TikTok - Chinas Schmutz-, Sucht- und Verdummungsmaschinerie?

univerzal schrieb am 25.01.2024:Zwar nicht gar so aktuell, aber mal ein Skandälchen aus den TikTok-Sphären. Skandälchen nicht etwa deshalb, weil es harmlos wäre, sondern, weil es weitgehend unbemerkt von einer größeren Öffentlichkeit abläuft: Pflegekräfte, die während ihren Arbeitszeiten bzw. Schichtdiensten livestreamen.

Tjoa, das hat sich mittlerweile geändert, es gab einen neuen Fall, der es auch in die Wahrnehmung der überregionalen Presse schaffte.

Der Youtuber Kevin, den ich hier schon mal erwähnte und der sich zur Aufgabe gemacht hat, im Dienst streamende Pflegekräfte zu enttarnen, hatte mal wieder einen besonders derben Fall:

Ab Min. 40:31 wird die Situation beleuchtet, es geht um einen Pfleger, der während seines kompletten Nachtdienstes streamt, dabei immer wieder Aufgaben und Patienten vernachlässigt, diese aber dafür unerlaubt filmt usw. Den Abschuss lieferte besagte Pflegekraft, als er 18 Patientennamen innerhalb eines Livestreams doxte.

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Im Zuge seiner Vorstellung bat Kevin seine Community, die sehr viele Kräfte aus Medizin und Pflege beinhaltet, ihm bei der Recherche zu helfen, die auch relativ schnell den besagten Pfleger enttarnten. Und nun? Nun geht der shit steil:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/aufgedeckt-verbotener-livestream-aus-der-pflegeschicht,UPI4oHU

Kevin Hartwig, der selbst als Pflegepädagoge arbeitet, hat auf seinem YouTube Kanal rund 300.000 Abonnenten. Aufgrund seiner großen Community hat er es nach wochenlanger Recherche geschafft, das Pflegeheim des BRK in Nürnberg zu identifizieren. "Ich beiß mich dann da schon ziemlich rein bei sowas", sagt der 30-Jährige. Verschiedene Pflegekräfte und Rettungsdienstler aus der Region hätten ihm mit vielen Hinweisen geholfen, den Tiktoker ausfindig zu machen. Zunächst hatte Kevin Hartwig versucht, diesen zu kontaktieren, doch das hat nicht geklappt. "Selbst bei seinen Livestreams haben manche geschrieben: Ey, lass den Scheiß." Genützt habe das nichts, so Kevin Hartwig weiter.

https://www.merkur.de/bayern/nuernberg/videos-arbeit-bayern-pfleger-pflegeheim-live-stream-youtuber-brk-pflege-93320743.html

https://www.infranken.de/lk/nuernberg/nuernberg-pfleger-soll-in-livestreams-ueber-patienten-hergezogen-haben-brk-reagiert-art-5925553

https://www.nordbayern.de/franken/nuernberg/menschenunwurdig-nurnberger-pfleger-vernachlassigt-bewohner-wegen-livestream-1.14429404

https://www.focus.de/panorama/aus-aller-welt/pfleger-macht-livestreams-waehrend-der-arbeit-und-verhoehnt-patienten_65c93e58-27fe-4b66-88c9-27311096fcbe.html

https://www.tag24.de/thema/internet/soziale-medien/tiktok/altenpfleger-teilt-unfachgerechte-arbeit-und-patientendaten-live-auf-tiktok-3320880

https://www.nn.de/nuernberg/das-ist-korperverletzung-nurnberger-pflegekraft-wahrend-arbeit-live-auf-tiktok-mit-folgen-1.14428991

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/gefeuert-pflege-mitarbeiter-streamt-arbeit-auf-tiktok-und-spottet-%C3%BCber-patienten/ar-AA1rcJfm

univerzal schrieb:Ab Min. 40:31 wird die Situation beleuchtet, es geht um einen Pfleger, der während seines kompletten Nachtdienstes streamt, dabei immer wieder Aufgaben und Patienten vernachlässigt, diese aber dafür unerlaubt filmt usw. Den Abschuss lieferte besagte Pflegekraft, als er 18 Patientennamen innerhalb eines Livestreams doxte.

Das ist schon verdammt harter Tobak.

