Guten Morgen!
Retsiemfoh schrieb:Hoffe das das Medikament gut anschlägt und du es bald wieder absetzen kannst. Verträgst du jetzt das Pflaster besser oder hast du immer noch mit den Nebenwirkungen zu kämpfen.
Danke, dass du fragst! 🙏🏻 Ich habe immer noch ziemlich mit Schwindel zu tun, was aber wahrscheinlich zusätzlich vom Ödem kommt.
Allerdings merke ich bei jedem Pflasterwechsel etwas "Entzug" bis das neue wieder komplett wirkt. Es ist trotzdem besser als die Sublingual, weil es eine konstantere Wirkung für mich hat.
devil075 schrieb:Darum les ich deine Beiträge, du vermittelst mir eine andere Denkweise und hilfst vieles besser zu verstehen
Das freut mich sehr! 😊
Syringa schrieb:Deshalb finde ich diesen, deinen Thread auch so wichtig, worin du als Betroffener und Erkrankter schreibst. Außenstehende können sich da eh nicht rein denken, wie in anderen Situationen auch. Und auch wenn wir gleiche Situationen durchleben, ist der Umgang damit auch wieder individuell.
Außenstehende neigen oft dazu ihre eigenen Gefühle auf den Erkrankten zu übertragen, Da kommt dann auch u.a. die eigene Hilflosigkeit dazu, und/oder eigenen Wünsche.
Ich habe das z.B, in Situationen mitbekommen, wo ein Erkrankter selbst nicht mehr kämpfen wollte und dann von Außenstehenden gedrängt wurde, doch weiter zu kämpfen. Geht es da nicht oft eher um die Gefühle dieser und nicht um die erkrankte Person selbst?
Du hast recht mit dem was du schreibst, und ich habe das auch schon öfter erlebt, dass Außenstehende ihre Vorstellungen auf mich projiziert haben, auf verschiedensten Arten.
Angefangen von weit Außenstehenden, die zb sagen Krebs und du hast deine Haare trotzdem?
Ich habe meine Haare auch schon verloren. Aber nicht jeder der Krebs hat, bekommt durchgehend die gleichen Behandlungen. Mit der Tabletten Chemo die ich zur Zeit normalerweise mache, fallen meine Haare beispielsweise nicht aus. Dafür gibt's dann andere Nebenwirkungen.
Oder Menschen, die das unheilbar nicht begreifen können/wollen. "Du musst .... dann wirst du wieder gesund ". Du glaubst nicht dass du wieder gesund wirst? Na, dann klappt das auch nicht. Ich kann gar nicht alles aufzählen, aber mir ist bewusst dass vieles aus Hilflosigkeit entsteht. Trotzdem kann das ziemlich verletzend sein, weil es einem das Gefühl vermittelt selbst dran schuld zu sein.
Ja, ich bin absolut in der Lage für mich selbst zu entscheiden. Und habe ja meine Gründe.
Mir ist auch klar, dass man mir damit irgendwie helfen wollte.
Und vielleicht habe ich mich umentschieden, aber nicht deshalb wenn andere auf mich einreden, sondern aus eigener Sicht, die sich ändern kann, durch persönliche Situationen.
Syringa schrieb:Und genau das empfinde ich als sehr stark und mutig von dir. Du gibst da sehr viel von dir preis und machst dich gleichzeitig auch angreifbar. Ich habe davor großen Respekt, dass du deine Sicht der Dinge mit anderen teilst.
Oh, vielen Dank dafür! 🤍
Ich weiß, dass mich das offen sein angreifbar macht. Das gilt nicht nur für die Krankheit, das ist im Leben ja oft so. Aber hier macht das darüber reden nur dann Sinn wenn ich möglichst offen sein kann und darf. Und ich teile hier längst nicht alles. Aber vieles.
wagner schrieb:Ich denke, dass die, ehrlich gemeinte, Frage "wie geht's dir" eine der schwersten ist. Denn stelle ich diese Frage, dann muss ich auch in der Lage sein, die, ehrliche, Antwort auszuhalten. Nur dann macht die Frage aber auch Sinn.
So ist es. Und es tut gut, wenn es jemand wirklich wissen will.
wagner schrieb:Phrasen á la "bleib positiv", "sei stark", "du schaffst das" entspringen oft der Hilflosigkeit und würden bei mir vor allem eine Reaktion hervorrufen, nämlich was ich bleibe, was ich bin und was ich schaffe, das entscheide ich immer noch selbst.
Es würde sehr viel mehr Sinn machen, die eigene Hilflosigkeit zu thematisieren, anstatt dem anderen etwas überzustülpen, was man selbst, in entsprechender Situation, wahrscheinlich auf keinen Fall hören wollen würde.
Ja, es entsteht aus Hilflosigkeit und/ oder Überforderung.
Ich habe auch schon Leuten auf ihr du musst geantwortet: ich muss gar nix.
Aber das verstehen sie dann nicht.
wagner schrieb:Ich kann absolut verstehen, dass die Konfrontation mit einem Menschen, der so schwer erkrankt ist, auch eigene Ängste hochkochen lässt, aber es hilft keinem, weder dem Erkrankten, noch mir selbst, mich in Phrasen zu verlieren.
Ein einfaches, authentisches "ich weiss nicht was ich sagen soll" bringt da mehr, lässt den Raum um einen Weg zu finden, als ein, noch so gut gemeintes, "du schaffst das".
Wenn mir jemand anbietet zu reden, dann hilft es gesehen zu werden. Denn werde ich es nicht, geht's mir hinterher nicht leichter. Sondern ich kämpfe dann um Verständnis.
Es kommt drauf an in welchem Kontext "du schaffst das" fällt. Ist mir die Person sehr nahe und "sieht" mich... ist das für mich sogar mutmachend.
Ist es aber eine Floskel von einem Menschen, der mich und meine Situation nicht wirklich kennt, oder der damit einfach das Gespräch stoppen will, dann empfinde ich das als reine, dahergesagte Phrase.
Ich finde es dann auch viel besser ehrlich zu sagen: Du, ich weiß gerade nicht was ich sagen kann.
Denn es gibt oft nichts was man sagen könnte.
Oft ist ein " Ich verstehe dich " und "Ich sehe dich " so viel besser als jeder Versuch des Trostes, den es manchmal einfach nicht gibt.