Negev schrieb:In Büchern stehen Contenwarungen? Das muss aber auch neu sein? Dann hab ich die Warnung vor Pädophile in den Harry Potter Büchern allesamt überlesen...
Ich habe ja nun berufsbedingt viele Bücher in der Hand und Contentwarnungen stehen üblicherweise in Büchern, die sich an ein jüngeres Publikum richten und in denen der Content nicht zwingend aus dem Klappentext hervorgeht.
Heißt: In einem Krimi wird nun eher nicht davor gewarnt, dass da auch tatsächlich jemand im Verlauf der Handlung stirbt. In einem eher schnulzigen Krankenhaussetting wurde es das sehr wohl, weil es ja durchaus hätte sein können, dass dort alle Patienten durchkommen. Ich glaube, es wurde sogar explizit darauf hingewiesen, dass dort ein Neugeborenes stirbt. Ebenso wurde erwähnt, dass z.B. Gewalt und Stalking in der Handlung eine Rolle spielen. Weil das eben per se nichts ist, was für Bücher über junge Ärzt:innen, die sich verlieben, typisch ist.
Nun kann man das natürlich blöd finden. Weil.... Warum eigentlich? Vorne im Buch wird nur darauf hingewiesen, dass es diese Contentwarnungen gibt und dass man, wenn man nicht inhaltlich gespoilert werden soll, hinten im Buch nachlesen kann, was denn die konkreten Contentwarnungen nun sind.
Wenn ich weiß, dass mich sowas generell nicht betrifft, dann guck ich hinten einfach nicht nach. Ebenso, wenn es mich eventuell betreffen könnte, ich aber auf gar keinen Fall gespoilert werden möchte und dann mit den Konsequenzen leben muss, wie seitenweise beschrieben wird, dass das z.B. so ein Baby nach einer schwierigen Geburt tot auf die Welt kommt.
Nun besteht die Zielgruppe aber wie gesagt aus jüngeren, größtenteils weiblichen Leserinnen. Ein paar haben vielleicht vor kurzem ein Baby verloren, einige wurden vielleicht Opfer von Stalking oder Gewalt und möchten sich dem nicht auch noch in literarischer Form aussetzen. Diesen Menschen helfen die Contentwarnungen.
Selbst in Zusammenhängen, in denen kritische Inhalte erwartbar sind, können Contentwarnungen meiner Meinung nach hilfreich sein. Ich erinnere mich z.B., dass in der Serie "Tote Mädchen lügen nicht", in der bekannt war, dass sich die Protagonistin irgendwann umbringt, vor der Folge, in der das dann passiert - und das sehr grafisch und detailliert - eine Warnung auftauchte, dass das nun die Folge sein wird, in der es passiert.
Mir hat das geholfen, weil ich mir die Folge bewusster angucken und dann sofort reagieren konnte, als es soweit war. Weil ich das in dieser Detailliertheit eben auch nicht vertragen habe. Ich habe dann so lange nicht mehr hingesehen, bis klar war, dass die Szene rum ist. Und ich glaube nicht, dass mich das zu einer konservativ-christlichen Heuchlerin macht.
Und noch mal anders: Regt sich hier eigentlich auch irgendjemand darüber auf, dass in Filmen/Serien vor deren Beginn z.B. vor stroboskopischen Effekten gewarnt wird, die bei Menschen mit Epilepsie Anfälle auslösen können? Wieso ist das eigentlich für alle in Ordnung, aber wenn vor Gewalt oder Sexszenen gewarnt wird, ist es das dann plötzlich nicht mehr.