Die Frage ist halt, ob man diese "Verdummungsmachinerie" (absoluter passender Begriff übrigens) jetzt nur auf TikTok und China runterbrechen kann.
Ich sehe das Problem noch viel allgemeiner.
Instagram und SnapChat ist da auch nicht recht viel besser.
Aber TikTok ist da wohl aktuell schon der Spitzenreiter.

Ich persönlich kann den Reiz, den TikTok auf so viele Menschen ausübt, übrigens nicht im Geringsten verstehen.
Ich habe mir das mal aus Neugier, 10 Minuten lang angeschaut und war absolut abgeturnt, von allem, was ich dort gesehen habe.
Absolute Verblödung ist das.

Gerade für Social Media müsste es viel stärkere Altersbeschränkungen geben.
Junge Mädchen, die sich freizügig einem Millionenpublikum präsentieren, Schulhof.Mobber, die im Live-Stream ihre Opfer piesacken, sowie Darstellungen abartigster Wunden, Ekelkontent, Missbildungen etc.
All das gehört sich nicht frei zugänglich bzw. überhaupt nicht ins Netz gestellt.

Ich frage mich auch, wie sich die Zeiten so krass ändern konnten.
Als ich ein Kind/Teenie war, da gab es für alles mögliche Altersbeschränkungen.
Da konntest du dir mit 11 keine Hardcore Pornos ausleihen usw.
Heute hat jeder Erstklässler per Handy Zugriff auf ALLES.
Die Politik interessiert das nicht im Geringsten, wie es scheint.
Achtung Aluhut:
Vielleicht ist diese Verdummung auch in Deutschland durchaus so gewollt.

dots schrieb:Instagram und SnapChat ist da auch nicht recht viel besser.
Aber TikTok ist da wohl aktuell schon der Spitzenreiter.

Da hast du vollkommen recht. Darum hab ich im Opener, der vom Umfang her leider etwas eskaliert ist, folgendes noch eingebracht:

univerzal schrieb am 18.11.2023:Viele Punkte der Kritik, die sich hier an TikTok abarbeiten, lassen sich auch problemlos auf Meta (Facebook, instagram, WhatsApp), Alphabet (Google/Youtube), Twitter, Snapchat uvm. ausweiten. Insbesondere was Datenschutzverstöße, Sicherheitslücken, Datenweitergabe an Behörden, Spionage, Hosting von Userdaten in anderen Ländern, etc. betrifft. Hier soll es aber vorrangig um die Plattformen von Bytedance gehen, da vor allem TikTok&Douyin weiterhin am schnellsten wachsen und bereits ca. 1,7 Milliarden Nutzer (davon rund 800 Millionen in China) in sich vereinen. Auch bei der Nutzungsdauer liegen die Apps an erster Stelle.

dots schrieb:Gerade für Social Media müsste es viel stärkere Altersbeschränkungen geben.

Die gibt es im Prinzip, TikTok ist ab 13, die Meta-Plattformen ebenfalls. Hat aber natürlich eine ähnliche Schutzwirkung, wie damals die Homepage-Landeseiten, die einen gefragt hatten, ob man schon 18 ist...jo freile

dots schrieb:Als ich ein Kind/Teenie war, da gab es für alles mögliche Altersbeschränkungen.
Da konntest du dir mit 11 keine Hardcore Pornos ausleihen usw.

Die Zeiten haben sich durchaus geändert, hier wären halt die Eltern gefragt. Die Realität zeigt aber, dass für die selbst oft SoMe reinstes Neuland ist.

dots schrieb:Vielleicht ist diese Verdummung auch in Deutschland durchaus so gewollt.

Die kritische Frage des Threads, nicht nur auf Deutschland, sondern auf ganz TikTok bezogen (welches ja in China anders heißt und dort deutlich 'zivilisierter' im Umlauf ist).

univerzal schrieb:Die gibt es im Prinzip, TikTok ist ab 13, die Meta-Plattformen ebenfalls. Hat aber natürlich eine ähnliche Schutzwirkung, wie damals die Homepage-Landeseiten, die einen gefragt hatten, ob man schon 18 ist...jo freile

ja genau.
Und das ist das Problem.
Ich denke, dass man, wenn man will, alles reglementieren kann.
Gerade in Deutschland (und wohl fast in der ganzen EU) ist alles Mögliche stark in Regeln eingebunden.
Nur im Internet und speziell in Social Media, da gibts keine Grenzen und Regeln.
Ich finde diese Entwicklung erschreckend und vor allem frage ich mich, wo die Reise noch hingehen soll.
Auf der Suche nach immer "krasserem" Content, werden sämtliche (moralischen) Linien überschritten.
Warte schon drauf, wenn als nächstes "Steffi Mustermann, 12 Jahre aus Musterstadt, ihr ERSTES MAL Livestreamt".
Wobei.
Vielleicht sind derlei Dinge bereits geschehen und ich alter Sack, weiß nur nichts davon.

