Dini1909 schrieb am 20.02.2023:Verliert man Arm, Bein etc kommen Prothesen
Ich glaube Beinprothesen sind wirklich gut - bei Armen hast du das Problem, dass du eine Hand nie ersetzen kannst - je nachdem, was du für Hobbys hast, kann das echt doof sein.
Laura_Maelle schrieb am 21.02.2023:Wer das Augenlicht verliert, hat aber wohl keine permanenten Schmerzen im Auge.
Ist aber trotzdem doof. Wenn ich morgens früh in die Arbeit fahre, steht ab und an eine blinde Frau an der Zughaltestelle. Sie lebt wohl recht autark in Nähe der Haltestelle und arbeitet in einem Büro, von daher hat sie noch viel "normalen Alltag", aber was sie so erzählt, klingt nun nicht so, als ob das Leben besonders einfach zu managen sei.
Sie fährt beispielsweise morgens mit dem Frühzug, weil später zu viel los ist, nicht, weil sie gerne um 6.30 Uhr mit der Arbeit beginnt.
Wenn der Zug ausfällt, kommt bei uns keine Durchsage, sondern eine Anzeige, die ihr dann nichts bringt, da sie sie ja nicht sieht. Gleiches gilt bei uns im Kaff für Bushaltestellen - kommt der Bus nicht, erfährt man gar nichts oder es hängt ein Zettel im Bushäuschen. Dann hat sie auch ein Problem, weil es an entsprechender Stelle keinen Bus gibt und sie nur bestimmte Wege eintrainiert hat, also nicht spontan den Weg ändern kann. Ist bei uns im Winter auch ein Problem, wenn plötzlich überall Schneehaufen sind, da hat sie wohl Probleme mit der Orientierung.
Alleine Einkaufen geht wohl auch nicht - dazu räumt der Supermarkt zu oft um und ihr fehlt die Orientierung. Sie war wohl früher ziemlich sportlich und ging gerne joggen - das geht auch nicht mehr. Sie hat es wohl mit Erlaubnis des örtlichen Fußballvereins auf deren Sportplatz mit Aschenbahn probiert, kam aber auch nicht klar. Man hat wohl ein stärkeres und ein schwächeres Bein und läuft ohne visuelle Korrektur nicht gerade aus. Zudem meinte sie, dass ihr echt die Orientierung fehlte, wo sie gerade war, sie hat sie den Startpunkt dann mit einem akustischen Signal markiert, aber besonders toll klappt es wohl trotzdem nicht.
Zweimal haben wir schon morgens so einen doofen E-Roller aus dem Weg geräumt, der auf dem Weg rumlag (da unsere Haltestelle außerhalb des Ortes ist, fahren Leute damit ganz rum), das war eine Megastolperfalle. Sie hat auch mal erzählt, dass sie in eine Laderampe eines LKW gelaufen sei und sich verletzt hat. Auf der Treppe am Zielbahnhof ist sie immer megavorsichtig - da hat sie auch mal erwähnt, dass sie da, trotz aller Vorsicht, schon Sturzerfahrungen gemacht hat.
Ein Problem ist wohl einfach auch die fehlende visuelle Orientierung, z.B. ist an unserer Haltestelle v.a. früh morgens oder in den Ferien nicht viel los, mitunter steigen da komische Typen ein und aus, da meint sie, dass ihr das auch nicht so geheuer ist, sie aber auch nicht mit dem Schülerzug fahren will, weil Schüler sie rücksichtslos über den Haufen rennen.
Laura_Maelle schrieb am 21.02.2023:Also ich würde wohl lieber blind sein wollen in gut organisiertem Umfeld. Was tägliche Schmerzen bedeuten, weiß ich leider nur zu gut.
Ich weiß nicht, ist glaube ich alles nicht so prickelnd. Ich kenne jemanden, die nun taub ist, die meint auch, Lippenlesen etc. schön und gut, aber ihr geht doch sehr viel Info verloren, wobei sie meint, vermutlich ist das noch einfacher zu kompensieren als blind zu sein.
