiko mehr ein, ab dieser Geschichte.
Wie Menschen reagieren, weiß man immer erst hinterher. Und wenn da jemand eine Anti-Deutschen-Rede schwingt, ist das genauso wie wenn jemand Anti-Ausländer-Refrain in einem Lied anstimmt, zumal mit mehreren weiteren Anti-Ausländer-Rufern.