Diese Doppelmoral kotzt mich an.
Für jeden Schmarn, gibts mittlerweile eine Triggerwarnung, und z.B. auf YouTube können schon alleine gewisse Worte nicht mehr erwähnt werden.
Gleichzeitig hast du in TikTok und Co Sodom und Gomorra.

Natürlich könnte ich jetzt noch ne Meta-Ebene öffnen und grundsätzlich in Frage stellen, warum Kinder überhaupt Smartphones benötigen, aber das lass ich mal lieber:)

univerzal schrieb:Die Zeiten haben sich durchaus geändert, hier wären halt die Eltern gefragt.

Tja und da sind wir beim Problem.
Viele Eltern sind selbst schwerst Social Media süchtig und sind weder bei sich selbst, noch bei ihren Kindern in der Lage den Konsum kritisch zu hinterfragen.

dots schrieb:Für jeden Schmarn, gibts mittlerweile eine Triggerwarnung, und z.B. auf YouTube können schon alleine gewisse Worte nicht mehr erwähnt werden.

Das kotzt mich mittlerweile auch so an, ist ähnlich lächerlich, als MTV damals Mittelfinger und Knarren blurrte. Im Endeffekt diktiert da die Werbeindustrie den Sprachgebrauch und große Youtuber bücken sich fleißig.. aber anderes Thema.

dots schrieb:Natürlich könnte ich jetzt noch ne Meta-Ebene öffnen und grundsätzlich in Frage stellen, warum Kinder überhaupt Smartphones benötigen, aber das lass ich mal lieber

Das verdient tatsächlich einen eigenen Thread, wenn es nicht schon einen gibt :D Aber letztlich kann ich Eltern iwo auch verstehen, wenn dich dein Kind ständig vollheult, weil alle anderen in der Klasse ein Handy haben, kommst du iwann nicht mehr aus. Gruppenzwang mit Rattenschwanz.

dots schrieb:Gerade in Deutschland (und wohl fast in der ganzen EU) ist alles Mögliche stark in Regeln eingebunden.
Nur im Internet und speziell in Social Media, da gibts keine Grenzen und Regeln.

Das ist das Erschreckende daran, obwohl es SoMe nicht erst seit gestern gibt, benehmen sich Techkonzerne weiterhin, als hätten sie ihre eigene Rechtssprechung. Ist aber nicht allein ein europäisches Problem, auch die USA haben mit den Folgen von TikTok & Co. auf juristischer Ebene zu kämpfen.

univerzal schrieb: Das verdient tatsächlich einen eigenen Thread, wenn es nicht schon einen gibt :D Aber letztlich kann ich Eltern iwo auch verstehen, wenn dich dein Kind ständig vollheult, weil alle anderen in der Klasse ein Handy haben, kommst du iwann nicht mehr aus. Gruppenzwang mit Rattenschwanz.

Ich habe das bei meinem ältesten Kind bis zur 7. Klasse durchgezogen. Aber es gibt andere Probleme, z.B. haben Schulen mittlerweile Kommunikationsapps. Dann war sie in der Klasse nicht so gut eingebunden, dass man sich die Mühe gemacht hätte, sie extra zu informieren und manche Sachen hat sie gar nicht mitbekommen, weil es über den Klassenchat lief. Dort liefen aber auch idiotische Dinge (mehrere hundert Nachrichten in einer Nacht). Irgendwann wird der Druck zu groß und du gibst als Elternteil nach.

Bedenklich ist halt auch die Reichweite, die solche tiktoks erreichen. Im Bekanntenkreis haben wir jemanden, dessen Tochter, seit sie 18 ist, tiktoks sendet, die teilweise (trotz relativ belanglosem Inhalt) mitunter 100.000 likes bekommt. Wer sind die Leute, die sich das anschauen?