Dini1909 schrieb am 09.03.2023:Was jetzt in den letzten 1,5 Jahren auch immer mehr vorkommt, die Leute kommen ins Heim nur noch zum Sterben, die bleiben dann 2-5 Wochen max. weil sie sterben. Das finde ich traurig, das man dann wenigstens nicht auch noch zu Hause bleiben kann.
Oft kann man das als Laie gar nicht so abschätzen, wie lange es noch geht. Mein Großvater ist bei uns daheim gestorben, brauchte nachts oft Hilfe, das ging dann drei Wochen - meine Eltern, v.a. mein Vater, der die gesamte Zeit gearbeitet hat, ging wirklich auf dem Zahnfleisch. Oft ist es eben auch die persönliche Betroffenheit, ich wollte nun auch nicht mit jemanden, den ich liebe, alleine sein, während er oder sie stirbt. Einfach auch aus der Angst heraus, etwas falsch zu machen oder in eine Situation zu kommen, wo man nicht richtig reagiert.
Herbstkind schrieb am 09.03.2023:Man weiß oft gar nicht wie schnell ein Mensch abbaut bzw. wollen viele Leute nicht in ein Pflegeheim (hatte ich vorher auch schon in meinem Beitrag über meine beiden Omas geschrieben).
Gerade alte Leute können in ungewohnter Umgebung wahnsinnig schnell abbauen.
Ja, mitunter leben sie dann aber auch noch ein Jahrzehnt. Als mein Großvater bei uns lebte, konnte man ihn nicht mehr alleine lassen, d.h. meine Mutter war für ein Jahrzehnt mit ans Haus gefesselt - und wir Kinder mit dazu. Es gab keine Familienausflüge, keine Urlaube, nichts, was irgendwie nett und schön war. Ständig musste einer bei Opa bleiben. Ich habe ihn sehr gern gehabt, aber es war eine riesige Belastung, v.a. für meine Mutter.
Gerade so im Pflegeheim - ich stelle mir das wie einen riesigen Einschnitt vor, wenn du aus deiner autarken Wohnung plötzlich in einem Zimmer landest, in das jederzeit jeder reinlatschen kann und fremde Leute dich plötzlich pflegen, entscheiden, was du isst, etc.
Herbstkind schrieb am 10.03.2023:Der Patient wird, egal welchen Alters, oft nicht mit dem notwendigen Respekt behandelt. Wie oft wurden mir als Schwangere übergriffige Maßnahmen in Form von unnötigen Untersuchungen aufgedrückt und jetzt als Mutter auch.
Du wirst halt auch oft zur "Nummer" und musst in dem System einfach funktionieren. Bei einer der Geburten meiner Kinder wollte ich eine pda und hatte riesige Schmerzen, nachher hat sich herausgestellt, die Hebamme hatte noch nicht mal einen Anästhesisten gerufen, weil sie der Meinung war, das geht nun ganz schnell. Nicht nur, dass sie es falsch eingeschätzt hat, ich wollte das, aber sie wollte ihren Stiefel mit "wir brauchen keine Schmerzmittel" durchziehen.
In Pflegeheimen sind die Leute halt oft komplett am Limit. Die Mama einer Freundin hat in einem Pflegeheim mit vier Stockwerken gearbeitet als Nachtwache - erst hatte sie eine Station, irgendwann zwei Stationen und war dann regelrecht ausgebrannt, weil sie meinte, es muss nur jemand sterben, du einen Notfall haben, dann schaffst du es nicht mehr, die anderen Bewohner zu versorgen, weil sie klingeln, wenn sie aufs Klo müssen. Sie hat deshalb den Job dann aufgegeben.
Ich kann mir vorstellen, dass das in Krankenhäusern oft ähnlich ist. Wir haben in der Nachbarschaft ein älteres Paar, wo beide Kinder im Dorf leben, aber keines kommt, wenn z.B. Schnee fällt, um den Bürgersteig zu schippen "das müssen meine Eltern alleine hinbekommen, Bewegung tut ihnen gut" - die Leute sind über 80 und bekommen viel gar nicht mehr hin. Wenn du dann solche Verwandte hast zu den Patienten ....